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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 15,2.1822

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https://doi.org/10.11588/diglit.33275#0281
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1832.

R= 65* Heidelherger

Jahrbücher der Literatur.



Jnco^s Jsc c/cr Gcmü/Aj^/*C!7tMct:Yc/:i.

( E r r c A /ny*y.)

J

Es gäbe nun gewisse krankhaftc Wechsel in der Materie und
Veränderungen m der Organisation, während deren Vorhanden-
seyn die moralische Freiimit oder das AVirken der Vernunft
durch ein bedingtes Leiden der Gemiiths- und Verstaudeskräfte
gehunden erscheine. Hier könne die normale Wcchselwirkung
der somatisch-organisclien Sphäre und der Verstandes- und
Gemüthsthätigktit nur durch eine ausserordentliche Krise im
körperlichen Organismus wieder hergestellt werden.

Nun geht Hr. Jacobi zu einer andern praktisch wtcbdgen
Untersuchung über, deren Resuitat darin besteht, dass er das
bisherige Verfahren bei den Forschungen über die Seelenstörun-
gen, indem man dem Phänomen dcr Verstandes-Zerrüttung eine
ganz unverhäitnissmässige und ihm nicht zukommende Wichtig-
keit beigelegt habe, — vorzügiich nachtbeiiig und verwirrend
hndet und dagegen aufzutreten sich fiir verpdichtet häit. Von
der Weise, wie die Verstandeskräfte in ihretn Zusammenwirkerr
mit den Sinnen, der Phantasie und dem Wilien bei dem Irre-
seyn iitten, habe man bisher den Haupteintheiiungs-Grund der
Seelcnstörungen in verschiedene Gattungen und Arten gesucht,
und bei der Kur das Hauptnugenmerk auf die Hebung der
Verstandes-Zerrüttung gerichtct. Zum Nachtheii der Wissen-
schaft habe man bei aiien diesen die Gemüthskräfte nur auf
eine sekundäre Weise in Betracht genommen. Unrecht sey da-
her bei den Hcii-Versuchen der ausgezeichnete Werth, den man
auf die unmittelbare Beiterrschung der Operationen des Verstan-
des, aus die Untersuclmng gewisser krankhaiten Ideen-Verbin-
dungen und auf die Austiigung gewisser hxen verkehrten Idcen
legte, durch Mittel, weiche auf den Verstand wirktcn.
ro/ sage.* ^Lange zuvor el.e ein Mensch fiir irre erkannt wird,
ändern sicit seine Gewohnheiten, seine Neigungen und seine Lei-
denschaften. Es giebt Verriickte, deren Verstandes-Verwirrung
kaum merkitch ist; es giebt aber keine, deren moraiische Nei-
gungen nicht in Unordnung gerathen, verkehrt oder vernictttet
wären. Ich häbe keine Ausnahme in dieser Hinsicht gesehen.^—-

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