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Die Gartenkunst — 12.1910

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Kayser, Hans: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, [4]: Ein Tag bei Lady Lilford
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0026

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18

DIE GARTENKUNST.

XII, 2

weise mit schönblühenden Schling-
pflanzen berankt ist. Schlichte Tor-
bogen lassen Einblicke tun und stel-
len die Verbindung mit dem Park
her. Einen solchen zeigt Abbildung.
Die vorzügliche Perspektive bis zum
jenseitigen Tor mit den dahinter sich
wölbenden Baumkronen des Parkes
ist als Rasenweg mit seitlichen flo-
wer borders ausgebildet und fesselt
den Vorüberschreitenden durch die
auffallende und gut beabsichtigte
Wirkung. (Abb. 6.)

Viel wäre noch zu sagen von
dem in seinen Einzelheiten fein
durchgearbeiteten Felsengarten und
seiner vorzüglichen Vegetation von
Alpinen und Wasserpflanzen, wel-
chen in geradezu vorbildlicher Weise
die ihren heimischen Bedingungen
entsprechenden Plätze angewiesen
waren. (Abb. 7.)

Zu erzählen wäre von prächti-
2. Beamtenwohnhäuser im Park der Lady Lilford. gen a[tcn Baumriesen von dem

höchst seltenen Vogelpark der Lady

So bildet bei Lady Lilford der lange, von Taxushecken doch geht dies über den Rahmen des hier zu Bchan-
flankierte Weg in seiner vornehmen Schlichtheit und
seiner Ruhe eine gute Vorbereitung des Zugangs zum
Blumengarten, dessen Eingang selbst durch zwei mäch-
tige Zypressen betont wird. Wir standen lange hier
und lobten den Meister, der solch' schlichtes Kunst-
werk erdacht und durchgeführt. (Abb. 3.)

Größer noch war unser Staunen beim Betreten
des Blumengartens selbst. Dies konnte nur geschaffen
sein mit der alles überragenden Liebe und dem feinen
Verständnis für Gartenpflege und für das einzelne
Pflanzenwescn, dies konnte nur von der Besitzerin
selbst angegeben und sorgsam gepflegt sein, so deut-
lich trug alles den Stempel der Persönlichkeit. Die Ab-
bildung gibt nur zum geringen Teil das wieder, was
wir sahen, wie sollen es Worte tun? (Abb. 4.)

Unter einem aus schlichten Eichenstämmen ge-
bildeten Rosengang führt ein mit unregelmäßigen Kalk-
platten belegter Weg. In den Fugen der Platten ent-
wickelt sich eine üppige Vegetation niederer, teils
Polster bildender, teils blühender Alpinen und Felsen-
stauden in den herrlichsten Farben: leuchtende Cam-
panula carpatica, tiefrote Nelken, Armeria, Saxifragen
usw. Zu beiden Seiten des Plattenweges laufen Rabatten
mit herrlichen Pensees, in reinen Farben üppig wuchernd
und auf den Weg übergehend. An den Eichenpfosten
ranken Schlingrosen und tun mit üppigem Flor das ihre
zur Steigerung der großen Farbensymphonie. Eine
für englische Blumengärten charakteristische, aber fürs
Auge fast blendende Farbenpracht!

Der große Kitchen Garden, den wir später sahen, ist
von einer ca. 3 m hohen Mauer eingeschlossen, die inner-
halb zur Spalierobstkultur ausgenützt, außerhalb teil- 3. Eingang zum Blumengarten im Park der Lady Lilford.
 
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