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Die Gartenkunst — 12.1910

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [2]: Florentiner Villen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0053

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XII, 3 DIE GARTENKUNST. 45

gebracht. Der andere größere bildet noch heute den Militär-Architekt und angesehenen »Theater-Maschi-
schönsten Schmuck von Castello (Abb. Seite 44). — nisten«-". Im architektonischen Aufbau des Ganzen
Den besten Eindruck von der Anlage empfängt man, ist sie die schönste Villa von Florenz, leider inj übrigen
wenn man dem Palast den Rücken wendend (besser mit manchen Mängeln behaftet. Es ist ganz unver-
noch aus einem Fenster des oberen Geschosses) den gleichlich, wie die ganze Anlage auf das Schloß als
Blick in der Hauptachse hinaufgleiten läßt. Da kommt ihren festen, krönenden Mittelpunkt, als ihr herrschendes
der Garten zu monumentaler Wirkung. Der untere Haupt hindrängt. Die kraftvolle, straffe Geschlossenheit
Teil schräg ansteigend, bricht sich an einer niederen wird hier nicht nur durch die seitliche und rückwärtige
Terrasse, dem einstigen Orangengarten, mit Loggien an Umrahmung bewirkt, sondern auch durch die leben-
seinen Enden rechts und links. Auf dieser erhebt sich digen, starken Beziehungen der Teile zum Ganzen, die
die große abschließende Terrassenmauer, in der Mitte sich nach dem Kerne zu aufs höchste steigern,
durch eine Grotte mit allerlei Getier darinnen und Vielleicht hat diese Villa auf die späteren mehr

seitlich durch jene eine Nische und je einen in sie Einfluß gehabt, als ihr allgemein zugeschrieben wird;
eingelassenen Treppenaufgang gegliedert. ein Beispiel eines wahrhaft architektonischen Gartens.

Über ihr erhebt sich ein Dickicht mit einem Teich Zu unterst liegt als ausgedehnte Basis der eigentliche
und einer Riesenhalbfigur aus Bronze in der Mitte. Es Garten. In acht Böschungsstiifen gliedert er sich und
erscheint heute frei, war aber einst mit Ausnahme der überwindet die Schrägung. Der Brunnen verleiht ihm
Zypressen streng geschnitten und durch Wege zerteilt. Maß und Inhalt und weist schon zwingend auf das

Vasari spricht von einem Labyrinth, das da ge- machtvolle Größere hin. (Man denke sich auf dem Bilde
wesen sein soll, wo heute der Brunnen steht. Vielleicht Seite 45 den Brunnen mit seiner kleinen Rundterrasse
irrt er sich aber hier (bei seiner eminenten Vielseitigkeit, fort. Dann erscheint der Raum bis zu den oberen
denn er ist auch Hofmaler, Architekt, Bildhauer usw., hat Terrassen leer und ohne straffe Verbindung mit dem
er viele Irrtümer und Flüchtigkeiten), und das Labyrinth Schloß. Auch hat das Auge keine Anhaltspunkte für
ist identisch mit dem heutigen Dickicht. Er rühmt die Entfernung, so daß das Gebäude viel näher erscheint.)
an ihm, daß es so gleichmäßig und in schöner Ordnung In sehr geschickter Weise sind die acht Stufen zu

aufgeteilt sei, als wie mit dem Pinsel gemalt. einer vierteiligen symmetrischen Aufteilung mit Gras-

Die Art der Aufteilung des großen, schrägen Garten- böschungen und buchsumkanteten Zierbeeten verwendet,
teils ist aus dem Bilde erkenntlich. Hervorzuheben ist Ihre Seiten rechts und links dieses Rechteckes stellen
die Aufstellung des Brunnens. Er gibt dem ganzen weiten Nebenachsen dar, die sich auf die Ecken des Gebäudes
(seitlich durch Mauern mit Orangenspalieren und Nischen beziehen. Auf ihnen sitzen große, in Buchsbeete zer-
begrenzten) Räume erst Inhalt und Leben, gibt ihm teilte Halbkreise auf, an den Bogcnseiten eingerahmt
einen festen Kern, ohne
seine Einheit zu zerstören.
Welche unglückliche Wir-
kung hätte hier eine große
kompakte Masse; dieser
Umstand allein macht es
schon unwahrscheinlich,
daß hier ein Labyrinth ge-
wesen. Wie vortrefflich
steht der Brunnen auf der
kleinen Rundterrasse, nach
unten als Basis die Treppe,
nach oben als wohlabge-
messener Abschluß die
niedere Taxushecke, flan-
kiert von den Statuen. Als
Ganzes etwas echt Floren-
tinisches.

Wenige Minuten ent-
fernt liegt die Villa La
Petraia, ebenso wie Ca-
stello jetzt dem Könige ge-
hörend. Auch sie wurde für
einen Mediceer angelegt,
angeblich von Buontalenti,
einem „Maler, Miniatur-
maler, Bildhauer, Zivil- und Villa Reale della Petraia (Florenz).
 
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