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Die Gartenkunst — 12.1910

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissancegärten, [5]: Die Villen von Frascati
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Grisson, Rulemann: Zuviel Gehölzsorten!
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0148

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140

DIE GARTENKUNST.

XII, 8

Riesenbau verhalten haben. Doch konnte ich nirgends
mehr einen Plan finden. Sie müssen sehr einfach und
großzügig gewesen sein, mit ganz schweren Massen,
um nicht kleinlich zu erscheinen und mit der ge-
schlossenen Wucht des Gebäudes sich zusammenzu-
fügen. Die Zeichnung auf Seite 137 veranschaulicht,
wie auch heute die Ölgärtcn und die Pinien von der
Ferne gerade durch ihre Eigenschaft als Masse, als
lockere Füllung mit ihm zusammengehen, und wie
daneben die Form ganz nebensächlich erscheint.

Von Mondragone führt eine vierfache dichte Allee
von alten Steineichen zu einer anderen auch von den
Borghcse errichteten Villa, der Villa Taverna, jetzt
Parisi (auch noch Borghese genannt). Ihre Lage ist
keine so vorteilhafte, sie liegt tiefer zwischen V. Mon-
dragone und V. Falconieri. Ihre Wirkung im Räume
tritt darum zurück. Sie ist trotzdem sehr interessant,
vor allem durch einen großen hochgelegenen mauer-
umschlossenen Terrassengarten. Die übrigen Garten-
anlagen sind teilweise verwildert, die große Fläche
des Parterre wird durch einen riesigen ausgewachsenen
Oleander beeinträchtigt. Auf der Rückseite befindet
sich ein reizender tiefliegender, durch Trcppenhalb-
rund mit Grotte abgeschlossener Hof. Interessant ist
auch eine Reitbahn aus späterer Zeit, bei der die ver-
schiedenen Bahnfiguren durch niedere Buchshecken
bezeichnet sind. Die Mitte nimmt ein Wasserbecken
ein. Die Mittelpunkte der beiden End-Halbkreise be-
zeichnen nicht sehr glücklich je ein großer Baum (Zeder
und großfrüchtige Zypresse). Denn da die ganze Bahn
auf einer Art Wiese freiliegt, reißen sie die beiden Bäume
auseinander. Auch diese Villa liegt inmitten von Oliven-
hainen, wie sie durch Abbildung Seite 139 veranschau-
licht werden.

(Schluß folgt.)

Zuviel Gehölzsorten!

Den Artikel des Herrn Gartendirektor Heicke in Nr. 6
der Gartenkunst möchte ich als Baumschulenbesitzer nicht un-
erwidert lassen, da Herr Heicke von einzelnen Geschäften auf
alle Baumschulengeschäfte Schlüsse zu ziehen scheint, die nicht
ganz richtig und berechtigt sind, obschon seine Anregungen
zu beherzigen sind und man vielen Gedanken ohne Vorbehalt
zustimmen kann.

Jede Baumschule, ob klein oder groß, die Anspruch
macht, mitten im Verkehr zu stehen, und sich eines flotten
Absatzes erfreut, richtet ihre Anzucht der Nachfrage ent-
sprechend ein. Jeder Baumschulenbesitzer hat wohl seine
Ideale und sein Steckenpferd. Ein wenig Liebhaberei sei auch
ihm gegönnt. Aber in jedem nur einigermaßen flotten Geschäft
findet man d i e Artikel am meisten und in größeren Mengen
vorrätig, die jedes Jahr am meisten verlangt werden und
wenigstens etwas Geld einbringen. Herr Heicke müßte ein-
mal Umfrage halten, bei welchen Baumschulenbesitzern Nach-
frage nach solch verschieden geformtem Gehölzmaterial nach
Herrn von Engelhardt gewesen ist.

Was nützt die Anzucht von Gehölzmaterial oder Formen,
wenn keine Nachfrage danach ist, oder sich die Sache nicht be-
zahlt macht? Da sehe ich z. B. auf Seite 93 in Nr. 6 der

Gartenkunst vom Hamburger Stadtpark die Skizze der Milch-
wirtschaft mit ihren geschorenen Linden. Gesetzt, ich würde
zum Herbst einen Posten Linden für den Zweck aufschulen
und jährlich schneiden. Ist die Sache nach Jahren so weit,
dann kommt die Ausschreibung, und wer sagt mir, ob mir die
Lieferung übertragen wird, und wenn nicht, wer nimmt mir
dann die geschorenen Linden ab zu angemessenen Preisen?
Wenn ich aber ungeschorene starke Linden habe, finde ich
immer Abnehmer und leicht lassen sich solche Exemplare zu
den gewünschten Formen schneiden.

Ich glaube schwer, daß Baumschulen Gehölzformen nach
Herrn v. Engelhardt schnell in ihren Betrieb aufnehmen werden,
da solches Material sich nicht in Massen heranziehen und ab-
setzen läßt. Wer will es auch bezahlen, da doch alles immer
„billig" sein soll. Solche Formen lassen sich nicht für einige
Groschen ziehen, namentlich, wenn man dann noch lange
warten soll, bis man den rechten Abnehmer findet. Deswegen
haben viele Baumschulen ja auch die Landschaftsgärtnerei mit
in ihren Betrieb aufgenommen, weil sie das Material, das ihnen
die Landschaftsgärtner aus Unkenntnis der vorhandenen
Pflanzenvorräte nicht abnehmen, dabei selbst verwerten
können.

Nicht genug hält der Landschaftsgärtner Fühlung mit den
Baumschulen. Wenn ein Landschaftsgärtner einen Plan aus-
lührt, dann sollte er zuvor bei einigen Baumschulen anfragen,
was dort gut und preiswert abzugeben ist. Und danach kann
ein Landschäftsgärtner sehr wohl seinen Bepflanzungsplan zu-
sammenstellen, ohne daß wir ihm damit das vorhandene
Material aufzwingen wollen.

Aber gar zu häufig sieht man den Bestellungen an, wie sie
nach einem alphabetischen Hauptkatalog zusammengestellt sind.

Mancher Landschaftsgärtner richtet sich seine eigene
Baumschule ein, da er angeblich in Baumschulen manches nicht
nach Wunsch finden kann. Wenn solche Landschaftsgärtner
tatsächlich jährlich einen größeren Posten bestimmtes Pflanzen-
material brauchen, wäre jede Baumschule bereit, es heranzu-
ziehen, gesetzt, daß dementsprechend auch Preise bezahlt
werden, so daß sich die Anzucht lohnt.

Wie Herr Heicke aber richtig sagt, weiß kein Landschafts-
gärtner im voraus, welche Aufgaben an ihn jährlich heran-
treten. Die Landschaftsgärtner werden mit ihrer Baumschule
also kein Geschäft machen, oder sie sind gezwungen, in
mehreren Jahren sehr einseitig zu arbeiten, um das Material
nur wieder zu Geld zu machen.

Also durch Landschaftsgärtnerei mit eigenen Baumschulen,
ebenso durch städtische oder Friedhofsgärtnereien ist die Frage
meiner Ansicht nach auch nicht gelöst. All diese Betriebe
arbeiten viel zu teuer, immer ä Conto eines anderen Guthabens.

Es gibt auch viele Landschaftsgärtner, die das Pflanzen-
material wenig beherrschen; denn wieviele Bestellungen gehen
ein, „Sorten nach Wahl des Lieferanten", dagegen nur wenige,
denen man sofort anmerkt, daß sie für einen bestimmten
Zweck zusammengestellt sind, nach Blütenfolge oder Blüten-
farbe, Winterfarbe des Holzes usw. Und wenn von Garten-
architekten und städtischen Behörden größere Gehölzaulträge
in vorgeschriebenen Sorten eingehen, so sind es immer wieder
andere Sortimente.

Wieviel könnten Landschaftsgärtner die Zusammenstellung
von Gehölzen in Baumschulen studieren! Vor zwei Jahren
z. B. standen hier zufällig zusammen in einer Reihe: Prunus
Pissardi mit ihrem dunkelroten Laub und Pirus salicifolia, silber-
grau; davor blühten: Prunus tribola mit rosa Blüten. Jeder,
den ich auf diese Farbenzusammenstellung aufmerksam machte,
freute sich darüber. Ebenso standen einmal Ulmus atropurpurea,
Ulmus Wredei und Sorbus Aria lutescens zusammen.

Die Anzucht in leistungsfähigen Baumschulen richtet sich
nach der Nachfrage. Geschieht diese Nachfrage nicht allgemein,
sondern nur in bevorzugten Geschäften, so wird Herrn Heickes
Wunsch meiner Ansicht nach am besten durch Annoncieren
in Fachzeitungen (nicht unter Chiffre) oder durch Anfrage beim
„Bund deutscher Baumschulenbesitzer" u. dergl. erfüllt. Wenn
 
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