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Die Gartenkunst — 12.1910

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Brodersen, Albert: Der Park zu Lehrbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0158

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150 DIE GARTENKUNST.

XII, 9

melancholischen Ausdruck ga-
ben. Für die Absicht der Herr-
schaft, ein neues Wohnhaus
in einer gesünderen, höheren
Lage zu erbauen, schien vielen
Lerbach ungeeignet. Es lag
somit nahe, hiervon abzusehen
und ein neues Wohnhaus auf
einem anderen Gute der Herr-
schaft zu erbauen, wo ein herr-
licher Bauplatz mit weiter Fern-
sicht vorhanden war. DieSchön-
heiten Lerbachs waren zu jener
Zeit noch nicht für jeden er-
sichtlich. Es gab manche Vor-
urteile und Bedenken zu be-
kämpfen, ehe Haus Lerbach
auf dem heutigen Platze er-
baut wurde.

Die Hausstellung auf einem
Gelände gehört wohl zu den
schwierigsten Aufgaben des
Gartenkünstlers und Architek-
ten. Sowohl für das Haus wie
für den Zweck ist die Lösung
von wesentlichster Bedeutung
und Fehler, die bei der Baudis-
position gemacht sind, sind nur
selten wieder zu beseitigen.

Die Beurteilung der günstig-
sten Hauslage ist durchaus nicht
so einfach und leicht, wie manche
Baumeister und Gartenkünst-
ler annehmen. Mancher kann
den Wald vor Bäumen nicht
sehen , wenige können sich
Pflanzungen fortdenken, um ein
klares Bild zu gewinnen, wie
das neu zu erbauende Haus
sich auf dem gewählten Platze
zeigen wird und welchen be-
stimmenden Einfluß es auf die
Umgebung und die Landschaft
ausüben wird. Berechnen läßt
sich solches nicht; ein feines
Empfinden, viele Erfahrung,
vielleicht auch manche Ent-
täuschung führen auf den Weg
der Erkenntnis. Nicht alle her-
vorragenden Architekten ver-
mögen sicher die Vorteile oder
Nachteile verschiedener Bau-
plätze richtig zu beurteilen.
Wie viele Häuser, in schöner
Gegend erbaut, wurden von
den Besitzern verlassen und
bleiben schwer verkäuflich,
weil sie schlecht disponiert
 
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