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N°. 63. HEIDELBERGER 1834.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Petr ick. Über Chrlstenthum und Geist der Zeit.
(Besch lufs.)
Yom II. Theil kann Rec. nur kurz angeben, dafs der Verf.
das Christliche nach Herder, allein auf die Hauptidee Jesu zu-
rückzuführen sucht, dabei zwar sich des Ueberflusses von Ter-
minologien enthält, doch aber mehr sich ein Ideal schafft, als
geschichtlich nachweist. Nur dadurch, dafs die Genialität sich
jetzt gar zu gerne ihren Christus (wie überhaupt die Geschichte)
so macht, wie es gewesen seyn müsse, war es möglich, dafs
wir S. 21. lesen: »Indem also Jesus die Religion seiner Zeit in
die Kategorie (?) Theismus erhob, rückte Er sie dicht an die
Grenze wahrer (?) Genialität. Ja es ist gar sehr die Frage,
ob Seine eigene Welt- und Lebensanschauung nicht
vollendete Genialität, d. i. Pantheismus war, und Er
sie nur darum als eine theistische darlegte, weil er sie nur
als solche, als nächste Abstufung, an die Kategorie (?) des poli-
tischen, schon sich zu moralisiren beginnenden Anthropomorphis-
mus anzuknüpfen vermochte.« Wir müssen dagegen sagen: Nach
der Geschichte war Gott für Jesus nicht blos Theos = ein
Setzer, Schöpfer, sondern ein wahrer Gott = der im vollsten,
einzigsten Sinn Gute, = der vollkommne Geist, der patriarcha-
lische, rechtwollende (moralische) Vater der gesammten Familie
von Menschengeistern, dem es nur um das geistige Rechtwollen
der Kinder, um ihr nparov ^rjxetv tiqv Sikouoovv^v 'Sreov Mt. 6,
33. zu thun ist, so dafs Jesus Ihn, seinen und der Seinigen Gott
und Vater, Joh. 20, 17, nicht einmal als König und Gesetzgeber
im Gottesreich darstellt. Aber um so weniger konnte ihm das All
der unvollkommnen Dinge, und zunächst das All der die Selbst-
besinnung und Umstimmung (Melanoia) bedürfenden Menschheit
wie eine pantheistische Selbstanschauung Gottes seyn.
Von der kirchlichen Dogmatik, in sofern sie, leider! weit
mehr patristisches und scholastisches Gutdünken über Lehrmeinun-
gen, als moralischen, das ist, sittlich bessernden, urchristlichen
Glauben (= Paulinische Pistis als Vertrauens - Ueberzeugung, die
zur Rechtschaffenheit antreibt) enthält, zeigt der gröfste Theil
XXVII. Jahrg. 10. Heft. 63
 
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