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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 15,2.1822

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Ergänzungs - Blätter I. 2.
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https://doi.org/10.11588/diglit.33275#0522
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Fonck'saher Criminaiproceis^

/

übergegangen. Uebcr den Utngang, den Cönen sonst m CöHn
gebabt hat, kommt in den VerhancHungen überhaupt wenig, am
wenigsten etwas Verdächtiges vor. (Man könnte wohl wiinschen,
dass diesem Umgange noch genauer nachgeforscht worden wäre.
Jedoch hnde ich bei Benzenberg dieNachricht, dassCönen noch
wenige Bekannte in Cölln gehabt — guch eher eingexogen ge-
iebt habe).

Indessen kommen doch einige a atsachen in den gerichtb-
chen Verhandlungen vor, weiche um dem unglücksebgen Ver-
schwinden Cönens in einem unheimlichen Zusammenhange zu
stehn scheinen, so wenig sie auch hinreichen, irgend eine be-
stimmte Vermuthung darauf zu gründen: Cönen, sonst ein
frohmiithiger lebensiustiger Mensch, fiihrte kurz vor seinem Ver-
schwinden die Kiage, dass er keinen Appetit, aber Durst und
eine ihm seibst auifaiiende Unruhe habe. Er erzähite am pten
November, also an seinem muthmassiichen Todestage, dass er
3 — 4 Nächte hindurch geträumt habe, er wiirde ermor-
det (S. i5i. der bei Gaii gedruckten Verhandi.— Nicht bioss
die Freunde des Magnetism werden es bedauern, dass der Inhait
dieser Träume nicht genauer ausgemittelt worden ist oder nicitt
genauer ausgemitteit werden konnte. Die Seeie übersetzt oft
im Traume Vermuthungen, Besorgnisse, in Biider). Er scheint
die Gelegenheit, noch diesen Abend auszugehen, recht geiiissent-
lieh gesucht zu haben. (Ebend. S. ßgp.). Bei dem Abendessen,
den Qten Novbr. (einen Sonnabend), hatte Cönen wenig Esslust.
Ais Schröder äusserte, er sey nun entschiossen am Sonntage nach
Crefeid zu reisen, soii Cönen erwiedert haben, er möge
das nicht thun. Mor/A yam cer/MyJ. Das späte Aus-

gehn Cönens selbst ist auifaiiend. Es hatte stark geregnet; cs
war nasskait. Jedoch war heiler Mondenschein. (Noch einea
Umstandes—der sehr wichtig hätte werden können —
des im Rheine mit dem Leichname zugieich gefundenen Tannen-
bordes, werde ich weiter unten Erwähnung tlmn).

Bei dem Schiusse, von weichem hier die Rede ist, komrnt
am Ende Ailes darauf an, eine andere nicht unwahrscheiniiche
Erzähiung zu erhnden, nach weicher man von der Art, wie Cö-
nen seinen Tod gefunden hat, Rechenschaft gcben kann. Und
da braucht man nicht gerade ein Dichter zu seyn, um dieser
Forderung Genüge zu leisten. In einer grossen Stadt, wie Cöin,
können einem Fremden, der sich noch nicht zu hnden gelernt
bat, gar manche Ungiücksfäiie begegnen. Ein Feind von Mäd-
chen war Cönen nicht. Oder der Mondschein kann ihn aus der
Stadt gelockt haben; auf einer einsamen Wiese (auf einer Wiese
in der Nähe des Rheines wili man seine Pfeife geiunden haben),
wurde er überfaiien, seiner Briestasche beraubt; die Räuber
 
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