138
DIE GARTENKUNST.
XII, 8
Villa Mondragone: Die große Terrasse mit Blick auf die Campagne.
Sic waren Landvillen, Sommersitze. Nach dem rasse vollständig achsgemäß vor der Kasinofassade,
Wiederaufschwunge Roms durch die Energie des Papst- die Aussicht von der Villa, wie ihre Ansicht von außen
tums baute man zuerst die Villa suburbana in der scheinen damals noch nebensächlich behandelt worden
allernächsten Umgebung der Stadt selbst. Erst als zu sein, sind nicht für Richtung und Aufbau bestimmend
die Kriegsgefahren dauernd beseitigt waren, Päpste gewesen. Auch das spätere Kasino bietet seine ganze
und Kardinäle an Glanz der Lebenshaltung miteinander Schönheit nur für den Garten und die durch diesen ein-
wetteiferten , die Bedürfnisse des gesellschaftlichen tretenden Gäste auf, während die Talseite fast ganz
Lebens immer vielseitiger wurden, wagte man sich vernachlässigt ist. Gerade von jener aber hat man den
dahinaus, wo noch heute die Reste der Ruinen von herrlichsten Blick auf Mondragone, und von der Seite
Ciceros Tusculum und Lukulis Villa zu finden sind, der Hauptterrasse, wie von der darunter vorgelagerten
schuf die Güter, die man dort hatte, zu geräumigen zweiten Terrasse hat man einen schönen Blick auf
Sommersitzen um. Hatte man auch die kindischen die Ausläufer des Gebirges und die Campagna. Die
Spielereien, wie sie kurz vorher noch in den Villen ganze Villa mit ihren Olbergen und Weingärten hat
beliebt waren, hier aufgegeben, so setzte man an ihre viele reichere und einfachere, mehr und weniger ba-
Stelle raffinierte Annehmlichkeiten, wassergekühlte Auf- rocke Tore (wie die zahlreichen Tore überhaupt ein
cnthaltsräume mit zarten Düften erfüllt, Wasscrorgcln Kennzeichen der Frascateser Villen sind). Durch das
usw., die schließlich doch in groteske Spielereien einfache Haupteingangstor gelangt man erst auf eine
wieder ausarteten. Auch das sentimentale Natur- schräge Wiese, dann durch ein zweites mächtiges
schwärmen der späteren Zeit deutet sich hier schon teil- Prunktor in den Garten, dessen Formdickicht heute zu
weise an. Aber durch alles geht noch ein Zug derber einem schönen Steineichenhain ausgewachsen ist, und
Großzügigkeit, dasjenige, was in allen Werken dieser steht nach hundert weiteren Schritten vor der Prunk-
Menschen, im Barock, entgegentritt und mit Schwulst fassade des Kasinos mit der schönen Loggia. Rechts
und hohler Oberflächlichkeit zum Teil versöhnt. führt das bekannte Löwentor in den Wirtschaftshof.
Vielleicht die älteste von jenen Villen ist die Ein zweites Tor, mit Hundefiguren geschmückt, durch-
Villa Falconieri, jetzt im Besitz des deutschen schreitend gelangt man nach einer Wendung auf eine
Kaisers und einer gründlichen Restauration unterworfen, schmale Terrasse, auf der die hohe Talseite des Hauses
Das Kasino, dessen zierlich reiche Fassade, von denen steht, und weiterhin auf die erwähnte seitliche große
der anderen gänzlich absticht, ist allerdings in dieser untere Terrasse, die jetzt zur Obst- und Gemüsezucht
Gestalt erst 1648 erbaut von Borromini. Aber die verwendet wird und mit großen versenkten Wasserreser-
ganzc Anlage stammt aus der frühen Mitte des 16. voiren versehen wurde, um das kostbare Wasser für die
Jahrhunderts. Das prägt sich auch darin aus, daß Dürre des Sommers aufzuspeichern. Vom Wirtschafts-
man, ganz wie es vor dem Bau der Villa d'Este üblich hof führt auch ein schmaler Weg durch Dickicht auf-
war, eine möglichst große ebene Gartenfläche zu er- wärts, dann durch ein Törchen in einen reizenden
halten suchte, die Terrassen noch nicht in der Weise Gartenraum. In dessen Mitte liegt ein barockes Wasser-
für den gleichmäßigen Aufbau benutzte wie bei den becken. Auf der Bergscite grenzt ihn eine Terrasse
späteren. Darum liegt auch nur die obere Haupttcr- mit schönem zweiarmigem Aufgang ab. Darüber ragen
DIE GARTENKUNST.
XII, 8
Villa Mondragone: Die große Terrasse mit Blick auf die Campagne.
Sic waren Landvillen, Sommersitze. Nach dem rasse vollständig achsgemäß vor der Kasinofassade,
Wiederaufschwunge Roms durch die Energie des Papst- die Aussicht von der Villa, wie ihre Ansicht von außen
tums baute man zuerst die Villa suburbana in der scheinen damals noch nebensächlich behandelt worden
allernächsten Umgebung der Stadt selbst. Erst als zu sein, sind nicht für Richtung und Aufbau bestimmend
die Kriegsgefahren dauernd beseitigt waren, Päpste gewesen. Auch das spätere Kasino bietet seine ganze
und Kardinäle an Glanz der Lebenshaltung miteinander Schönheit nur für den Garten und die durch diesen ein-
wetteiferten , die Bedürfnisse des gesellschaftlichen tretenden Gäste auf, während die Talseite fast ganz
Lebens immer vielseitiger wurden, wagte man sich vernachlässigt ist. Gerade von jener aber hat man den
dahinaus, wo noch heute die Reste der Ruinen von herrlichsten Blick auf Mondragone, und von der Seite
Ciceros Tusculum und Lukulis Villa zu finden sind, der Hauptterrasse, wie von der darunter vorgelagerten
schuf die Güter, die man dort hatte, zu geräumigen zweiten Terrasse hat man einen schönen Blick auf
Sommersitzen um. Hatte man auch die kindischen die Ausläufer des Gebirges und die Campagna. Die
Spielereien, wie sie kurz vorher noch in den Villen ganze Villa mit ihren Olbergen und Weingärten hat
beliebt waren, hier aufgegeben, so setzte man an ihre viele reichere und einfachere, mehr und weniger ba-
Stelle raffinierte Annehmlichkeiten, wassergekühlte Auf- rocke Tore (wie die zahlreichen Tore überhaupt ein
cnthaltsräume mit zarten Düften erfüllt, Wasscrorgcln Kennzeichen der Frascateser Villen sind). Durch das
usw., die schließlich doch in groteske Spielereien einfache Haupteingangstor gelangt man erst auf eine
wieder ausarteten. Auch das sentimentale Natur- schräge Wiese, dann durch ein zweites mächtiges
schwärmen der späteren Zeit deutet sich hier schon teil- Prunktor in den Garten, dessen Formdickicht heute zu
weise an. Aber durch alles geht noch ein Zug derber einem schönen Steineichenhain ausgewachsen ist, und
Großzügigkeit, dasjenige, was in allen Werken dieser steht nach hundert weiteren Schritten vor der Prunk-
Menschen, im Barock, entgegentritt und mit Schwulst fassade des Kasinos mit der schönen Loggia. Rechts
und hohler Oberflächlichkeit zum Teil versöhnt. führt das bekannte Löwentor in den Wirtschaftshof.
Vielleicht die älteste von jenen Villen ist die Ein zweites Tor, mit Hundefiguren geschmückt, durch-
Villa Falconieri, jetzt im Besitz des deutschen schreitend gelangt man nach einer Wendung auf eine
Kaisers und einer gründlichen Restauration unterworfen, schmale Terrasse, auf der die hohe Talseite des Hauses
Das Kasino, dessen zierlich reiche Fassade, von denen steht, und weiterhin auf die erwähnte seitliche große
der anderen gänzlich absticht, ist allerdings in dieser untere Terrasse, die jetzt zur Obst- und Gemüsezucht
Gestalt erst 1648 erbaut von Borromini. Aber die verwendet wird und mit großen versenkten Wasserreser-
ganzc Anlage stammt aus der frühen Mitte des 16. voiren versehen wurde, um das kostbare Wasser für die
Jahrhunderts. Das prägt sich auch darin aus, daß Dürre des Sommers aufzuspeichern. Vom Wirtschafts-
man, ganz wie es vor dem Bau der Villa d'Este üblich hof führt auch ein schmaler Weg durch Dickicht auf-
war, eine möglichst große ebene Gartenfläche zu er- wärts, dann durch ein Törchen in einen reizenden
halten suchte, die Terrassen noch nicht in der Weise Gartenraum. In dessen Mitte liegt ein barockes Wasser-
für den gleichmäßigen Aufbau benutzte wie bei den becken. Auf der Bergscite grenzt ihn eine Terrasse
späteren. Darum liegt auch nur die obere Haupttcr- mit schönem zweiarmigem Aufgang ab. Darüber ragen