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724 Procli philosopM Opera ed. Cousin.
werfen und den Menschen unter die Beschlüsse des Fatums
Hindlings stellen, oder davon sein ganzes Handeln abhängig
machen, aller eigenen Entschliessung und derMögiicbkeit dazu
ihn beraubend. Allerdings steht der Mensch unter dem Fa-
tum, dasibn als Sinnenwesen, als materiellen Körper in Bezug
auf die Auisen weit (die dem Reiche des Fatums unterworfen) ,
in seinem äusseren, irdischen Wirken beherrscht; aber als
Geisteswesen, dem Irdischen und Aeusserlichen entgegenge-
stellt, auf das Innere zurückgewiesen, ist er ungebunden und
kann frei sich bestimmen, frei wählen und handeln. In dieser
Beziehung ist er nur der Providentia unterworfen, die zu-
gleich als höchstes Gut und höchste Güte, als ewige alleinige
Gottheit bezeichnet ist. So sucht Proclus die schwierige Frage
nach der Freiheit des menschlichen Willens zu lösen, und die
Erörterungen, die er deshalb über das Wesen der menschlichen
Natur und die Kräfte derselben, so wie über den Unterschied
zwischen Fatum und Providentia giebt, sind von hohem In-
teresse. Dass an diese Gegenstände sich auch andere reihen,
die dann gelegentlich zur Sprache gebracht werden, bedarf
wohl kaum einer Erinnerung.
Die zweite, bisher nur in einem blossen Argumentum
bekannte, hier vollständig mitgetheilte Schrift betriift Zwei-
fel und Einwürfe gegen die Lehre einer Providentia : D e d e -
cem dubitationibus circa providentiam; die dritte
einen ähnlichen Gegenstand: De malorum subsistentia.
W ie sehr diese Punkte früher bestritten und behandelt wor-
den sind, besonders in der Stoischen Philosophie (wir erin-
nern hier nur an einige der vorhandenen Schriften Seneca's) ,
und wie seihst diese Gontroversen vielfach in neuerer Zeit be-
handelt worden sind, ist bekannt; um so interessanter ist es,
die Ansicht eines Neuplatonikers darüber zu vernehmen, und
die Art und Weise, wie er einen solchen Gegenstand behan-
delt ^ kennen zu lernen. Unser Verf. findet zwar die erstge-
nannte Schrift De de cem du hi tat t. den beiden andern in
diesem Bande enthaltenen etwas nachstehend, ohschon sie von
der geschichtlichen Seite betrachtet sehr wichtig ist, und die
darin enthaltenen Beweise für die Providenz bald ein Eigen-
thum der christlichen Lehre geworden sind. Wir wollen nur
einige der Fragen, die Proclus beantwortet, anführen.

Der Besc./o/jt.
 
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