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des Rationalismus und Supernaturalismus.

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ehrfurchtsvollen Schlendrian entstandene Altsdeutung berich-s
tigt, das Ganze aber nach seinem Verhältnlls gegen alle übriges
Erkenntnisse der jetzigen Zeit, soweit sie darauf Beziehung;
haben können , entweder angewendet oder abgeändert. Jeder'
Kundige ist entschieden , dais, wenn die Ratio Rjir nicht mehr*
statt findet, auch die Stunde geschlagen bat, wo der juridische-
Rationalismus es entweder stillschweigend (wie so vieles einst:
unverletzbar strenge) unwirksam macht oder endlich auch,,
wenn die Ueberzeugung durch freie Erwägungen der Gründe-
und Gegengründe genug vorbereitet ist, auf eine öffentliche
Verbesserung anträgt.
V. Wie konnte eine andere Methode ausschlres-
send bei der Religionslehre für möglich und.
nöthig gehalten werden? und worin besteht da*
W esentliche der super naturalen Methode? -— Alle
andere Fächer, wenn man darin irrational oder auch nur nicht
mit der jedesmal möglich-besten Rationalität verfahren will,
werden in kurzem durch die augenscheinlichen Folgen auf den.
Grundfehler aufmerksam gemacht und gleichsam zurecbtge-
wiesen. Einzig die uralten Mysteriendeuter, die Priester,
Orakeigeber, Rahhiuen, die den Kirchenglauben bestimmende
Patres und Goncilien hatten den Vortheil , oder vielmehr die
schwere Ausgabe, über die nur dem Geiste, und nur dem sich,
seihst möglichst kennenden, übenden und anstrengenden Gei-
ste anschaubaren, leiblich unsichtbaren Wirklichkeiten der
Geisterwelt ihre Ansichten zu gehen , wo das Irren nicht
durch baldiges Nachweisen des Gegentbeils entdeckbar wird.
Sie entschieden dann Aufgaben, die jeder ohne eigene Mühe
gerne entschieden haben möchte, und über welche daher so
viele ihre Bequemlichkeit (vis inertiae) wie ein grosses Be-
dürfni 1s, dass dieses alles blos gegeben, und blos so zu neh-
men seyn müsste, voran stellen. Nur allein in den Religions-
erkenntnissen wünschte und glaubte man , statt jener sonst
überall nothwendigen allmähligen Fortbildung, dass irgend
Eines der verflossenen Zeitalter alles Wahre mit einem Male
umfasst und alles Unrichtige mit einem Male ausgeschlossen
haben möchte. Man hielt auch dieses deswegen für wirklich
erfolgt, weil alles damals von gewissen Personen Geglaubte
und Gesagte ihnen auf eine die körperliche und gei-
stige Natur der Menschen übersteigende Weise
entdeckt gewesen sey? Diese Ansicht, diese Methode, das
Wahre in der Religion zu finden, giebt sich den für ihre Be-
hauptung ganz passenden Namen Supet naturalismus, wet!
sie darauf besteht, dass die Behauptungen gewisser Personen
 
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