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Die Gartenkunst — 12.1910

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Heicke, C.: Parkerhaltungsfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0121

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XII, 7

DIE GARTENKUNST.

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faßt worden, die eine zusammenfassende Übersicht des
ganzen hierher gehörigen Materials bringt und allge-
meiner Beachtung empfohlen werden muß.

Denn das ist das Wichtige an der Sache, daß in-
folge all dieser aufklärenden Tätigkeit sich die Er-
kenntnis allmählich Bahn bricht, daß man es hier
nicht mit einer nur Berlin und seine Vororte angehen-
den Geldfrage zu tun hat, sondern mit einer Kultur-
frage allerersten Ranges, deren Bedeutung weit über
die Grenzen des in erster Linie davon betroffenen
Berliner Bezirks hinausreicht.

Diese allgemeine Bedeutung liegt aber nicht nur
darin, daß es sich dabei um das Wohl und Wehe einer
Bevölkerung von drei bis vier Millionen handelt, die in
Berlin und seinen Vororten zusammengedrängt ist,
von der tagaus-tagein die weitestgehenden Einflüsse
auf das ganze Reich bis in das kleinste Dorf hinein
ausstrahlen und deren Kulturzustand daher für ganz
Deutschland von größter Wichtigkeit ist, sondern nicht
zum letzten auch darin, daß Kommunal- und Sozial-
politiker, Architekten und Ingenieure, Arzte und Garten-
künstler und alle, die noch sonst an künstlerischen
und hygienischen Fragen im Städtebau beteiligt sind,
durch die Berliner Bestrebungen angeregt werden, sich
mit dem Thema der Wald- und Parkerhaltung zu be-
schäftigen, über seine Bedeutung nachzudenken, selbst
sich unter Bezugnahme auf naheliegende lokale Mög-
lichkeiten darüber eine Meinung zu bilden und andere
mit der Frage vertraut zu machen. Denn Fragen derWald-
und Parkerhaltung können in jeder größeren und kleine-
ren Kommune alle Augenblicke auftauchen und dann ist
es von größter Wichtigkeit, wenn nicht erst im ent-
scheidenden ^us ^en Anlagen des Schlosses Haibau i. Schi.: Mauerdurchblick.

Augenblick

zeitraubende ganz besonders auf diesem Gebiete vor allem Schemati-
Aufklärungs- sieren hüten, und es erscheint mir nicht angängig,
arbeit gelei- ohne Unterschied alle die Gründe, welche für die Er-
stet zu werden haltung eines Waldgürtels um Groß-Berlin sprechen,
braucht, son- ohne weiteres auch ins Feld zu führen, wenn es gilt,
dern jeder zur an anderen Orten irgend eine vom Wachstum der
Mitwirkung Stadt erreichte Parkanlage vor der Aufteilung in Bau-
Berufene so- plätze zu retten und für die Bürgerschaft als Grün-
wohl, wie auch anläge zu erhalten.

die an der Be- Dafür besteht ein zu großer Unterschied im Werte
Handlung der zwischen solchem teilweise noch weit draußen im Zukunfts-
öffentlichen gebiete gelegenen Forstgelände, wie es bei Berlin haupt-
Angelegcnhei- sächlich in Frage kommt, und zwischen Parkgrund-
ten anteilneh- stücken, die als reifes Bauland unter Umständen für
mendenKreise den Quadratmeter so teuer bezahlt werden, wie jenes
der Bürger- für den Hektar.

schaff sich Man muß also die Frage der Schaffung von Wald-
über die all- und Wiesengürteln um die Großstädte von der Frage
gemeine Be- der Erhaltung alter Parkanlagen innerhalb derselben
deutung sol- getrennt behandeln. Darüber müssen sich auch die
eher Fragen eifrigsten Verfechter des Grundsatzes, daß eine Stadt
klar sind. gar nicht genug an freien Flächen und grünen Be-
Motiv aus dem Park von Schloß Nun so" „ständen umschließen könne, klar sein. Auch für die
Fürstenstein i. Schi. man sich aber reichsten Städte gibt es schließlich Grenzen, über die
 
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