Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Heicke, C.: Urnenhaine
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0215

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XII, 12 DIE GARTENKUNST. 207

sich auch in Gartenkünstlerkreisen ernsthaft mit dieser mancher Hinsicht befriedigender Gesamteindruck er-
Frage befaßt, und wir bringen in den diesem Aufsatze reicht werden kann, wenn es gelingt, die auf die ein-
beigegebenen Abbildungen auf Seite 204 bis 208 als heitliche künstlerische Gestaltung der ganzen Anlage
Beispiel einer in mancher Beziehung befriedigenden abzielenden Vorschriften für die Denksteinausbildung und
Lösung den Entwurf von E. Barth für einen Urnen- Grabbehandlung wirklich durchzuführen. Im übrigen
hain in der Umgebung des Krematoriums auf dem darf aber auch nicht übersehen werden, daß sich eine
Zentral-Friedhof in Lübeck. Der Erläuterung, welche Platzersparnis bei der vorgesehenen Einteilung nicht
Herr Barth seinem Entwürfe beigegeben hat, ent- ergibt, da für die einzelnen „Urnengräber" infolge
nehmen wir das folgende: der sehr ausgiebigen Umpflanzung mindestens soviel

„Das im Mai dieses Jahres eröffnete Krematorium Fläche beansprucht wird, wie sonst für die Gräber Er-
zu Lübeck Hegt auf einem Hügel im westlichen Teile wachsener bei der üblichen Erdbestattung, und daß die
des Vorwerker Friedhofs, welcher in der ersten Nummer allgemeinen Gesichtspunkte, nach denen die Anlage
des Jahrganges 1908 dieser Zeitschrift näher beschrieben gestaltet ist, nicht genug deren besonderem Charakter
ist. Das Gelände um das Krematorium und der west- als Urnenhain Rechnung tragen. Doch sei anerkannt,
liehe Abhang des Friedhofs sind für die Bestattung daß sich die klare und sachliche Grundrißbehandlung
von Aschenresten vorgesehen, weil dort das Gefälle
für andere Gräber zu steil ist. Wie der als Wald ge-
dachte Friedhof eine Bepflanzung in heimatlichem Wald-
charakter erhalten hat, bezw. erhält, so ist die Um-
gebung des Krematoriums als Eichenhain mit dem
dazu gehörigen Unterholz gedacht."

„Bei der Verteilung der Begräbnisplätze ist Bedacht
darauf genommen, daß trotz möglichst großer Aus-
nutzung des Terrains einerseits genügend Platz für
die Zuwegungen bleibt, andererseits auch Raum für
Trennungspflanzungen vorhanden ist, so daß zu gleicher
Zeit immer nur in sich abgeschlossene Gruppen von
Urnengräbern zu sehen sind. Auf diese Weise ent-
stehen einzelne kleine Urnenhöfe, welche jeder für sich
durch einheitliche Bepflanzung z. B. Rosen, Schneeball,
Hartriegel, Seidelbast, Liguster, Heckenkirsche, Taxus
u. a, zum Eichenwald passende Unterholzsträucher,
einen bestimmten Charakter erhalten sollen, sodaß die
Orientierung erleichtert wird."

„Die bevorzugte Lage in der Nähe der breiteren
Wege haben die erblichen Gräber erhalten, während
die sogen. Reihengräber weiter von den Hauptwegen
entfernt sind. Die größeren Gräber in unmittelbarer
Nähe des Krematoriums sind nur mit flachen Platten
abzudecken, während die Grabsteine vor den Hecken
sich mehr in die Höhe entwickeln sollen. Blank polierte
Granitsteine und andere den ruhigen Eindruck störende
Denkmäler sollen nicht zugelassen werden."

„Die Pflanzung ist so gedacht, daß man von ge-
eigneten Punkten aus über die Sträucher hinweg und
zwischen den Baumstämmen hindurch Durchblicke auf
das Krematorium erhält."

„Die Normalgröße für Einzelgräber ist l/s qm.
Grabhügel oder Blumenbeete werden in dem Hain
nicht angelegt. Die Registrierung der Gräber ist nicht
schwierig. Die Felder werden mit römischen Zahlen,
die Urnenhöfe mit Buchstaben und die einzelnen Gräber
mit arabischen Zahlen bezeichnet. Die Grabsteine
bezw. Denkmäler sind einer Jury unterworfen, um grobe
Geschmacklosigkeiten zu vermeiden."

Die Schaubilder welche diesem kurzen Berichte E Barth; Lübeck. Urnenhain des Lübecker Zentralfriedhofes,
beigegeben sind, lassen wohl erkennen, daß ein in Blick in die Seitenachse unterhalb der oberen Terrasse.
 
Annotationen