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N. 74.

1827.

He id e 1b erger

Jahrbücher der Literatur.


Zur neueren Dogmengeschichte und Beurtheilung des
Rahonahsmus und Supernaturalismus^
DJicbt seiten aber reden besonders die Hauptursächer der
supernaturalen Theorie , die Kirchenväter , von einem ganz
andern IYsittheHen der Religionseinsichten , so , wie wenn
Einsichten (d. i, verstandene Gedanken) etwas materielles
wären, das in den Geist, a]s Verstand, nur so bineinge-
legt, eingehaucht, ein gedrückt u. s. w. , kurz so dem
Bewusstseyn eingegeben werden könnte , dais es nun nicht
blos Zeichen oder Worte hätte, sondern auch den Sinn ganz
leblerlrei, wie ihn der Geber hat, verstehen müiste. Den
sogenannten Kirchenvätern, diesen Vätern so vieler unbibli-
scher Kirchenmeinungen, war ein solches materielles Gedan-
ken-Eingeben (überhaupt ein Zulegen oder Wegnehmen der
Denk - und Wollenskrältedes Geistes durch Gnade oder Un-
gnade Gottes) etwas leichtes , da sie meist sich die Gottheit
selbst nicht unkörperlich zu denken pslegten , und eine Kraft
ohne Körperlichkeit (ohne Raumeisüllung und Beweglichkeit)
wahrscheinlich nie zu denken vermocbter). Daher das un-
denkbare Reden von Geistesgaben, welche beigelegt oder ent-
zogen würden, etwa so, wie map die ponderablen Spiritus
in der Apotheke nach Granen mehren oder mindern kann. So
gewiis last niemand mehr unter uns sich deutlich zu diesen
patristiscb-crassen Bildlichkeiten bekennen mag, so sind doch
die l'olgen davon in den Sprachgebrauch nur allzu sehr über-
gegangen , so dass selbst Philosophen von den Einsichten , die in
dem Hintergründe der Seele Hegen , überhaupt von Ideen, die
in uns (als Geistern) lägen, gar viel zu reden sich nicht ent-
halten, noch mehr aber Aly.stiker in der Tiefe der Seelen alles
suchen und durch innere Lichter linden , was dort von Ewig-
keit her h i u e i n g e 1 e g t und e i n g e s e n k t seyn müsste.
Wem nun aber auch dirse patristisch-handgreifliche Art
der IVlittheilung von Religionsbegrilfen allzu crais ist, der denkt
XX. Jalirg. 12. Heft. 74
 
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