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Die Gartenkunst — 12.1910

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DIE GARTENKUNST. XII,

Naumburg a. d. S. Sein Vater war Kgl. Preuß. Steuerrat.
Seinen Schulunterricht genoß G. in der Frankeschen Stiftung
in Halle und am Gymnasium in Weimar. Anfang April 1860
trat er, siebzehnjährig als erster Schüler in das neugegründete
pomologische Institut in Reutlingen ein, um sich im Gartenbau
auszubilden. Nach mehreren dem Fachstudium gewidmeten
Jahren, die er als Gehilfe in verschiedenen Gärten zubrachte,
diente er 1866 als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Jägerbataillon
in Potsdam, machte, nachdem er in der Zwischenzeit Studien-
reisen gemacht und sich beruflich praktisch betätigt hatte, den
Krieg gegen Frankreich als Vizefeldwebel im 4. Regiment des
Württembergischen Armeekorps mit, und wurde vor Paris
zum Offizier befördert.

Nach dem Frieden widmete er sich zunächst wieder seinem
Geschäfte, einer Beerenobstschule
in Cannstadt und übernahm im
Sommer 1874 die Einrichtung und
Leitung der Kaiserl. Obst- und
Gartenbausschule Grafenburg bei
Brumath im Elsaß. Seine erfolg-
reiche Tätigkeit in dieser Stellung
führte 1879 seine Berufung nach
Geisenheim als Leiter der Kgl.
Gärtnerlehranstalt daselbst her-
bei. Die Verdienste, die er sich
in dieser Stellung erworben hat,
sind bekannt und brauchen hier
nicht besonders hervorgehoben zu
werden. Im Jahre 1903 legte er
das mühe- und verantwortungs-
reiche Amt als Direktor der unter
ihm zu großer Blüte gelangten
Geisenheimer Lehranstalt nieder.

Außerhalb der amtlichen
Wirksamkeit entfaltete Goethe
eine vielseitige literarische Tätig-
keit und wirkte ehrenamtlich als
Vorsitzender verschiedener Gar-
ten-, Obst- und Weinbau-Vereine;
der Deutschen Gesellschaft für
Gartenkunst gehört er als schrift-
wechselndes Mitglied an.

Sein eigentliches Tätigkeits-
gebiet bildet der Obst- und Wein-
bau und die große Mehrzahl der
von ihm herausgegebenen zahl-
reichen Schriften behandeln Gegenstände aus diesem Gebiete.
Aber auch landschaftsgärtnerisch hat er mit Vorliebe ge-
wirkt und verfolgt heute noch die neuzeitliche Entwickelung
der Gartenkunst mit lebhaftem Interesse. Ein Werkchen
„Naturstudien", in welchem er den jungen Landschaftsgärtner
mit Wärme auf die Schönheiten der Natur und ihre vorbild-
liche Wichtigkeit für künstlerisches Schaffen hinweist, ist so-
eben erschienen und liegt mir zur Besprechung vor.

In dem Wunsche, daß es dem hochverdienten Manne
vergönnt sein möge noch lange in Gesundheit und Geistesfrische
sich seiner Erfolge zu freuen, vereinigen wir uns mit allen
seinen Freunden und Verehrern. H.

Ludwig Möller, Erfurt, starb am 12. April d. J. nach
längerem Leiden. Mit ihm ist eine der bekanntesten Persön-
lichkeiten aus der deutschen Gärtnerwelt dahin gegangen.
Möller, der am 4. Dezember 1849 im Charlottental in Mecklen-
burg-Schwerin geboren war, hat sich aus ganz einfachen Ver-
hältnissen mit Fleiß und rastloser Energie emporgearbeitet.
Nach dem Besuch der Volksschule wurde er Gärtner und be-
tätigte sich als Gärtnergehilfe und Herrschaftsgärtner wie
tausend andere auch. Erst als er mit der gärtnerischen Vereins-
tätigkeit in Berührung kam, geriet er in das seiner Natur und

Veranlagung entsprechende Fahrwasser. 1876 wurde er Vor-
sitzender des deutschen Gärtnerverbandes, 1879 dessen be-
soldeter Geschäftsführer; damit begann auch seine Tätigkeit
als Leiter des Verbandsorgans, der „Deutschen Gärtnerzeitung".
Als im Jahre 1885 der Verband in Trümmer ging, führte
Möller die gut eingeführte und den Zeitverhältnissen sehr
angepaßte Zeitschrift als „Möllers Deutsche Gärtnerzeitung"
weiter und brachte sie schnell in die Höhe. Mittelst dieser
Zeitschrift übte er fast 25 Jahre lang einen nachhaltigen Einfluß
auf vielen Gebieten der deutschen Gärtnerei aus. Er besaß einen
scharfen Blick und, was er für richtig erkennt hatte, führte er
mit Energie durch. Rücksichtnahme auf persönliche Gefühle
oder Respekt vor Fachautoritäten kannte er dabei nicht. Be-
kannt ist sein fortgesetzter und, wie ihm selbst seine Gegner

zugeben müssen, erfolgreicher
Kampf gegen die Mißstände auf
demGebieteder Gartenbauausstel-
lungen, der Preisrichterei, dem
Vereinswesen usw. Den Wert
neuer Geschäfts- und erfolgver-
sprechender Kulturmethoden er-
kannte er schnell und förderte sie
mit Nachdruck, gegen Zopf und
Schlendrian kämpfte er unermüd-
lich. Mehr als einmal hat er sich bei
seinem Vorgehen auch in etwas
einseitiger Weise verrannt. Sein
Kampf gegen die Hamburger Aus-
stellung des Jahres 1897 — die
Zwölf Kneipen-Ausstellung, wie er
sie nannte — wird ebenso noch in
aller Erinnerung sein, wie sein
ähnliches Verhalten gegen die
Düsseldorfer Ausstellung des Jah-
res 1 904. Uberraschend kam vielen
seine Stellungnahme gegenüber
den Künstlergärten der Darm-
städter Ausstellung 1905. Als Mit-
glied des Vereins deutscher Gar-
tenkünstler vertrat er oft eine
den Tendenzen der Vereinsleitung
entgegengerichtete Ansicht, so
z. B. in der sogenannten Hoch-
schulfrage. Infolge eines sich aus
seiner Haltung ergebenden Kon-
fliktes wurde er aus dem Verein
ausgeschlossen; aber er erzwang die Zurücknahme dieses Be-
schlusses auf dem Klagewege und nahm nach wie vor regen
Anteil an den Verhandlungen der Jahresversammlungen.

Vielen ist die Form seiner Polemik, die Schärfe seines
Tones nicht sympathisch gewesen; wer jedoch ohne Vorein-
genommenheit ist, muß anerkennen, daß ein Möller nötig war,
um mit altüberkommenen Mißständen aufzuräumen. Seine
Rolle war die des Hechtes im Karpfenteich. Die hat er er-
folgreich gespielt und an dem bedeutsamen Aufschwung, den
der deutsche Gartenbau in den letzten 30 Jahren genommen hat,
hat er einen nicht hoch genug zu schätzenden Anteil gehabt.

In den letzten Jahren war er still geworden. Krankheit
hatte den Sechzigjährigen gezwungen, obschon sein Geist die
alte Lebhaftigkeit bewahrt hatte, sich Zurückhaltung aufzu-
erlegen. Nun ist er dahin gegangen und hat die Feder end-
gültig aus der Hand gelegt. H.

Berichtigungen. Seite 42, 2. Spalte, Zeile 14 von oben
lies Careggi (statt Careggo). — Der Mitverfasser des mit dem
I. Preise ausgezeichneten Entwurfs für den Friedhof Bremen-
Osterholz heißt Grage (nicht Krage).

Rud. Goethe, Kgl. Landesökonomierat.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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