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Die Gartenkunst — 12.1910

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, [6]: Holland-House
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0106

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98

DIE GARTENKUNST.

XII, 6

des Kollegen Foeth im April-
heft unserer Zeitschrift, ich
erinnere ferner an den Bremer
Friedhofwettbewerb; aber es
freut einen doch sehr, wenn
man ein so gelungenes Bei-
spiel für die Richtigkeit dieser
Auffassung in einer alten histo-
rischen Gartenanlagc findet.
Diese Gliederung des Gartens,
besonders in der Umgebung
des Hauses fanden wir ja noch
häufig in England, und das
muß man sagen, meist in sehr
gelungener Weise. So war in
den Gärten des Baron Roth-
schild in Gunnersbury ein
regelmäßig behandelter Teil
mit gleich guter Raumwir-
kung zu sehen. Eine kleine

tt „ , tt ^ , t*, i * ,t , , mauerumfriedigte Terrasse,

Aus Holland-House Garden: Parkeingang an der Vorfahrt zum Hause. .. ,T ,

mit Marmorsitz, umschattet

von alten Bäumen, von dort

Raumwirkung besitzt. Die Verhältnisse der einzelnen hinab über zwei sehr schöne Treppenläufe in den
Gartenteile stehen in seltener Harmonie und das Rosengarten, der wiederum mauerumschlossen ist, das
Ganze sowohl, wie das Einzelne zeigt eine Fülle alles in so glücklichen Verhältnissen mit verhältnis-
malerischer Reize. Und trotzdem das Ganze doch mäßig wenig Mitteln angelegt, aber von so guter, ge-
eine große, vornehme Besitzung ist, herrscht in diesen schlossener Wirkung, daß ich und wohl wir alle voll
Gartenteilen eine so intime, ich möchte fast sagen Ge- befriedigt waren. Auch andernorts konnten wir ähn-
mütlichkeit, daß ich nicht umhin konnte, längere Zeit liches sehen. In Baron Rothschilds Garten war noch
von einem der schönen Gartensitze dies anmutige mancherlei zu beobachten. So waren z. B. gegenüber
Bild auf mich wirken zu lassen, während Kollege Heicke der Vorderfront des Herrenhauses um einen Küchen-
versuchte, so viel wie möglich auf seiner Platte fest- garten herum Staudenrabatten angelegt, anscheinend
zuhalten. Eins bewunderte ich immer von neuem, mit großer Sorgfalt, die lediglich einen Herbstflor ent-
nämlich die gute Raumwirkung dieser Gärten, und wickeln sollten. Die Hauptpflanzengattung, die hier
eins lehren diese alten Gärten, welche entstanden vor zu finden war, war die Herbstaster in ihren mancherlei
der Blütezeit der Landschafts-
gärtnerei, und diese Lehre
lautet, so glaubeich: „Schaff
Räume im Garten."

Und dann bewunderte ich
hier die besonders günstige
Kontrastwirkung, welche ent-
steht, wenn die grade Linie
der Gartenumfassung, sei sie
nun gebildet durch Hecke
oder Mauer oder Laubgang
etc., sich abhebt gegen eine
malerisch unregelmäßig ange-
ordnete Baumpflanzung der
nächsten Umgebung. Neu-
zeitliche Gartengestaltung hat
ja in Erkenntnis dieser Dinge
längst Nutzanwendung daraus
gezogen und betätigt die Lehre
„Schaff Räume im Garten" in
mannigfaltigster Weise, ich

erinnere nur an den Entwurf Aus Holland-House Garden: Das große Blumenparterre.
 
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