XII, (i
DIE GARTENKUNST.
101
Aber nicht nur die Flora nein auch die Tierwelt
muß zur Belebung des Parkes beitragen, nicht nur
Schafe, Pferde, Rinder, darunter die langhaarige Schott-
ländcr Rasse, nicht nur Hirsche und Rehe, auch fremd-
ländische Tiere müssen heran. So fanden wir auf
einer Besitzung Strauße, ich glaube es waren Kasuare,
zwischen dem weidenden Vieh, dann Känguruh's und
anderes Getier, bei Lady Lilford sogar einen präch-
tigen Vogelpark und einen wahrhaftigen zoologischen
Garten mit allerlei seltenem Getier. Freilich kann
nur sehr großer Reichtum sich solchen Luxus er-
lauben.
Ich darf wohl nicht unerwähnt lassen, daß diese
Art Liebhabereien, hier also besonders Pflanzenlieb-
habereien, zu pflegen, auch manchesmal zu Entgleisungen,
selbst zu solchen schlimmer Art führt. Ein Beispiel dafür
waren die Pleasur - grounds, die wir auf mancher Be-
sitzung sahen. Im unregelmäßigen Landschaftspark
wurden da auf irgend einem Rasengrund Blumenbeete
in regelmäßiger und unregelmäßiger Form angelegt,
bei denen man wirklich vergeblich nach einem erkenn-
baren Grund für ihre Daseinsberechtigung suchte. Da
lagen denn die kleinen Beete in Form von Kreisen,
Aus dem Rothschildpark zu Gunnesbury: Künstliche Ruine.
Aus dem Rothschildpark zu Gunnesbury: Abschlußmauer
am Rosengarten mit Pforte.
Monden, Sternen, Herzen, Nieren etc. formlos neben-
einander, als wenn ein cjjähriger Knabe der Garten-
künstler gewesen wäre; sie waren fast alle tadellos
mit den schönsten Blumen bepflanzt und zwischen den
Beeten standen dann ebenso wähl- und sinnlos schöne
oder seltene Ziersträucher, Rosenpyramiden etc. etc.,
so daß man trotz aller Pflanzenpracht hier ratlos den Kopf
schütteln mußte und nicht verstand, wie solch unglaub-
liche Geschmacksverirrung in demselben Park zu finden
war, wo in unmittelbarer Nähe wieder Gartenszene-
rien geschaffen waren, die alte, hohe Kultur und er-
lesenen Geschmack erkennen Hessen.
Doch was wollen solche Fehler bedeuten neben
dem vielen Guten und Schönen, was englische Gärten
uns zeigten, oft geradezu in vorbildlicher Art; und auch
diese Fehler sind zu verstehen, weil sie entstanden
aus Liebe zur Pflanze, aus Liebe zur Einzelschönheit
derselben. Und um dieser Liebe willen sollen diese
Fehler entschuldigt und verziehen werden. Wenn erst
bei uns diese Liebe zum Garten, diese Freude an
Pflanzen und am Pflanzen und diese Ehrfurcht vor
dem Gepflanzten so groß und so sehr Allgemeingut
DIE GARTENKUNST.
101
Aber nicht nur die Flora nein auch die Tierwelt
muß zur Belebung des Parkes beitragen, nicht nur
Schafe, Pferde, Rinder, darunter die langhaarige Schott-
ländcr Rasse, nicht nur Hirsche und Rehe, auch fremd-
ländische Tiere müssen heran. So fanden wir auf
einer Besitzung Strauße, ich glaube es waren Kasuare,
zwischen dem weidenden Vieh, dann Känguruh's und
anderes Getier, bei Lady Lilford sogar einen präch-
tigen Vogelpark und einen wahrhaftigen zoologischen
Garten mit allerlei seltenem Getier. Freilich kann
nur sehr großer Reichtum sich solchen Luxus er-
lauben.
Ich darf wohl nicht unerwähnt lassen, daß diese
Art Liebhabereien, hier also besonders Pflanzenlieb-
habereien, zu pflegen, auch manchesmal zu Entgleisungen,
selbst zu solchen schlimmer Art führt. Ein Beispiel dafür
waren die Pleasur - grounds, die wir auf mancher Be-
sitzung sahen. Im unregelmäßigen Landschaftspark
wurden da auf irgend einem Rasengrund Blumenbeete
in regelmäßiger und unregelmäßiger Form angelegt,
bei denen man wirklich vergeblich nach einem erkenn-
baren Grund für ihre Daseinsberechtigung suchte. Da
lagen denn die kleinen Beete in Form von Kreisen,
Aus dem Rothschildpark zu Gunnesbury: Künstliche Ruine.
Aus dem Rothschildpark zu Gunnesbury: Abschlußmauer
am Rosengarten mit Pforte.
Monden, Sternen, Herzen, Nieren etc. formlos neben-
einander, als wenn ein cjjähriger Knabe der Garten-
künstler gewesen wäre; sie waren fast alle tadellos
mit den schönsten Blumen bepflanzt und zwischen den
Beeten standen dann ebenso wähl- und sinnlos schöne
oder seltene Ziersträucher, Rosenpyramiden etc. etc.,
so daß man trotz aller Pflanzenpracht hier ratlos den Kopf
schütteln mußte und nicht verstand, wie solch unglaub-
liche Geschmacksverirrung in demselben Park zu finden
war, wo in unmittelbarer Nähe wieder Gartenszene-
rien geschaffen waren, die alte, hohe Kultur und er-
lesenen Geschmack erkennen Hessen.
Doch was wollen solche Fehler bedeuten neben
dem vielen Guten und Schönen, was englische Gärten
uns zeigten, oft geradezu in vorbildlicher Art; und auch
diese Fehler sind zu verstehen, weil sie entstanden
aus Liebe zur Pflanze, aus Liebe zur Einzelschönheit
derselben. Und um dieser Liebe willen sollen diese
Fehler entschuldigt und verziehen werden. Wenn erst
bei uns diese Liebe zum Garten, diese Freude an
Pflanzen und am Pflanzen und diese Ehrfurcht vor
dem Gepflanzten so groß und so sehr Allgemeingut