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Die Gartenkunst — 12.1910

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Faulwetter, Hermann: Mittelalterliche Gartenstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0201

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XII, 11

DIE GARTENKUNST.

193

und der westfälischen Meister, der
auch auf die betreffenden Gegenden,
in denen diese Meister lebten und

arbeiteten, übertragen werden
könnte. Manche Maler scheinen nur
steinernes Material für die Architek-
turwerke des Gartens zu kennen,
andere nur hölzernes, trotzdem tritt
aber in den meisten Fällen eine ge-
wisse Einheitlichkeit deutlich er-
kennbar zutage. Die als Beleg hier-
für beigefügten drei Abbildungen*)
behandeln sämtlich dasselbe Tema,
nämlich Teile eines Gartens, die der
Erholung und der Belustigung ge-
widmet sind. Der heutige Garten-
künstler würde sie als „intime Sitz-
plätze" bezeichnen.

In Abb. I (S. 194) sehen wir,
angelehnt an die Gartenmauer, einen
viereckigen, fast quadratischen Sitz-
platz, der in der Mitte von einem
Orangeriegarten in Darmstadt: MittlerejiTerrasse. einfachen Steintische eingenommen

wird. Drei Seitendes Quadrates sind

Tische, Bänke, Vasen, Brunnen u. a. Dann wird aber zu einer nicht beweglichen Sitzbank erhöht, der soge-
auch, einmal zunächst aus der Kombination dieser ge- nannten Rasenbank, welche in dem mittelalterlichen
nannten Teilstücke und ferner aus größeren, mehrum- Garten eine bedeutende Rolle gespielt hat. Die Kon-
fassenden Darstellungen, ein Rückschluß auf die bei struktion dieser Rasenbänke bestand in einem ein-
der Anlage und Aufteilung der Gartenflächen zugrunde fachen Bretterverschläge, dessen Innenraum wahrschein-
gelegten Prinzipien möglich sein. lieh mit Erde aufgefüllt wurde; die eigentliche Sitz-

Von vornhinein muß bei den Betrachtungen eine fläche bestand zumeist aus aufgelegten Rasenplatten.

große, streng durchzuführende Scheidung zwischen dem —irrr:—■ .. . , .„ . t , . , ,

& . , ■ , , n„ ... *) Die Skizzen sind dem Werte: Deutsches Leben der

romanischen und dem germanischen Gartenstil des Vergangenheit in Bildern, von Eugen Dietrichs, Verlag in Jena,
Mittelalters gemacht werden; denn, mag der deutsche entnommen.
Garten auch letzten Endes in seiner
Entwicklung sich an den romani-
schen anlehnen, so muß er wegen
der großen Verschiedenheit dieser
beiden genannten Kulturabschnitte
und wegen der ihm aufgeprägten
deutschen Eigenart von einem an-
deren Gesichtspunkte aus betrach-
tet werden.

Wenn ich den Ausdruck Gartcn-
s t i 1 auch schon für das Mittelalter
in Anwendung bringe, so geschieht
das aus der Erwägung heraus, daß
besonders die deutschen Gärten nach
gewissen und scheinbar bereits all-
gemein verbreiteten Grundsätzen an-
gelegt und ausgestattet wurden, so
daß man wohl von einem deutsch-
mittelalterlichen Gartenstil sprechen
darf. Innerhalb dieser Stilrichtung
kann dann noch sehr wohl ein Un-
terschied gemacht werden zum Bei-
spiel zwischen den Gärten der ober-
rheinischen , der niederrheinischen Orangeriegarten in Darmstadt: Unterer Teil des Gartens.
 
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