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N°. 72. HEIDELBERGER i834.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

STAATSWISSENSCHAFTEN.
Die Florentinische Geschichte in acht Büchern von Niccolo Ma-
chiavelli. — Aus d. Ital. übersetzt von J oh. Ziegler, k'önigl. grie-
chischem Oberlieut. in der Infanterie, Lehrer der Schule der Evilpiden.
— Auch unter dem Titel: Niccolo M a chiav elli’ s s ämmt liehe
Werke. A. d. I. übers, u.s.w. Vierter Band. Karlsruhe, b. Ch. Th.
Groos. 1834. 428 S. 8.
Der Uebersetzer ist auch in diesem Theile der Werbe M.’s
dem Grundsätze treu geblieben, von welchem das Gelingen einer
jeden ähnlichen Arbeit abhängt, — seinen Schriftsteller so wie-
derzugeben, dafs er in der Uebersetzung denselben Eindruck,
wie in der Urschrift, auf den Leser macht. (Eine bei diesem
Schriftsteller besonders schwierige Aufgabe! Alles scheint bei
ihm mit eilender Feder hingeworfen zu seyn. Vielleicht kann
man ihn in dieser Beziehung mit Montaigne vergleichen. Aber
man versuche sich nur in der Nachahmung eines solchen Vortra-
ges, und man wird sich bald überzeugen, dafs es weit schwerer
ist, sich einen kunstlosen als einen künstlichen oder kunstgerechten
Styl anzueignen.) Wir können daher nur das Lob wiederholen,
welches wir den früheren Bänden der Uebersetzung in diesen
Blättern ertheilt haben. Jedoch, der Leser urtheile selbst. Wir
lassen zu diesem Ende eine Stelle aus der Uebersetzug folgen;
sie steht zu Anfang des 3ten Buches.
»Die heftig^ natürliche Feindschaft zwischen Volk und Adel,
deren Grund darin liegt, dafs dieser befehlen, jenes nicht ge-
horchen will, ist Ursache aller Uebel, die in den Städten ent-
stehen. Aus diesen widerstrebenden Leidenschaften zieht alles
andere, was die Bepubliken erschüttert, seine Nahrung. Dies
hielt Bom uneinig, dies hat — wenn es erlaubt ist, Kleines mit
Grofsem zu vergleichen —Florenz getheilt erhalten. Die Wir-
kungen aber, die in beiden Städten daraus hervorgingen, waren
verschieden. Die Feindschaften, welche im Anfang in Rom zwi-
schen Volk und Edlen Statt fanden, wurden durch Worte, die
von Florenz durch’s Schwert entschieden. Die von Rom endeten
mit einem Gesetz, die von Florenz mit der Verbannung und dem
Tode vieler Bürger. Die von Rom vermehrten stets die kriege-
rische Tapferkeit, durch die von Florenz erlosch sie völlig. Die
von Rom führten die Stadt von Gleichheit zu einer sehr grofsen
Ungleichheit der Bürger, die von Florenz haben es von Ungleich-
heit zu einer merkwürdigen Gleichheit gebracht.«
„Diese Verschiedenheit der Wirkungen kann nur durch das
verschiedene Ziel verursacht seyn, welches diese beiden Völker
XXVII. Jahrg. II. Heft. 72
 
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