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1200

Baur Symbolik und Mythologie.

altgriechischen Hermes ithyphallicus) abzuhandeln gewesen.
Denn unstreitig drücken diese Gottheiten auf heidnische Weise
das Verhältnis Gottes zu der Welt, den Glauben an den Schöp-
fer und Erhalter aus,' und zwar an den Erhalter ungeachtet
aller Zerstörung, was aus der Zerüeischung und Wiedergeburt
des Dionysos nachzuweisen steht.
In der Lehre von der W e 11 r e g i e r u n g S. 304 — 365. ist
richtig von den H o r e n, und Moiren die Rede , und das Ver-
hältniis der letztem zu Zeus wird ausführlich und gründlich
untersucht. Unsers Bedünkens sind die Moiren als Zeus
Töchter eine Personihcation seines göttlichen Rathschlusses,
und daher kommt auch ihm alles das zu, was jenen beigelegt
wird. Die Frage, welcher von beiden von dem andern ab-
hänge, ist darum eigentlich geradezu als ungeeignet abzuwei-
sen, wenn das Einheitsverhältniss in der Idee beider richtig
aufgefaist wird. Die Religion selbst setzte den Willen und
die Weisheit des Zeus im Allgemeinen in die genaueste Ueber-
einstimmung mit der Nothwendigkeit des Schicksals, und sie
kannte nur einen Gegensatz zwischen diesem und dem mythi-
schen Menschenzeus. Der Philosoph Chrysipp (bei Cicero N.
D. I. 15. p. 70. Cr.) erkannte zwar die vollkommene Einerlei-
heit des Zeus und der ewigen Nothwendigkeit; was sich aber
mit dem Anthropopathismus nicht verträgt. Werden vom Epos
dem obersten Gott menschliche Willkür und Neigungen ange-
dichtet, so ist die Idee der Nothwendigkeit mit diesem Wesen
unvereinbar, und sie ginge gänzlich verloren, wenn sie sich
nicht ausserhalb Zeus in den ernsten Schicksalsgöttinnen frxirte.
Mit diesen kann der epische Zeus sogar im Conflict gedacht
und vorgestellt werden , wie bei dem Tode seines Sohnes Sar-
pedon H, lliad XVI. 426; was aber nicht eigentlich und ernst-
lich, sondern als zufällige Folge des Anthropomorphismus zu
verstehen ist. — Wenn der Hr. Verf. noch die Musen und
die Chariten hierher zieht, und in ihnen zugleich mit den
Horen die Wettharmonie und den regelmässigen Wechsel der
Jahreszeiten dargestellt wissen will, so vermag ihmRec. nicht
beizustimmen, welcher die Begriffe von Wissenschaft, Kunst,
Freude und Schönheit in ihrem Urbild bei Gott und in ihrem
Ursprung von Gott in den Musen und Chariten personihcirt
Rndet.

(D<?r Besc/i/nyA yAIjt.)
 
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