XII, 8 DIE GARTENKUNST. 139
die wundervollsten Zypressen und umsäumen den be- von der Straße nach Monte Porzio Catone auf die Loggia
rühmten Laghetto, ein Wasserbecken, das in seiner zuführt, ist erhalten. Dazu ein Hof mit den Resten einer
Flut das tiefe farbenschwere Spiegelbild der Zypressen großen, erhöhten Brunnennische, wenn ich mich nicht irre,
und des tiefblauen Himmels gibt. Die Federskizze und wenige andere, ihres Sinnes beraubte Terrassen und
auf Seite 136 gibt den Aufgang zum Laghetto wieder, Nischen. Von den Wasserwerken, die eigens Fontana
ein kleines Architekturmeisterstück, das leider von allen als Spezialist ausführte, ist nur noch ein Brunnen auf
Photographen verkannt und falsch aufgenommen wird, der vorderen Terrasse vorhanden. (Abb. Seite 138.)
Man steht im kleinen geschlossenen Raum und hat Das übrige ist in Olivengärten umgewandelt, wahrschein-
vor sich den Aufgang, der in seiner Einfachheit doch lieh um die ungeheueren Unterhaltungskosten zu ver-
von großer Formenschönheit ist. Man hätte ihn als ringern. An den Villen der Borghese konnte ja auch
Fläche mit der darüberstehenden hohen Zypressenwand ein Krösus sich ruinieren. — Ganz eigen, fast märchen-
zu erdrückend, abschließend vor sich, wenn nicht in haft mutete es mich an, als ich bei meinem ersten
der Mitte über der Nische eine Lücke in der Zypressen- Besuch unter den Oliven plötzlich die Pfauen erblickte,
wand wäre, durch die sich der lichte Raum des kleinen die noch heute gehalten werden und Sommer wie
Gartens mit dem des Laghettos verbindet und eine Winter frei umherspazieren. Das prächtige farben-
wunderbare Tiefenwirkung hergestellt wird. In kluger schillernde Gefieder, der anmutig ruckweise Gang der
Weise hat man auch bei der Ergänzung des Zypressen- langen Vogelgcstalt, der mit einem zitternden Feder-
bestandes diese Lücke wieder frei gelassen. — Ein krönchen geschmückte Kopf, der große irisierende
näheres Eingehen auf die Villa im ganzen und auf Strahlenkranz der Hähne, wenn sie ihr Rad schlagen,
ihre Teile würde hier zu weit führen. Nur das sei das läßt die Vorliebe für solche Gartenvögel sehr be-
erwähnt, daß der Garten in seiner Verwahrlosung zwar greifen. Auch zwei kostbare weiße Pfauen waren da.
sehr romantisch wirkt, aber daß man in diesem Klima Wie nun diese als wandelnde Blumen, oder modern ausge-
bei guter Pflege auch ohne Romantik die schönste drückt Farbenfleckc, durch das frischgrüne Gras unter
Wirkung hervorbringen könnte. Es ist so bei allen dem zierlichen silberigen Olivengezweig herumstolzierten,
diesen Villen : Man ahnt nicht, was man aus ihren war es wie ein Traum aus jenen Tagen, da prächtig bunt
Gärten an Schönheit herausholen könnte ; allerdings gekleidete Menschen diese ganze Welt, die versunkenen
gehören dazu ziemlich bedeutende Mittel. Gärten belebten, wo heute die schwarze Kutte der
Die nächstälteste ist die Villa Mondragone. Jesuiten und die graue Litewka ihrer jungen Zöglinge
Sie ist die größte von allen, in ihrer Lage weitaus die herrschen.
schönste und bedeutendste. Begonnen 1567 wurde sie Es wäre sehr interessant zu erfahren, wie sich die
erst nach 1600 vollendet, die Gartenanlagen noch später, Gärten in ihrer Anordnung und ganzen Art zu dem
wenn es wahr ist, daß sie von
Carlo Rainaldi (1611 — 1691)
angelegt wurden. Sie war die
glänzendste Villa der Borghese,
die besten Baumeister der Zeit
schufen sie. Von Vignola
stammt die prächtige Loggia,
überhaupt wohl der nordwest-
liche vordere Mittelbau, in des-
sen Skulpturcnschmuck der
Drache (Dragone) als Wappen-
tier der Borghese nebst dem
Greifen eine große Rolle spielt.
Später wurden die übrigen
Flügel vollendet und um den
großen Hof geschlossen, so
daß das Gebäude die gewal-
tige, massige Größe erhielt,
die es heute noch von Rom
aus mit bloßem Auge erkennen
läßt. Wie dieser Riesenbau mit
seiner weiten Terrasse aus dem
Hügel herauswächst, ist etwas
Wunderbares. Von den Gärten
ist fast alles verschwunden.
Einzig die riesenhafte Zypres-
senallee, welche aus der Tiefe Villa Taverna: Ein Ölbaumhain.
die wundervollsten Zypressen und umsäumen den be- von der Straße nach Monte Porzio Catone auf die Loggia
rühmten Laghetto, ein Wasserbecken, das in seiner zuführt, ist erhalten. Dazu ein Hof mit den Resten einer
Flut das tiefe farbenschwere Spiegelbild der Zypressen großen, erhöhten Brunnennische, wenn ich mich nicht irre,
und des tiefblauen Himmels gibt. Die Federskizze und wenige andere, ihres Sinnes beraubte Terrassen und
auf Seite 136 gibt den Aufgang zum Laghetto wieder, Nischen. Von den Wasserwerken, die eigens Fontana
ein kleines Architekturmeisterstück, das leider von allen als Spezialist ausführte, ist nur noch ein Brunnen auf
Photographen verkannt und falsch aufgenommen wird, der vorderen Terrasse vorhanden. (Abb. Seite 138.)
Man steht im kleinen geschlossenen Raum und hat Das übrige ist in Olivengärten umgewandelt, wahrschein-
vor sich den Aufgang, der in seiner Einfachheit doch lieh um die ungeheueren Unterhaltungskosten zu ver-
von großer Formenschönheit ist. Man hätte ihn als ringern. An den Villen der Borghese konnte ja auch
Fläche mit der darüberstehenden hohen Zypressenwand ein Krösus sich ruinieren. — Ganz eigen, fast märchen-
zu erdrückend, abschließend vor sich, wenn nicht in haft mutete es mich an, als ich bei meinem ersten
der Mitte über der Nische eine Lücke in der Zypressen- Besuch unter den Oliven plötzlich die Pfauen erblickte,
wand wäre, durch die sich der lichte Raum des kleinen die noch heute gehalten werden und Sommer wie
Gartens mit dem des Laghettos verbindet und eine Winter frei umherspazieren. Das prächtige farben-
wunderbare Tiefenwirkung hergestellt wird. In kluger schillernde Gefieder, der anmutig ruckweise Gang der
Weise hat man auch bei der Ergänzung des Zypressen- langen Vogelgcstalt, der mit einem zitternden Feder-
bestandes diese Lücke wieder frei gelassen. — Ein krönchen geschmückte Kopf, der große irisierende
näheres Eingehen auf die Villa im ganzen und auf Strahlenkranz der Hähne, wenn sie ihr Rad schlagen,
ihre Teile würde hier zu weit führen. Nur das sei das läßt die Vorliebe für solche Gartenvögel sehr be-
erwähnt, daß der Garten in seiner Verwahrlosung zwar greifen. Auch zwei kostbare weiße Pfauen waren da.
sehr romantisch wirkt, aber daß man in diesem Klima Wie nun diese als wandelnde Blumen, oder modern ausge-
bei guter Pflege auch ohne Romantik die schönste drückt Farbenfleckc, durch das frischgrüne Gras unter
Wirkung hervorbringen könnte. Es ist so bei allen dem zierlichen silberigen Olivengezweig herumstolzierten,
diesen Villen : Man ahnt nicht, was man aus ihren war es wie ein Traum aus jenen Tagen, da prächtig bunt
Gärten an Schönheit herausholen könnte ; allerdings gekleidete Menschen diese ganze Welt, die versunkenen
gehören dazu ziemlich bedeutende Mittel. Gärten belebten, wo heute die schwarze Kutte der
Die nächstälteste ist die Villa Mondragone. Jesuiten und die graue Litewka ihrer jungen Zöglinge
Sie ist die größte von allen, in ihrer Lage weitaus die herrschen.
schönste und bedeutendste. Begonnen 1567 wurde sie Es wäre sehr interessant zu erfahren, wie sich die
erst nach 1600 vollendet, die Gartenanlagen noch später, Gärten in ihrer Anordnung und ganzen Art zu dem
wenn es wahr ist, daß sie von
Carlo Rainaldi (1611 — 1691)
angelegt wurden. Sie war die
glänzendste Villa der Borghese,
die besten Baumeister der Zeit
schufen sie. Von Vignola
stammt die prächtige Loggia,
überhaupt wohl der nordwest-
liche vordere Mittelbau, in des-
sen Skulpturcnschmuck der
Drache (Dragone) als Wappen-
tier der Borghese nebst dem
Greifen eine große Rolle spielt.
Später wurden die übrigen
Flügel vollendet und um den
großen Hof geschlossen, so
daß das Gebäude die gewal-
tige, massige Größe erhielt,
die es heute noch von Rom
aus mit bloßem Auge erkennen
läßt. Wie dieser Riesenbau mit
seiner weiten Terrasse aus dem
Hügel herauswächst, ist etwas
Wunderbares. Von den Gärten
ist fast alles verschwunden.
Einzig die riesenhafte Zypres-
senallee, welche aus der Tiefe Villa Taverna: Ein Ölbaumhain.