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Die Gartenkunst — 12.1910

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Zahn, Fritz: Literaturnachweis für Gartenkunst und Gartentechnik, [2]
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0055

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XII, 3

DIE GARTENKUNST.

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Einfriedigung. Symmetrische Anlagen z. B. bei Terrassen- und
Freitreppenbauten wirken weniger gut als bescheidene, dem
Gelände angepaßte ländliche Anordnung. Bei einseitiger Be-
bauung der Hangstraßen sind Vorgärten vom hygienischen
Standpunkt aus zwecklos, verkehrstechnisch, wirtschaftlich und
ästhetisch nachteilig, dagegen an ihrer Stelle schmale Beete
am Haus, die Schlingpflanzen aufnehmen, anzuraten.

Der Städtebau. Jahrg. II. Heft 8. Seite ioi. Aufgaben
der Gartenkunst. Zahn-Steglitz. Unterbrechen der geraden
Linie der Bauflucht, Vortreten und Zurückspringen einzelner
Bauteile und Gebäude wird empfohlen und engeregt, die Vor-
gärten eines Baublocks, einer Straße als eins zu behandeln,
als eine Gartenfläche, in welche die Häuser gesetzt sind.

Der Städtebau. Jahrg. VI. Heft 12. Seite 162. Eine Garten-
vorstadt bei Rorschach am Bodensee. J. Chr. Gewin-Darm-
stadt. Das Straßenbild ist durch einheitlich zusammenfassende
Behandlung der Vorgärten, durch Verschiebung der Gebäude-
gruppen vor und hinter der Bauflucht, durch Einbau von Lauben-
gängen abwechslungsreich gestaltet. (Bebauungsplan und
Gesamtansicht Tafel 95 und 96).

Der Städtebau. Jahrg. IV. Hefts. Tafel 35—36. Bebauungs-
plan für ein Grundstück an der Lerchenstraße in Heilbronn.
Beutinger und Steiner. In der offenen Bauweise treten die
Häuser von den Ecken nach der Mitte zu zurück, so daß eine
gekrümmte Bauflucht entsteht. Die gegen die Häuser etwas
ansteigenden Vorgärten sind einheitlich behandelt, durch
nur wenig auffällige Zäune voneinander getrennt und gegen
die Straße nur durch niedrige Mauern abgegrenzt.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedene Mitteilungen.

Wettbewerb Friedhof Bremen-Osterholz. Das Preisgericht
zur Beurteilung der eingegangenen Pläne für die Anlegung
des Osterholzer Friedhofes hat seine Entscheidungen getroffen.
Danach haben erhalten den ersten Preis die Architekten Her-
mann Grage und Kurt Winkelhausen in Hamburg auf ihren
unter dem Motto „Die langen Stücke" eingereichten Plan, den
zweiten Preis der Architekt Franz Seeck in Steglitz - Berlin
und der Gartenarchitekt Paul Freye in Charlottenburg auf
ihren unter dem Motto ,,Hansa" eingereichten Plan und den
dritten Preis Professor Friedrich Ostendorf in Karlsruhe auf
seinen unter dem Motto ,,Morituris" eingereichten Plan.

Die unter den Mottos „Paulus, Markus, Lukas", Verfasser
die Gartenarchitekten Schnackenberg und Siebold in Hamburg
und der Architekt Wagner in Bremen, und „Hortus mortu-
orum", Verfasser Gartenarchitekt Foeth und die Architekten
Recht und Bachmann, sämtlich in Cöln a. Rhein, eingereichten
Pläne sind angekauft worden.

Die vier unter den Mottos „Funeribus Bremensium sacer
Locus, Dolmen, Friede, Gewesen-Genesen" eingereichten Pläne,
deren Verfasser zunächst noch unbekannt sind, sind für den
Ankauf empfohlen worden.

Zwei sonderbare Angaben inbezug auf den Gartenbau im
Altertum. In H. Jägers „Gartenkunst und Gärten sonst und
jetzt" findet sich auf Seite 16 bei der Beschreibung altägypti-
scher Gärten folgender Passus: In einer Hymne auf einen
König Ramses auf dem sogenannten „Papyrus Anastasius
(Papst Anastasius III) heißt es an verschiedenen Stellen von
der Stadt des Ramses: „Ihre Fluren grünten von Kräutern,
Lauben und Blumengewinden. Die Blütensträuße sind wie
der GeschmacK des Honigs auf den berieselten Beeten. Ge-
müse und Calamus sind in den Gärten, Blumen in den Häusern."
(Übersetzung von Dr. Lauth im „Ausland" 1871, Seite 519.)

War die Sprache der alten Ägypter eine so gewagt
bilderreiche oder liegt eine ungenaue Übersetzung oder Druck-

legung vor? Sollte es nicht heißen: „Ihre Fluren grünten von
Kräutern, Lauben und Blumengewinden. Die Blütensträuße
sind wie der Geschmack des Honigs. Auf den berieselten
Beeten sind Gemüse und Calamus in den Gärten, Blumen in
den Häusern." ?

Der zweite, von mir angezweifelte Ausspruch findet sich
in „Rümplers Gartenbaulexikon" unter der Rubrik: „Handels-
gärtner". Die Stelle lautet: „Die soziale Stellung des Gärtners
war nicht immer eine so hochgeachtete wie in unseren Tagen,
wenigstens nicht im alten Indien. Denn im Gesetzbuch der
alten Inder heißt es wörtlich: „Einer, der Bäume für Geld
pflanzt, ist nicht würdig, an der Ehre einer Schradda
(eine Art Totenfeier zur Erinnerung an die Vorfahren, oder
das monatliche Opfer zu Ehren der Götter mit genau nach
Vorschrift zubereiteten Speisen) teilzunehmen." (S. Manu:
Verordnungen oder Hindu-Gesetzbuch aus dem Sanskrit von
Sir W. Jones, deutsch von Hüttn^r III, 163).

Bei der hohen Kultur jener alten Völker ist es schwer
an den Bestand einer so sinnlosen Verordnung zu glauben,
zumal sie, wie bekannt, einen hohen Baumkultus betrieben.
Weit wahrscheinlicher erscheint mir die Deutung, daß das
Baumpflanzen schon in damaligen Zeiten als eine so hoch-
stehende, sagen wir ruhig gottgefällige Arbeit betrachtet wurde,
daß es eben als sündhaft erscheinen mochte, für diese Arbeit
Geld anzunehmen. Warum sollte denn derjenige, der eine so
nützliche und würdige Arbeit verrichtete, ehrlos sein? Daran
zu glauben sträubt sich mein ganzes Empfinden und die Achtung
vor diesem alten Kulturvolk. Es sollte mich freuen, wenn ein
Fachgelehrter, dem die dazu notwendigen Quellen zur Ver-
fügung stehen, in diesen beiden zweifelhaft erseneinenden Punk-
ten Aufschluß erteilen würde. F. Winkler-Reval.

Qrabmalkunst. Vom Verein für Ton-, Zement- und Kalk-
industrie in Berlin wird vom 1. Juni bis 18. Juli 1910 zu Baum-
schulenweg-Berlin eine Ausstellung veranstaltet, die auch in
den Kreisen dei Gartenkünstler Interesse finden dürfte, da die
Verwendung dieser Materialien für Gartenarchitekturen und
Gartenplastik in größerem Rahmen vorgeführt werden wird.
Eine gleichfalls geplante Friedhofs-Anlage soll künstlerische
Grabmäler und Urnen aus keramischem Material oder Kunst-
stein zeigen. Zur Erlangung von Entwürfen für dieselben war
auf Veranlassung der Ausstellungsleitung vom Verein für
Deutsches Kunstgewerbe, Berlin W. 9 Bellevuestr. 3, ein Wett-
bewerb ausgeschrieben. Einlieferungstermin war der 1. Februar
1910. Die Entwürfe sollten umfassen: Grabsteine für Reihen-
gräber; Urnen mit und ohne Sockel, Tragsteine, Nischen usw.;
Einzelgräber und Erbbegräbnisse mit und ohne Einfassung;
Denkmäler für Massengräber. Das Preisausschreiben legte
Wert darauf, brauchbare Entwürfe zu einfachen Erzeugnissen
für den allgemeinen Bedarf zu erlangen. Gerade dieses letztere:
einfache Erzeugnisse für den allgemeinen Bedarf, erscheint
mir besonders wichtig und es ist zu hoffen, daß Wettbewerb
und Ausstellung helfen, das Publikum davon zu überzeugen,
daß ein einfaches Grabmal, ein einfacher Denkstein in künst-
lerischer Ausführung nicht teurer wird, als die jetzt angebotene
Dutzendware, daß sie aber dem Grab sowohl wie in ihrer Gesamt-
heit dem Friedhof ein besseres Aussehen, ein ruhiges Bild geben.

Die Beschickung des Wettbewerbes legte Zeugnis ab
von dem großen Interesse, welches die weitesten Kreise an
der Sache nehmen. Nicht weniger als 1167 Preisarbeiten
unterlagen der Begutachtung durch das Preisgericht, welches
unter dem Vorsitze von Prof. P. Behrens am 5. und 6. Februar
d. Jrs. seines Amtes gewaltet hat.

Den ausgesetzten I. Preis von 500 M. erhielt der Entwurf
von Bildhauer Georg Mattes, München-Pasing; den II. Preis von
300 M. der Entwurf des Bildhauers Felix Kupsch, Halensee; den
III. Preis von 200 M. erhielt Bildhauer Willi. Kruse, Berlin W. 57.

Außerdem wurden 20 Arbeiten programmgemäß zum
Ankauf empfohlen und außerdem mit Rücksicht auf die starke
Beteiligung der Ankauf weiterer 10 Entwürfe vom Preisge-
richt beantragt.

Sämtliche prämiierten, zum Ankauf vorgeschlagenen, so-
 
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