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N°. 71. HEIDELBERGER 1834.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Heinecke, Homer und Lykurg.
(Bes chlufs.)
In ähnlichem Sinn schreibt der Verf. S. 65: »Dem Thucy-
dides ist, darf man vielleicht behaupten, die Geschichte des pe-
loponnesischen Kriegs nur Nebensache, das verwerfliche Treiben
der Griechen unter einander, namentlich die Politik Athens an
den Tag zu bringen, darauf kommt ihm Alles an.« — Wir glau-
ben , dafs auch hier wieder der Verf. zu weit gegangen ist, so
wenig wir auch sein Verdienst in richtiger Beurtheilung des He-
rodotus verkennen wollen und es auch vollkommen billigen müs-
sen, dafs er von einem absichtlichen Gegensatz zwischen beiden
Geschichtschreibern nichts wissen will, und dann weiter auch die
Behauptung aufstellt (S. 67.), dafs Thucydides, ohne Sophist zu
seyn , sich in seinen Ansichten näher an das Princip eines succes-
siven Entwicklungsganges des menschlichen Geschlechts gehalten.
Eben so werden wir ihm gerne beislimmen, wenn er vor Allem
in den Reden“ das Gewicht des thucydideischen Werkes setzt,
weil hier die Gegensätze athenischer und spartanischer Politik,
welche den Thucydides zum Pragmatiker machen, am meisten
hervortreten. »So wird Thucydides (schreibt der Verf. S. 68. 6q.)
Pragmatiker, aber Pragmatismus in der Geschichte ist nicht sein
Ziel selbst, sondern nur die Bedingung, unter der er sein Ziel
erreichen kann. Schon hieraus geht hervor, warum das, was
Thucydides über alle Zeiten sagt, nicht als unbedingt gewifs
gelten kann [?], welches Gewicht seinen Ansichten über Pelasger
und Homer insbesondere beizulegen ist und in welchem Lichte
daher die Sicherheit erscheinen inufs, mit welcher viele neuere
Gelehrte, unter ihnen namentlich Vofs, sich auf thucydideische
Nachrichten gründen. Ist von alten Zeiten die Rede, so möchte
den Thucydides, ist anders meine Meinung von ihm zu rechtfer-
tigen , seine politische Richtung eher von tiefem Studien des Al-
terthums abgeführt, als darauf hingeleitet haben.« — Auch diese
Aeufserung w7agt Ref. nicht zu unterschreiben ; Thucydides hatte
gar nicht die Absicht, die frühere Geschichte zu behandeln; ein
Umstand eigentlich nur — das Bestreben, die Gröfse und Be-
XXVII. Jahrg. 11. Heft. ?1
 
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