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1168 Ueber Rationalismus und Supernaturalismus,
8er Vorzeit weder durch die äussere Natur unserer Erfahrungs-
welt, noch durch die innere Natur des menschlichen Geistes,
noch durch beides zugleich, vielmehr durch ein über-
menschliches Wissen und Mittheilen durchaus
fehlerfrei ihnen bekannt geworden seyen. Das
Hauptmerkmal in dieser Methode ist demnach: dass „die Art
der M i 11 h e i 1 u n g des Inhalts " dieFehlerfreiheit des-
selben entscheide und beweise. Ob die Mittheilung unmit-
telbar oder durch Mittel von dem unfehlbaren Geiste
gekommen sey, dies ist eigentlich nicht das Unterscheidungs-
zeichen des Supernaturalismus oder der Lehrahleitung aus dem
Uehernatürlichen. Man dringt auf die Unmittelbarkeit der
Mittheilung, nur um die Unfehlbarkeit desto leichter zu be-
haupten.
VI. Wie können Gedanke 71 mitgetheilt wer-
den? — Weil hier alles darauf ankommt, ob eine Einsicht
durch die Art, wie sie mitgetheilt war, unfehl-
bar seyn soll, so liegt gar viel daran, dass man sich deut-
lich mache, wie oder auswelcheArt denn Einsichten mit-
getheilt werden können. Mittheilen kann man sonst
Gedanken oder Einsichten nur auf zweierlei Art. Entweder
veranlasst man durch äussere oder innere Erfahrungen, die
man sich oder andern vorhält, das Betrachten und Auifassen
dessen, was in der Erfahrung da ist, das Verwandeln des Be-
trachteten in Begrifse und Ideen und endlich das Schliessen aus
den gedachten Begrifsen und das Ausdrücken des Gefundenen
durch Worte und andere Zeichen. Oder aber giebt man schon
die Zeichen selbst und durch diese irgend einen Satz, So dafs
einer vermittelst der Bezeichn trug die V e ranlas s u ng giebt ,lj damit
der Andere in sich eben die Gedanken zusammenfüge, welche
jener zusammengedacht zu haben ihm durch die Zeichen kund
machte. Auf die erstere Art veranlasst die göttliche Weltord-
nung unsere meiste Gedanken. Auf die zweite Art wären von
Gott diejenige Gedanken veranlasst gewesen, die man aus ge-
hörten Sätzen, Uauten und Erscheinungen schöpfte, deren
Ursprung man der Gottheit zuzuschreiben nicht zweiselte.
Bei jedem solchen Mittherlen aber kommt doch immer vieles
aus den andern (nicht fehlersreien) Factor an, auf den auffas-
senden und auslegenden Menschen selbst, und die gehende,
sowohl als die veranlassende Mittheilungsart bleibt daher der
rationalen^Beurtheilung untergeordnet.

(Der )
 
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