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Die Gartenkunst — 12.1910

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Zobel, Victor: Alte deutsche Gärten, [3]: Der Gutsgarten von Buch
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0031

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XU, 2 DIE GARTENKUNST. 23

Der größere Teil zeigt durchaus die holländische Man begegnet oft der Ansicht, daß der holländische

Art in seiner rein geometrischen Anlage und somit, für Garten eine besondere, von anderen grundsätzlich ver-
Deutschland wenigstens, die älteste, noch erhaltene schiedenc Gartenform darstellt. Das ist aber nur
Gartenform. Auf seine Gestaltung wird von Einfluß bedingt richtig, denn er zeigt im allgemeinen die Eigen-
gewesen sein, daß die erste Gemahlin des Großen

Kurfürsten eine oranische Prinzessin war, die für sich PLAN DES GUTSGARTENS

selbst im nahen Oranienburg einen Garten in den VON BUCH

heimatlichen Formen angelegt hatte. Man wird sich _ _

die Vierecke dieses ebenen Teils reich mit Blumen ^^^s^^^^^^^i ^^^^^^^S^^

geschmückt und die Hecken und Bäume wesentlich M ^^o%^' £ i ~t X n^%5V

niedriger zu denken haben, als sie heute sind. Die
beiden kleineren Gartenteile zeigen ausgesprochen
französische Formen, vor allem im Betonen der gesetz-
gebenden Architektur und durch ihren rhythmisch-
tektonischen Bau, während im holländischen Teil auf
die Hausarchitektur gar keine Rücksicht genommen ist.

Merkwürdig ist, daß sich in diesem
Galten holländische und französische W
Formen so dicht beieinander finden,
und man könnte vielleicht denken, daß
die einzelnen Gruppen aus verschiede-
nen Zeiten stammen; aber das Ganze
ist doch nach dem Plan, der aus dem
Jahr 1783 stammt, so sehr aus einem
Guß, daß es wohl von vornherein so an-
gelegt sein wird. Die verschiedenen
Teile stehen doch in außerordentlich
innigem Zusammenhang untereinander:
die Mittelflucht des holländischen Gar-
tens ist auf die Mitte des besonders
abgegrenzten Haus-Vorhofcs gerichtet;
der westliche Randweg hat im 1 laus-
garten seine Fortsetzung , ebenso die
Mittelflucht des Orangerie-Gartens, der
wieder mit dem holländischen durch den
breiten, von einerniedrigen Böschungs-
mauer begleiteten Querweg in engem
Zusammenhange steht.

Während der holländische Garten
vielleicht aus besonderen Gründen und
Wünschen entstanden ist, wird der Haus-
garten mit seiner zwischen Haus und
Gartentempel durchgehenden Achse als
der wesentlichste Teil anzusehen sein.
Er ist heute leider verschwunden und
mit ihm das kleine Theater mit seinen
seitlichen Ankleideräumen; an seiner
Stelle steht eine in recht reizvollen For-
men zu Ende des 18. Jahrhunderts er- /AftflSSTAB 1:22.70
baute Kirche. Auch der in sehr be-
zeichnenden Formen gehaltene Irrgarten nördlich des tümlichkeiten aller Gärten, die nördlich der Alpen bis
Gutshauses ist nicht mehr vorhanden, wie überhaupt etwa zur Mitte des 17. Jahrhunderts in derselben
an manchen Einzelheiten zum Teil recht unglückliche nüchtern geometrischen Art ohne Mitwirkung der
Veränderungen vorgenommen sind. Der beste Schmuck Architektur angelegt wurden; nur das reichlicher auf-
des Gartens sind heute seine schönen alten Baum- tretende Wasser unterschied ihn von den übrigen
reihen und die strengen Formen seiner grünen Hecken; Gärten. Holland ist aber länger als andere Länder
das Gutshaus ist vor einiger Zeit in sehr nüchterner seiner Art treu geblieben und es hat , während ander-
Weise umgebaut worden. wärts schon die französischen Formen herrschten

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