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Die Gartenkunst — 12.1910

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [1]: Villa Bettoni bei Bigliaco
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0036

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28

DIE GARTENKUNST.

XII, 2

den Vorteil einer direkten Vorfahrt auf der
andern Palastseite und eines einzig sehönen
Zusammenklingens des Gartens mit der er-
habenen Schönheit der Berge. Daß aber der
Garten mit dem Palast doch ein einziges, ge-
schlossenes Ganzes bildet, erreichte man da-
durch, daß man an den beiden Flanken des
Palastes die Straße (sie ist auch in diesem
Bogen nur etwa 3 m breit) mit Terrassen in
der Höhe des ersten Stockwerkes über-
brückte, sie außerdem vor seiner Front auf
das zwei- bis dreifache verbreiterte und vor
dem Portal noch in einem Halbrund nach dem
Garten zu ausspringen ließ. Vom Garten
trennt sie ein schönes, einfaches, schmiede-
eisernes Gitter auf niederm Mauersockel und
zwischen hohen Steinpfeilern (Vergl. Abb. 2,
3 und 5). Die Wirkung ist nun die einer ganz
flachen Terrasse oder eines besonderen Par-
terres. Das Gitter trennt die Massen des
3. Villa Bettoni, Bogliaco: Blick auf Palast, Straße und unteren Garten. Palastes und der Gartenumschließung für

das Auge so gut wie gar nicht, und die
hätte man sie einfach stehen gelassen und als Anlaß zur Straße ist ja durch die sie überbrückenden beiden Ter-
Auflösung der architektonischen Straffheit ins Malerische rassen vollständig verriegelt. Das Auge übersieht ein-
benutzt. Denn während die Renaissance in allen Künsten fach ihr Vorhandensein.

noch architektonisch schuf und darum auch in der Die Fläche bis zum Berge reicht gerade für ein

Malerei und Bildhauerei stets zur Insich-Abgeschlossen- Halbrund, das annähernd die Länge des Palastes zum
heit gelangte, liebt es heute auch die Architektur, sich Durchmesser hat. Es wird umschlossen von einer
vom Malerischen leiten zu lassen. stattlichen Taxushecke auf etwa schulterhoher Ter-

Der Garten dieser Villa ist, im angenehmen Gegen- rassenmaucr. In der Hauptachse erfährt dieser
satz zu vielen anderen, noch gut instand gehalten, untere Teil seinen Abschluß durch eine Nische in
auch noch im Besitz derselben Familie, welche ihn zwei Etagen auf einer Terrasse, welche die Fort-
anlegen ließ. Die außergewöhnliche Liebenswürdig- setzung und Verbindung der Bogenstücke darstellt,
keit des Besitzers, des Grafen Bettoni, ermöglichte es die die Taxushecken tragen (Abb. 2 und 3). Rechts
mir, den Garten gründlich zu betrachten und die neben- und links der Nische, welche wieder die erwähnte
stehenden photographischen Aufnahmen zu machen. Grotte und Wandnischen enthält, führen dreifach

Die Villa gewinnt noch besonderes Inter-
esse dadurch, daß zwischen Haus und Garten
die Straße hindurchführt und daß man die
daraus folgenden Schwierigkeiten außer-
ordentlich einfach und gut überwunden hat,
auf eine Weise freilich, die bei uns heute die
Baupolizei nicht erlauben würde. Zwischen
Berg und Gardasee ist hier nur ein schmaler
Streifen flachen Landes. Eine Umgehung
durch die Straße war ausgeschlossen. Ent-
weder mußte man ihr den Uferrand einräumen
oder das ganze Besitztum in zwei Teile schnei-
den lassen. Man behielt die Verbindung mit
dem Wasser bei und legte die Straße so,
daß auf ihrer einen Seite nach dem See zu
der Palast zu stehen kam auf einer breiten
vorgelagerten Terrasse, und daß auf der an-
dern Seite der Garten angelegt wurde, nach
dem Berg zu und an seinem Hang hinauf.
Dadurch gewann man den Vorteil einer

monumentalen Wirkung nach der Secseite ^ viUa Bettoni, Bogliaco:

hin (Abb. 1) und des Besitzes von Wasser, Blick von der Terrasse über der Straße in den untern Garten.
 
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