Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Encke, Fritz; Hoemann, Reinhold: Der Bremer Friedhofswettbewerb
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0062

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54 DIE GARTENKUNST. XII, 4

Die am ehesten den normalen praktischen Be-
dürfnissen und dem ästhetischen Empfinden weiter
Kreise der Bevölkerung entsprechende Art der Fried-
hofsanlage liegt in der Mitte: ein zwar tektonisch ge-
stalteter, aber nicht ängstlich symmetrisch und auch
nicht monumental behandelter Friedhof, dessen über-
sichtliche Wegeführung in Verbindung mit den orga-
nisch eingegliederten Bauwerken eine gute Orientierung
bietet und auf der großen Fläche kleinere Räume
schafft, die in ihrer Raumwirkung den Kirchhöfen der
alten Zeit sich nähern. Hier gibt es keine großen, öden
Grabfelder mehr, die man ängstlich dem Auge ent-
ziehen müßte, sondern die Grabfelder der Unbemittelten
werden bei aller Einfachheit hier ebenso liebevoll be-
handelt wie die prunkvollen Grabstätten der Reichen.

Besonders scheint uns eine Vereinigung der ver-
schiedenen Gräberklassen auf den einzelnen Friedhofs-
teilen erwünscht, wobei jedoch die technische Aus-
führungsmöglichkeit, zumal in einer großen Stadt, ge-
wisse Grenzen ziehen wird. Die Detailpläne der mit
dem I. und 2. Preise ausgezeichneten Entwürfe veran-
schaulichen dies deutlich. Der mit dem II. Preise be-

Iii Fl rüÜl 71 innnnrfrlY" ~|PPG5F I[zzS3 dachte Entwurf zeigt dabei eine Mannigfaltigkeit, welche
e^e^UlJ ^-2 p3sM = °= manchem Friedhofstechniker wahrscheinlich zu weit
f°°!Hni"5>yi öl II INI II II II II II FvAJnp- gehen dürfte, obgleich eine solche Anordnung, Stellen-
Wettbewerb Friedhof Bremen-Osterholz: Aufteilung eines weise angewendet, für die Schönheit des Friedhofes
Friedhofteiles zum Entwurf Krage-Winkelhausen (I. Preis). geradezu ideal wäre. Dem praktischen Friedhofstech-
niker , der die Schwierigkeiten einer solch kompli-
wird, bis zum monumentalen Friedhof, bei welchem die zierten Belegung kennt, wird dagegen die einfachere
Pflanze bald, ihrer natürlichen Eigenart beraubt, zu einem Anordnung der Gräber in dem Entwurf mit dem
lebenden Baumaterial wird, bald als liebenswürdiger 1. Preise mehr zusagen.

Schmuck die Architekturen bekleidet, oder da, wo sie Die oben gekennzeichnete Auffassung der Fried-
geschlossen waldartig auftritt, die plastische Masse bildet, hofsgestaltung läßt die bei früheren Konkurrenzen
aus welcher man lange Sichten und Wasserbecken so- bevorzugte, mehr prunkvoll monumentale Anordnung
wie vielgestaltige Räume herausschneidet. Der Ent- zurücktreten vor einer Behandlungsart, welche unter
wurf mit dem HI. Preis ist ein hervorragendes Beispiel. Verzicht auf die Durchführung großer, stark betonter

Wettbewerb Friedhof Bremen-Osterholz: Lageplan des Entwurfs von Architekt F. Seeek, Steglitz, und Gartenarchitekt

P. Freye, Charlottenburg (II. Preis). Maßstab ca. 1: 7500.
 
Annotationen