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Die Gartenkunst — 12.1910

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, [3]: Goombwood, Richmond, Kew
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0017

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DIE GARTENKUNST.

9

Erinnerungen
an die Studienfahrt der
Deutschen Gesellschaft für
Gartenkunst nach England.

Von R. Hoemann, Düsseldorf.

Mit Abbildungen
nach Aufnahmen von Heicke,
Frankfurt a. M.

in.

Goombwood. Richmond.
Kew.

Der dritte Tag brachte
uns aus London hinaus. Un-
ser Ziel war zunächst Goomb-
wood, wo sich Baumschulen
der Weltruf besitzenden Fir-
ma Veitch befinden. Wir fuh- _ _

ren also in den großen 4 spän- . „ TT , T ,

•„ at -i i_> Vorstadthäuser mit Vorgärten aus der Umgebung Londons,

nigen Mail-coach es zum

Städtlein hinaus. Auch diese

Fahrt brachte viel Sehenswertes. Je mehr wir aus dem gleichmäßige Art der Hausarchitektur, der Hausbe-
Stadtinnern herauskamen, um so öfter begegnete uns der pflanzung und der Heckenumfriedigung gab dem ganzen
Vorgarten mit den dahinter liegenden Einfamilienhäusern meist recht anmutigen, freundlichen Bild vielfach etwas
in der bekannten englischen Bauart. Charakteristisch sehr einheitliches und ruhiges, manchmal entstand dabei
bei diesen Vorgärten ist der Abschluß gegen die auch eine an Langeweile grenzende Monotonie. Das
Straße oder gegen den Nachbar. Hinter dem Eisen- Innere der kleinen Gärtchen bot durchweg nichts Be-
gitter oder dem eigenartigen I Iolzzaun (dünne, schmale merkenswertes, was dort zu sehen war, ist wohl in
Brettchen sind schuppenartig ineinander geschachtelt) ähnlicher Auffassung auch in unseren Vorgärten zu sehen
befindet sich die unentbehrliche Ligusterhecke (Ligustrum und anzutreffen. Wie wir nun etwa am Weichbilde
ovalifolium). Sie legt sich über den Zaun, selbst über der Stadt waren, bot sich wiederum etwas Neues in
die Mauer und läßt keinen unberufenen Blick in den einer öffentlichen Anlage. Öffentliche Anlage ist wohl
Vorgarten oder ins Hausinnere dringen (umgekehrt nicht die richtige Bezeichnung, der Engländer hat
wie in Holland, wo man über den Garten meist bis ins hierfür die Bezeichnung „Commons and open Spaces"
Innere der Stube hineinsehen kann). Das Haus selbst und er versteht unter dieser Bezeichnung ein Stück
ist zumeist mit Ampelopsis Veitchi bepflanzt. Diese Land, welches der Öffentlichkeit völlig ausgeliefert

wurde. Auf diesem Lande
laufen Pfade und pfadartige
Wege, wie sich der Verkehr
von selbst solche gebahnt;
zwischen den Wegen liegen
große Wiesen, auf den Wie-
sen stehen vercinzelteBäume,
meist Weißdorn oder alte
Eichen, und ab und zu be-
deckt wildes Gebüsch, insbe-
sondere der englische Ginster
(Ulex europaeus) oder Weiß-
dorn den Boden. All das
wächst, wie die Natur es eben
entstehen und wachsen ließ ;
es sieht aus, als wenn nir-
gends etwas gepflegt würde,
nirgends etwas gepflanzt wor-
den wäre, es ist also ein ganz
wilder Naturpark, der aber

Vorstadthäuser mit Vorgärten aus der Umgebung Londons. anscheinend sehr benutzt
 
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