DOI Heft:
No. 73
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.37274#0541
N“. 73. HEIDELBERGER 1834
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
1. Erklärung des Briefs Pauli an die Epheser, von Conr. Stephan
Matthies, aufserord. Prof. d. Theol. an d. k.ön. Universität zu Greifs-
wald. Mit besonderer Berücksichtigung der neuesten
Comment ure. Greifswald b. Koch. 1834. 187 S. in 8.
2. Komment ar über den Brief Pauli an die Epheser, von Fr.
Karl Meier, Privatdocenten d. Theol. an d. Univers. Jena. Berlin b.
Reimer. 1834. FIII. 231 S. in 8.
Die Vorrede der Matthiesischen Erklärung beginnt
S. V. mit dem unerwarteten Eingeständnifs, dafs die »Aufklä-
rung« im achtzehnten Jahrhundert doch »wahrlich eine
Wohlthat gewesen sey, weil ihre durchbrechende Strah-
len aus dem exegetischen Gebiet den dicken dogmatischen
Nebel verscheuchten. Denn, sagt der Verf. selbst, nicht
die B,ibel wurde ausgelegt, sondern der besondere
Glaubensinhalt des exegesirenden [an die Symbole und
fast noch mehr an die Auctoritäten einiger dogmatischen Systema-
tiker und der examinirenden Consistorien gebundenen] Subjects
in biblische Worte hineingelegt oder vielmehr »hinein-
gequält«. Die Exegese war in die kirchliche Rüstung fester
dogmatischer Bestimmungen eingezwängt. Die Nothwendigkeit
waf da, dafs die Exegese zuförderst von diesen schweren dogma-
tischen Fesseln befreien war. — Soweit wird also doch einmal
der (verwünschten) Aufklärung jener altern Generationen ihr Recht
gewährt!
Wie aber nun? So schätzbar diese richtige Anerkennung der
Nothwendigkeit jener freimachenden exegetischen »Aufklärung«
ist, so hat dennoch des Vfs. Exegese aus zweierlei Ursachen da-
durch immer noch allzu wenig Verbesserung gewonnen.
Die Eine Ursache ist: Der Verf. trägt meist die nämlichen,
wenn gleich nichtbiblischen, sondern blos patristischen und schola-
stischen Hypothesen (von satisfactio oicaria, von einer grundlos
freien oder arbiträren Prädestination u. dgl.) in seine Bibelexegese
hinein. Andern allmählich gesteigerten Concilienlehren aber, be-
sonders dem Dogma von den drei Personen in der Gottheit, giebt
Er eine Deutung, welche weder kirchlich-orthodox, noch an sich
XXVII. Jabrg. 12. Heft. 73
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
1. Erklärung des Briefs Pauli an die Epheser, von Conr. Stephan
Matthies, aufserord. Prof. d. Theol. an d. k.ön. Universität zu Greifs-
wald. Mit besonderer Berücksichtigung der neuesten
Comment ure. Greifswald b. Koch. 1834. 187 S. in 8.
2. Komment ar über den Brief Pauli an die Epheser, von Fr.
Karl Meier, Privatdocenten d. Theol. an d. Univers. Jena. Berlin b.
Reimer. 1834. FIII. 231 S. in 8.
Die Vorrede der Matthiesischen Erklärung beginnt
S. V. mit dem unerwarteten Eingeständnifs, dafs die »Aufklä-
rung« im achtzehnten Jahrhundert doch »wahrlich eine
Wohlthat gewesen sey, weil ihre durchbrechende Strah-
len aus dem exegetischen Gebiet den dicken dogmatischen
Nebel verscheuchten. Denn, sagt der Verf. selbst, nicht
die B,ibel wurde ausgelegt, sondern der besondere
Glaubensinhalt des exegesirenden [an die Symbole und
fast noch mehr an die Auctoritäten einiger dogmatischen Systema-
tiker und der examinirenden Consistorien gebundenen] Subjects
in biblische Worte hineingelegt oder vielmehr »hinein-
gequält«. Die Exegese war in die kirchliche Rüstung fester
dogmatischer Bestimmungen eingezwängt. Die Nothwendigkeit
waf da, dafs die Exegese zuförderst von diesen schweren dogma-
tischen Fesseln befreien war. — Soweit wird also doch einmal
der (verwünschten) Aufklärung jener altern Generationen ihr Recht
gewährt!
Wie aber nun? So schätzbar diese richtige Anerkennung der
Nothwendigkeit jener freimachenden exegetischen »Aufklärung«
ist, so hat dennoch des Vfs. Exegese aus zweierlei Ursachen da-
durch immer noch allzu wenig Verbesserung gewonnen.
Die Eine Ursache ist: Der Verf. trägt meist die nämlichen,
wenn gleich nichtbiblischen, sondern blos patristischen und schola-
stischen Hypothesen (von satisfactio oicaria, von einer grundlos
freien oder arbiträren Prädestination u. dgl.) in seine Bibelexegese
hinein. Andern allmählich gesteigerten Concilienlehren aber, be-
sonders dem Dogma von den drei Personen in der Gottheit, giebt
Er eine Deutung, welche weder kirchlich-orthodox, noch an sich
XXVII. Jabrg. 12. Heft. 73