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Die Gartenkunst — 12.1910

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144

DIE GARTENKUNST.

XII, 8

ihre Erledigung, sie regten teilweise zu lebhaftem Meinungs-
austausch an.

Der Abend vereinigte die inzwischen in Görlitz einge-
troffenen Mitglieder und sonstigen Versammlungsteilnehmer im
Garten des Wilhelmtheaters. Besonders bemerkenswert war
die Anwesenheit zahlreicher Herren, die man infolge der nun-
mehr glücklich beseitigten Spaltung einige Jahre nicht mehr
auf den Tagungen der Gesellschaft gesehen hatte.

Die Eröffnung der ersten öffentlichen Sitzung im großen
Saale der Handelskammer fand programmgemäß am 24. Juli
10 Uhr vormittags statt. Der geräumige Saal war dicht ge-
füllt. Unter den Anwesenden bemerkte man zahlreiche Ver-
treter städtischer Verwaltungen, darunter die Spitzen der
Görlitzer Stadtverwaltung, die Ehrenmitglieder Gartendirektor
Bleyer, Bertram und Hampel u. a. Nach kurzer Begrüßungsrede
des Herrn Gartendirektors Encke bewillkommnete Herr Ober-
bürgermeister Snay die Gesellschaft in Görlitz und wünschte
der Tagung guten Verlauf. Herr Encke skizzierte kurz die
Bestrebungen der Gesellschaft unter Anknüpfung an die auf
der Tagesordnung stehenden Verhandlungsgegenstände.

Sodann hielt Hoemann-Düsseldorf seinen Vortrag über
„Aufgaben der Verschönerungsvereine". Er wird in dem steno-
graphischen Versammlungsbericht zum Abdruck kommen. Es
mag daher genügen hier festzustellen, daß Hoemann in seiner
bekannten, von tiefer innerer Überzeugung getragenen Art
sprach und daher auch überzeugend wirkte und lebhaften
Beifall fand. Eine angeregte Erörterung des Vortragsthemas
schloß sich an.

Nachdem der Nachmittag der Besichtigung von Teilen
der Görlitzer Anlagen gewidmet war, folgte abends ein in an-
regender Stimmung verlaufenes Festmahl, bei dem Garten-
direktor Encke das Kaiserhoch ausbrachte, Heicke die deutschen
Städte als die neuzeitlichen Träger und Förderer der Garten-
kunst feierte und Görlitz besonders würdigte, während Ober-
bürgermeister Snay der D. G. f. G. Worte widmete, die von
außergewöhnlichem Verständnis für ihre Bestrebungen Zeugnis
ablegten.

Am Montag, den 25. Juli, war Gartenarchitekt Schnizlein-
München der Redner. Sein Thema: Zweckfragen bei Ausführung
von Privat-Gartenanlagen meisterte er in formvollendetem Vor-
trag und entfesselte mit seinen Ausführungen eine Diskussion,
die sich auf fast drei Stunden erstreckte und eine Erörterung
mancher mit dem Thema zusammenhängender Gesichtspunkte
zutage förderte.

Eine Wagenrundfahrt durch die Stadt und ihre nähere
Umgebung füllte den Nachmittag des Tages aus.

Am dritten Versammlungstage, 26. Juli, fand die ge-
schlossene Sitzung zur Erledigung geschäftlicher und interner
Angelegenheiten statt. Vor Eintritt in die eigentliche Tages-
ordnung machte Oberbürgermeister Werner-Cottbus Mitteilung
von der Bildung eines Ausschusses für die Errichtung eines
Fürst Pückler-Denkmals, das seinen Platz in Cottbus nahe der
Grenze des Parkes von Branitz erhalten soll. In glänzender
Rede würdigte er die Bedeutung Pücklers als Mensch und
Künstler und entfesselte stürmische Zustimmung am Schlüsse
seiner Ausführungen.

Die Versammlung beschloß, dem Vorhaben in jeder Be-
ziehung ihre Unterstützung zu leihen. Dem Ausschusse ge-
hören mehrere der namhaftesten Mitglieder der D. G. f. G. an.

Die geschäftlichen Angelegenheiten, Jahresbericht, Kassen-
bericht, Voranschlag für 1911, Annahme der zum Zwecke der
vereinsgerichtlichen Eintragung durchgesehenen Satzungen u. a.
erledigten sich glatt. Eine ungewöhnlich lebhafte Debatte ent-
fesselte der Antrag der Gruppe Brandenburg über die Aus-
gestaltung des Unterrichts an der Dahlemer Lehranstalt. Die
Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, die Hochschulfrage und an-
deres fanden eingehende Besprechung. Hierbei traten neben

den älteren Mitgliedern — Singer, Hoemann, Encke, Lange,
Heicke, auch eine ganze Reihe jüngerer Herren, Fischer-
Berlin, Arnold-Düsseldorf und andere in die Schranken —, es
war eine Freude, ihren von frischer Begeisterung für unseren
Beruf getragenen Ausführungen zu folgen.

Man einigte sich schließlich zu einem Beschlüsse, der dem
oben bereits angeführten Ausschußantrage zustimmt, daneben
aussprach, daß man die Entwickelung der Ausbildungsgelegen-
heit an Kunstgewerbeschulen, wie in Düsseldorf, ruhig ab-
warten, aber auch forderte, daß man das Ziel: Anstrebung
der Ausbildung des Gartenkünstlers an den technischen Hoch-
schulen unausgesetzt im Auge behalten solle.

Dem Antrage der Gruppe Frankfurt a. M, für die Pro-
paganda zur weiteren Ausbreitung der Zeitschrift und zur
Werbung neuer Mitglieder entsprechend wurde ein Ausschuß
gewählt, bestehend aus den Herren Victor Zobel - Darmstadt,
Berthold-Wiesbaden, dem Geschäftsführer der Gesellschaft,
dem Redakteur der Zeitschrift und einem Vertreter der Kgl.
Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G.

Dem anderen Antrage der Gruppe Frankfurt, Bestellung
eines Ausschusses, der in Verbindung mit Vertretern des Bun-
des deutscher Baumschulbesitzer und anderer Interessenten
eine Sichtung des Gehölzmaterials für Parkanlagen und Gärten
vornehmen soll, wurde ebenfalls zugestimmt und die Herren
Encke und Heicke hierzu gewählt. Außerdem werden Ver-
treter des Spezialausschusses selbständiger Gartenarchitekten
des Verbandes der Handelsgärtner daran teilnehmen. Der
Antrag der Gruppe Hamburg, bei wichtigen Wettbewerben
Sonderhefte herauszugeben, in denen auch beachtenswerte
nichtprämiierte Arbeiten veröffentlicht werden können, soll
nach Möglichkeit entsprochen werden.

Die Beschlußfassung über den Tagungsort von 1911
machte besondere Schwierigkeiten. Von Dresden, Hannover
und Frankfurt a. M. lagen Einladungen vor. Dresden schied
aus, - weil die Absicht besteht, das fünfundzwanzigjährige Be-
stehen der Gesellschaft im Jahre 1912 in Dresden durch Ab-
haltung der Jahresversammlung daselbst zu feiern. Zwischen
Hannover und Frankfurt mußte die Abstimmung wiederholt
werden, schließlich entschied der Hammelsprung zugunsten
Frankfurts.

Es wurde beschlossen, über die Veranstaltung einer Stu-
dienreise nach Frankreich, etwa im Anschlüsse an die Frank-
furter Tagung, die Ansichten der Gruppen einzuholen. Auch
eine Studienfahrt nach Italien wurde in Erwägung gezogen.

Nachdem dann noch der Vorstand ermächtigt worden
war, an Verhandlungen mit anderen Gesellschaften zur Her-
beiführung einer Annäherung zwecks Warnehmung gemein-
samer Interessen u. a. teilzunehmen, schloß der Vorsitzende
die anregend und befriedigend verlaufenen Sitzungen.

In der Ausschußsitzung, die während einer Pause der
Verhandlungen stattgefunden hatte, wurde der bisherige Vor-
stand einstimmig auf weitere zwei Jahre gewählt.

Am Nachmittag dieses letzten Görlitzer Tages wurden
die Waldparkanlagen der Landskrone besucht und bei dem
von der Stadt gegebenen Bierabend im Rittersaale des dor-
tigen Restaurants der Gemütlichkeit zu ihrem Rechte verholfen.

Gegen hundert Versammlungsteilnehmer besuchten am
27. Juli den Park zu Muskau, empfangen und gastlich aufge-
nommen von dem Grafen Arnim, dem jetzigen Besitzer dieser
Perle unter den deutschen Parkanlagen. Unter Führung des
Grafen und der Herren Lauche und Roth wurden die aus-
gedehnten Anlagen durchwandert und am Denkstein ihres
Schöpfers mit einer Ansprache des Gartendirektors Richter-
Breslau ein Kranz niedergelegt. Damit fand die 23. Tagung
der D. G. f. G. ihren Abschluß.

Wir können mit lebhafter Befriedigung auf ihren Verlauf
zurückblicken.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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