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Die Gartenkunst — 12.1910

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Heicke, C.: Der neue Ostpark zu Frankfurt a. M.
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Müller, Hubert: Angepaßte Gehölzsorten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0142

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134

DIE GARTENKUNST.

XII, 8

genügt sein, zumal ja ziemlich weitgehende Rasenfrei-
heit gelten soll.

Eine besondere Abteilung des Parkes bildet der
Schulgarten. Er zerfällt in zwei Teile : in den Anzucht-
garten und den botanischen Garten. Aus dem Anzucht-
garten wird der Massenbedarf der Schulen an kraut-
artigen Pflanzen für den beschreibenden Naturkunde-
Unterricht gedeckt. Er ist in regelmäßige Felder ein-
geteilt und von graden Wegen durchzogen. Dabei
entbehrt er aber durchaus nicht seiner besonderen
Reize; ja man ist recht überrascht, welch schöne
Farbenspiele sich ergeben, wenn die in ihm heran-
gezogenen heimischen Kräuter, die man sonst selten
auf großen Flächen beetweise zusammensieht, in voller
Blüte stehen. Draußen im Freien hat man fast nie
Gelegenheit, diese Farbenwirkungen zu beobachten,
weil die meisten dieser Kräuter in Feld und Wald, auf
Wiesen und an Hecken zwar häufig, aber doch fast
immer zerstreut und gemischt mit vielen anderen Ge-
wächsen vorkommen und daher nie zu solchen reinen
Massenwirkungen gelangen wie hier.

Die botanische Abteilung enthält ökologisch-bio-
logische Pflanzengruppierungen. Bäume und Sträucher,
Stauden und Gräser sind hier, wie sie in der Natur
auf gemeinschaftlichem Standorte vorkommen, vereinigt,
um der Jugend Gelegenheit zu geben, die einzelnen
Arten, die sie im beschreibenden Unterricht zergliedert
und kennen gelernt hat, in ihrem Zusammenleben
mit den zu denselben Pflanzengemeinschaften gehörigen
anderen Arten zu beobachten. Hier ist selbstredend
eine ziemlich weitgehende Naturnachahmung getrieben
worden. Die Bodenverhältnisse sind, was Zusammen-
setzung und Oberflächengestaltung anbelangt, möglichst
naturgetreu dargestellt und auch die Anordnung der
Pflanzen in den einzelnen Gruppen genau nach ihrem
Vorkommen im Freien getroffen worden. Auch die
Gesteinarten des Frankfurter Bezirkes im weiteren Sinne
haben in ihren typischen Formen Aufstellung gefunden.

Während der größere Teil dieser Abteilung aus-
schließlich Vegetationsbilder der deutschen Heimat
zur Anschauung bringt, ist ein kleinerer Teil auch
mit ausländischen Gehölzen nach pflanzengeographischen
Gesichtspunkten bepflanzt worden.

Baulichkeiten sind vorerst im Park noch nicht er-
richtet worden. Aber es wird sich wohl in nicht all-
zulanger Zeit als notwendig herausstellen, für die Be-
dürfnisse des Spielbetriebes an geeigneter Stelle eine
Unterkunftshalle mit Räumen zum Umkleiden, zur
Aufbewahrung von Gerätschaften usw. zu errichten
und damit auch eine Verkaufsstelle für Erfrischungen
zu verbinden. Sie wird zweckmäßig auf dem mit
Bäumen bestandenen Platze nächst dem südlichen Ende
des großen Teiches errichtet werden, da sie hier von
den beiden Spielwiesen und vom Teich aus gleich be-
quem erreicht werden kann.

Im Schulgarten ist sodann ein Platz zur Errich-
tung einer Gärtnerwohnung vorgesehen und in dem
vorerst noch nicht zur Ausführung gekommenen Teil

der Anlagen auf dem Abhänge zwischen den als oberer
und unterer Röderbergweg bezeichneten Straßen die
Möglichkeit offen gehalten, eine große Parkwirtschaft
mit einem Terrassengarten für Konzerte zu erbauen.

Beim Abschlüsse einer solchen Aufgabe, deren
Lösung einen eine Reihe von Jahren beschäftigt hat, läßt
man gern einmal die Gedanken rückwärts wandern.
Man wird sich dann leicht bewußt, wie oft verhält-
nismäßig kurze Fristen genügen, um fast unmerklich
mit Anschauungen aufzuräumen, die man für festbe-
gründet und unwandelbar gehalten hat. Wenn ich an
das Entsetzen denke, welches mich überkam, als mir
zum ersten Male ernstlich nahegelegt wurde, eine
größere Nutzbarmachung unserer Anlagen für die Be-
völkerung und insbesondere die Freigabe von Rasen-
flächen ins Auge zu fassen, dann muß ich unwillkür-
lich lächeln. So etwas schien einem zunächst ganz
undenkbar und das ist begreiflich, wenn man sich die
Form unserer bisherigen Stadtparks vorstellt, die so-
zusagen nur die guten Stuben für die Bevölkerung
und sauber herausgearbeitete Zieranlagen bildeten, in
denen man die Zuchtergebnisse unserer Gärtnereien in
sorgfältigster Aufmachung zur Schau zu stellen ge-
wohnt war.

Je mehr man sich aber mit solchen anfänglich
von der Hand gewiesenen Gedanken vertraut machte,
um so mehr drängte sich einem die Überzeugung auf,
daß die Sache doch einen sehr berechtigten Kern habe,
und - man begann über die Möglichkeit ihrer Durch-
führung ernsthaft nachzudenken. Und wie erst der
Wille sich einstellte, da war auch der Weg bald
gefunden. Der Ostpark, der nicht erst unter der Ein-
wirkung unserer Studienfahrt nach England entstanden
ist, mag als ein Beispiel für die Entwicklung unserer
Anschauungen in solchen Angelegenheiten gelten.

H e i c k e.

Angepaßte Gehölzsorten.

Von Hubert Müller, Langsur/Trier, Ehrenvorsitzender des B.D.B.

Die beiden Artikel „Zuviel Gehölzsorten" im Juni-
heft der Gartenkunst und im Handelsblatt vom 9. Juli
veranlassen mich, vom rein wirtschaftlichen Standpunkt
des Baumschulbesitzers aus dazu Stellung zu nehmen.
Den künstlerischen Standpunkt zu verteidigen, muß
berufeneren Fachmännern überlassen bleiben. So freudig
ich den Artikel des Herrn Heicke begrüßte, welcher
ein ersprießliches Zusammenwirken zwischen Garten-
künstlern und Baumschulbesitzern in Aussicht stellt,
so sehr bedauere ich die Polemik im Handelsblatt,
welche neben persönlichen Spitzen, die einer Sache
an sich wohl selten förderlich sind, die Frage zer-
stückelt, einige Sätze herausgreift, diese dann unter die
Lupe nimmt und die ganze Sache auf ein Gebiet zieht,
welches mehr auf Rechthaberei als auf Verständigung
hinausläuft. In mancher Beziehung hat der anonyme
 
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