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HEIDELBERGER

1834.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Uebersicht mehrerer Schriften, die Bildungsanstalten betreffend.

(Besch lufs.)

No. 3. vermeidet nicht nur jene Fehler, das zu scharfe Tren-
nen der einzelnen Fähigheiten, und das zu allgemeine Aburtheilen,
sie führt auch den Jüngling zu einer bescheidnen und doch nicht
entmuthigenden Berathung, die er mit sich und mit seinen Leh-
rern anzustellen hat, und sie giebt ihm zu seinen Gymnasialstu-
dien die trefflichsten Rathschlage. Er hört da einen Schulmann,
der diese Studien und ihre Schüler kennt. "Wir finden, mit we-
nigen Ausnahmen, dafs er überall aus dem Leben, und einem
Bildungsreichen Leben, für die Gymnasialbildung spricht.
Schon sein »Begriff des Wissens, der Wissenschaft und der
Gelehrsamkeitmit welchem die Schrift beginnt, ist entfernt
von der beliebten Ueberspannung und doch so recht anregend
für ein philosophisches Streben nach Platons Sinne. Ihre Ein-
teilung und ihr Werth ist zwar nur kurz angegeben, aber wahr-
haft praktisch, und das tiefer als gewöhnlich. »Die nahe Ver-
wandtschaft der Tugend und des Wissens bei den Menschen geht
daraus hervor, dafs es keine Tugend ohne Wissen geben kann,
denn um Göttlichkeit im Wollen zu erlangen, müssen wir wissen,
worin die Gotlähnlichkeit bestehe, wir müssen, so weit dies Men-
schen möglich ist, Gott erkannt haben. Ohne diese Erkenntnifs
würde unser Streben kein Ziel haben, also kein Streben seyn
u. s. w. Von der andern Seite aber ist auch das Wissen schon
Tugend. Die wissenschaftliche Bestrebung nämlich geht aus
einem Acte -des Wollens in Beziehung auf die Gottähnlichkeit
im Wissen hervor u. s. w.« — fast möchten wir diese ganze De-
duction sammt den Beispielen hierher setzen, weil diese innige
Verbindung des Sittlichen mit dem Wissenschaftlichen noch so
wenig beachtet wird. Er schliefst: »Die Wissenschaft hat also
an sich schon hohen Werth, weil sie uns gottähnlich und
gottselig macht.“ Versteht sich, wenn hierin nicht der gött-
liche Geist fehlt, der dem Dünkel wehrt, und in Liebe bildet.
Ueber „ die wissenschaftlichen Bestrebungen der Deutschen Ä
spricht der Verf. als Deutscher, d. h. wahr, gründlich, beschei-
den, und dabei gerecht ihre Vorzüge erkennend, die er histo-
risch nachweiset, ohne sie zu überschätzen, und so sagt er: »In
der That giebt es einen erhebenden, edle Gefühle und Entschlüsse
erweckenden Anblick, so sind es die wissenschaftlichen Bestre-
bungen der Deutschen unserer Zeit.« Er führt dieses mit Liebe
etwas weiter aus, als es vielleicht hier nÖthig war; von den an-

XXVII. Jahrg. 12. Heft.

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