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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 15,2.1822

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https://doi.org/10.11588/diglit.33275#0378
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it22

Casanova's Memoiren.

Voti der Anschuidigung: C. habc emenVenetianer zurNacittzeit
gemisshandelt, wird er, otme vernommen zu seyn, nicht
btoss gerichtlich (zu Venedig) freigesprochcn, sondern den
AnlJägern auch noctt der Kostenersatz aufertegt, und dem An-
gekiagten (dem wirldichen Thäter) der Regress gegen die De-
nuncianten vorbehalten (Thl. 1. S. 28-d). — Eine der vielen
Gehebten Casanovas besitzt erst 3ooo Rthir. (Thb l. S. 4o6)
und gicich darauf 4ooo Ducaten (Thi. 1. S. 433). — Ferner
ist ein starker Glaube nöthig, um foigendes für wahr anzuneh-
men: die Liebesgeschichte mit der GriechischenSciavin zu Aucona
(Thi. 1. S. 323). (Soiite der Herr der Griechin und der
Wachter Casanovas nicht ihre nächtiichen Zusammenkünfte ent-
deckt haben? Und weshalb war unser Held bei der Geiegen-
heit zur Nachtzeit und in freier Luft, entkieidet wie &ein Gia-
diator?^ Thi. 1. S. 333).— Die Hcrabiassung des Pabstes
(Benedikts i4) gegen den damals noch so unbedeutenden C.,
und des ietztern dreiste Reden bei der Gelegenheit (S. 4-53).
-— Die zweimaiigen Geniisse mit zwei verschiedenen Schwestern
aus den bessern Ständen, mit Marton und Nanette und mit Lu-
cretia und Angeiica, auf einem und demseiben Lager (Thi. 1.
S. 2i3. i4 und 463. 64)- — (So schamios soiite ein Weib
seyn, wie diese Lucretia!). — Dass ein angesehener reicher
Türke, naciuiem cr C. nur einigemai gesehen, diesem seine
schöne Tocitter zur Gattin bietet (Thi. 2. S. i43). — Dass
von einem andern Turken, C. an den Piatz gesülirt wird, wo
er unbemerkt zusehen kann, wie die Frauen des Muse!manns
baden (Thi. 2. S. i43). — Wer kennt nicht die Eifersucht
der Männer im Orient). — Dass C. den Versuch wagen durfte,
der Gattin eines angesehenen Türken (sie war Griechin)
in Gegenwart einer Sciavin den Schieier zu lüsten, und gieich
darauf in eben der Sciavin Beiseyn, zu ihren Fiissen zu sin-
Len, sich ungestraft erkiihnen konnte (Thi. 2. S. 161—64) etc.

Mag indessen der Verf. in den beiden ersten Theiien, der
Wahrheit eine gute Parthie Dichtung zugemisciit haben, es ver-
schlägt an und fiir sich nicht viei, da eben nichts Erhebliehes
darin vorkommt; aber die schiimme Foige fiihrt es fiir ihn im-
mer herbei dass wir aus der Ungiaubwürdigkeit des Unbedeu-
tcnden, was wir vor uns haben, nicht anders ais auf die Un-
glaubwiirdigkeit des Bedeutendern im Voraus zähien können,
was uns in den foigenden Theiien mitgetheiit werden wird. Trifft
doch das Bckannte: ^wer einmai iiigt, liigt öfterc mit gieichem
Recht den Schriftsteiier, wie jeden Andern! — doch vieiieic!<t
entschädigen uns die Schärfe und Gediegenheit der ReBexionen
des Verfassers, die Mittheiiungen aus seiner Lebenserfahrung,
seine Phiiosophie, seine sittiichen Grundsätze, soiite er ietztern
 
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