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N°. 65. HEIDELBERGER 1834.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

ÜBERSICHTEN und KURZE ANZEIGEN.

THEOLOGIE.
Vorlesungen über Wesen und Geschichte der Reformation
in Deutschland und der Schweiz, mit steter Beziehung auf die
Richtungen unserer Zeit■ Von Dr,. K. R. Ha genb ach, Praf. zu
Basel. Erster Theil. 264 N. Leij>z. Weidmann. Buchli. 1834.
Das lebendige Wort wirkt Viel. Nicht blos vor angehenden
Studierenden wurden diese wahrhaft-geschichtliche Erzählungs-
reden gehalten. Gemischte Zuhörer aus der Stadt Basel nahmen
Antheil daran. Diese Art von Kenntnifsverbreitung und Volks-
unterricht für die Bildungsfähigen ist überall zu wünschen. Die
strenger wissenschaftliche Behandlung bleibe den Kathedern und
den dafür gelehrter vorbereiteten, künftigen Leitern des allge-
meinen Geistes, die also durch tiefere Studien der allgemeineren
Fassungskraft voranschreiten und vieles Pro und Contra geprüft
haben sollen, um das Beste für alle Empfängliche auswählen zu
können. Aber entweder mufs das Predigen in den Kirchen um-
fassender und für so Viele im Publikum, welche jetzt tausend Mal
mehr lesen, als man ehedem hörte, belehrender werden, oder es
müssen Predigten aufser der Kirche entstehen über Alles,
was jetzt für Alle wissenswürdig und fafslich geworden ist.
Dafs in der Stadt Basel, die in dieser Zeit so leidigen
Störungen ausgesetzt war, dennoch diese Geschichtvorträge Theil-
nahme erhielten, beweist, dafs dergleichen Ausdehnungen der
Kenntnifsverbreitung Zeitbedürfnifs sind. Auch hat der Verf. den
Lokaleindruck auf die altberühmte und hoffentlich aufs Neue
emporstrebende Universitätsstadt an vielen Stellen gut benutzt.
Auch Zwingli hat sich einige Jahre lang zu Basel gebildet, noch
mehr sein Melanchthonischer Freund, Leo Judä, mit vielen Un-
vergelsbaren. Und wie mufs sich das Herz jedes Vaterlandlie-
benden zu Basel gehoben haben, wenn sie in die Zeiten zurück-
geführt wurden, wo Erasmus um der Universität willen und
wegen des Zusammenwirkens bedeutender Gelehrter und aufge-
klärter, auf Kunst und Wissenschaft stolzer Bürger so gerne und
gemüthlich in Frobenius Hause seit 1616. sein Alter so ver-
lebte, wie Er es selbst (S. 171.) von diesem amoenissimo Museo
aus mit den Worten beschreibt: »Mihi certe hactenus non con-
tigit in aeque felici versari contubernio. Verum, ut haec sileantur,
qui candor omnium, quae festivitas, quae concordia! Unum Omni-
bus animum esse jures.“
XXVII. Jahrg. 10. Heft.

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