154 DIE GARTENKUNST. XII, 9
aber, man solle weder freudige Stimmungen auf dem vielmehr, daß man das Empfinden, wenn es wirklich
Kirchhof zu wecken noch die Schwermut, die uns hier vorhanden ist, respektieren muß, daß ein Grab auf
ohnedies beschleicht, zu verstärken und vertiefen suchen, ebener Erde auch technisch, sozusagen, möglich ist,
Vielmehr ist keine Blumenfarbe so sehr geeignet für daß der liegende Grabstein, da es sich um eine so
Friedhöfe, als weiß, die Farbe der Unschuld. Ebenso große Zahl handelt, ästhetisch zweifellos vorzuziehen ist.
wie wir Unrecht tun, die Braut weiß zu kleiden, statt Weiter aber ist die ganze Anordnung unserer
rot, und die Kinder weiß zu kleiden, statt hellfarbig, Friedhöfe eine, fast möchte ich sagen, pietätlose, denn
besonders hellblau und rosa, werden wir für den Gräber- unsere Friedhöfe sahen wirklich nicht viel besser aus
schmuck keine bes- als Jahrmärkte der
sere Blumenfarbe i--^r-----^=1 Toten, oder anders
linden können, als ausgedrückt Frd-
weiß. Und wer sich ^^^H Tabellen der Toten-
an die Stimmung er- y=====_~-_:.. " ' Statistik. War das
innern kann, die I 1 —:—• - f *^L^S einzelne Grab noch
eine Niederung mit C'—' so liebevoll und
weißen Wollblumen I «-> 'r^mt .^fl reich geschmückt ,
auf ihn ausgeübt hat, ]JjMÜL_| c <rrP *J0L das Ganze ist eine
wird mir ohne weite- .i»-,v ^* /"" ' «SB^ V1/ I große Messe, ein —
res beipflichten Wer \ *-=r /JSl nun wir halten un-
etwas Abwechslung Y ! w' ^ ^.....■Bih.iL ^^Pnfi H9 scre Feser für reif
in das Weiß bringen jM IVS -T-:-~ r genug, daß sie die
will, wähle noch flf -gw^^*1" ^^^^S5Sggggj*»s_>gK Wahrheit vertragen:
einige dunkelblau I jBSK'^ ein Ahladeplatz der
und violett blühen- |§||ä2| WZ j Ii ■ roten
de Blumen, aber llöjffiiJfcjL- ^"«h . li'SJ'^'1 l^j« fflB : -Man ist nun
vermeide ■aHwl^' = sjiiijfeS|jiJ||g^^H^^^^| zwar in den letzten
und all« hellblühen HEJ| jfS^L jHjHR^i' j^^MFlP|^HH | Jahren darauf Ver-
den Blumen. gra^^^^y^^BPfc^M W£j%**l&mm X* "•»/ fallen, die Friedhöfe
Ich komme aber ■H*9I^HIMhF* ..'cdägBß zu reformieren,
^^^Hf Urs» W ' MB änanM
nun daraul zurück, IL'IHbhKhHB man sie nach
daß ein Friedhof |j HHSH^l MtiMI. HIEB dem Vorgang
nicht einen gezwun- H ;^^BBBwM¥MjB^--jJBB f> M italienischen
genen melancholi- H ""**•"<; j ' I*— ,jj^WPB5^*^^ji^B^"j" „Camposanto"land-
schenoder gar ästhe- ^MPitfiaSBr.^p^; 1 w w». ^.aMiM schaftlich zu gestal-
tisch verletzenden slMmfl IHw&hm ____'"^ÄPOJÄ^. teil sucht. Ich er-
Findruck machen Wk& 7?CI^Clw Ssl ^ innere an den neuen
soll, wie es haupt- I l* ^53? ■ - j T- ,J Hamburger Fried-
sächlich deshalb der s! t;jf hof und an die Ent-
Fall ist, weil man ■ würfe für den neuen
nichts sieht als Hü- Zentralfriedhof für
gel neben Hügel, H Mannheim. Und in
Feichenstein neben der Tat wird auf
Leichenstein, wenn diese Weise dem
man ihn betritt. Gottesacker das
Diese gedrängte und Brutale der Massen-
gleichmäßige An- Aus den Parkanlagen von Haus Lerbach: Gartenteil an der Rückseite heersehau genom-
& , , des Wohnhauses. Bild 3. . ö, . , .
Ordnung der Graber men; man hat nicht
ist es in der Hauptsache, die jeden Menschen von Zartge- mehr den Eindruck, als ob die Feichen nur so hingesäet
fühl abstößt. Wenn man einen Friedhof aufsucht, hat man seien; man hat auf den ersten Blick den Eindruck
die Seele voll Feid und Bekümmernis, in diesem Zustand einer landschaftlichen Anlage; — man muß die Ruhe-
nun noch tausende Male lesen zu müssen auf Tafeln, die statten der Dahingeschiedenen suchen, statt daß sie
aufrechtstehend in regelmäßigen allzuengen Abständen sich aufdrängen, und sie selbst sind wirklich Weihe-
angeordnet sind, daß hier und da und dort ein teurer Stätten.
Toter ruht, das ist roh und brutal. Und ebenso be- Aber diese Reform wird doch nur den Aller-
züglich der regelmäßigen Anordnung der massenhaften reichsten zugute kommen und alle übrigen müssen,
Grabhügel. Ich sehe nicht ein, warum jedes Grab fürchte ich, nach wie vor mit dem Nadelkissen der
einen Hügel tragen muss und warum die Grabtafel toten Menschheit alias Gottesacker fürlieb nehmen.
oder der Grabstein aufrecht stehen muß. Ich sage Ich frage: gibt es denn da gar keinen Ausweg
aber, man solle weder freudige Stimmungen auf dem vielmehr, daß man das Empfinden, wenn es wirklich
Kirchhof zu wecken noch die Schwermut, die uns hier vorhanden ist, respektieren muß, daß ein Grab auf
ohnedies beschleicht, zu verstärken und vertiefen suchen, ebener Erde auch technisch, sozusagen, möglich ist,
Vielmehr ist keine Blumenfarbe so sehr geeignet für daß der liegende Grabstein, da es sich um eine so
Friedhöfe, als weiß, die Farbe der Unschuld. Ebenso große Zahl handelt, ästhetisch zweifellos vorzuziehen ist.
wie wir Unrecht tun, die Braut weiß zu kleiden, statt Weiter aber ist die ganze Anordnung unserer
rot, und die Kinder weiß zu kleiden, statt hellfarbig, Friedhöfe eine, fast möchte ich sagen, pietätlose, denn
besonders hellblau und rosa, werden wir für den Gräber- unsere Friedhöfe sahen wirklich nicht viel besser aus
schmuck keine bes- als Jahrmärkte der
sere Blumenfarbe i--^r-----^=1 Toten, oder anders
linden können, als ausgedrückt Frd-
weiß. Und wer sich ^^^H Tabellen der Toten-
an die Stimmung er- y=====_~-_:.. " ' Statistik. War das
innern kann, die I 1 —:—• - f *^L^S einzelne Grab noch
eine Niederung mit C'—' so liebevoll und
weißen Wollblumen I «-> 'r^mt .^fl reich geschmückt ,
auf ihn ausgeübt hat, ]JjMÜL_| c <rrP *J0L das Ganze ist eine
wird mir ohne weite- .i»-,v ^* /"" ' «SB^ V1/ I große Messe, ein —
res beipflichten Wer \ *-=r /JSl nun wir halten un-
etwas Abwechslung Y ! w' ^ ^.....■Bih.iL ^^Pnfi H9 scre Feser für reif
in das Weiß bringen jM IVS -T-:-~ r genug, daß sie die
will, wähle noch flf -gw^^*1" ^^^^S5Sggggj*»s_>gK Wahrheit vertragen:
einige dunkelblau I jBSK'^ ein Ahladeplatz der
und violett blühen- |§||ä2| WZ j Ii ■ roten
de Blumen, aber llöjffiiJfcjL- ^"«h . li'SJ'^'1 l^j« fflB : -Man ist nun
vermeide ■aHwl^' = sjiiijfeS|jiJ||g^^H^^^^| zwar in den letzten
und all« hellblühen HEJ| jfS^L jHjHR^i' j^^MFlP|^HH | Jahren darauf Ver-
den Blumen. gra^^^^y^^BPfc^M W£j%**l&mm X* "•»/ fallen, die Friedhöfe
Ich komme aber ■H*9I^HIMhF* ..'cdägBß zu reformieren,
^^^Hf Urs» W ' MB änanM
nun daraul zurück, IL'IHbhKhHB man sie nach
daß ein Friedhof |j HHSH^l MtiMI. HIEB dem Vorgang
nicht einen gezwun- H ;^^BBBwM¥MjB^--jJBB f> M italienischen
genen melancholi- H ""**•"<; j ' I*— ,jj^WPB5^*^^ji^B^"j" „Camposanto"land-
schenoder gar ästhe- ^MPitfiaSBr.^p^; 1 w w». ^.aMiM schaftlich zu gestal-
tisch verletzenden slMmfl IHw&hm ____'"^ÄPOJÄ^. teil sucht. Ich er-
Findruck machen Wk& 7?CI^Clw Ssl ^ innere an den neuen
soll, wie es haupt- I l* ^53? ■ - j T- ,J Hamburger Fried-
sächlich deshalb der s! t;jf hof und an die Ent-
Fall ist, weil man ■ würfe für den neuen
nichts sieht als Hü- Zentralfriedhof für
gel neben Hügel, H Mannheim. Und in
Feichenstein neben der Tat wird auf
Leichenstein, wenn diese Weise dem
man ihn betritt. Gottesacker das
Diese gedrängte und Brutale der Massen-
gleichmäßige An- Aus den Parkanlagen von Haus Lerbach: Gartenteil an der Rückseite heersehau genom-
& , , des Wohnhauses. Bild 3. . ö, . , .
Ordnung der Graber men; man hat nicht
ist es in der Hauptsache, die jeden Menschen von Zartge- mehr den Eindruck, als ob die Feichen nur so hingesäet
fühl abstößt. Wenn man einen Friedhof aufsucht, hat man seien; man hat auf den ersten Blick den Eindruck
die Seele voll Feid und Bekümmernis, in diesem Zustand einer landschaftlichen Anlage; — man muß die Ruhe-
nun noch tausende Male lesen zu müssen auf Tafeln, die statten der Dahingeschiedenen suchen, statt daß sie
aufrechtstehend in regelmäßigen allzuengen Abständen sich aufdrängen, und sie selbst sind wirklich Weihe-
angeordnet sind, daß hier und da und dort ein teurer Stätten.
Toter ruht, das ist roh und brutal. Und ebenso be- Aber diese Reform wird doch nur den Aller-
züglich der regelmäßigen Anordnung der massenhaften reichsten zugute kommen und alle übrigen müssen,
Grabhügel. Ich sehe nicht ein, warum jedes Grab fürchte ich, nach wie vor mit dem Nadelkissen der
einen Hügel tragen muss und warum die Grabtafel toten Menschheit alias Gottesacker fürlieb nehmen.
oder der Grabstein aufrecht stehen muß. Ich sage Ich frage: gibt es denn da gar keinen Ausweg