Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1030

Medicin.

indem die bekannten Yorfechter der Homöopathie, die Inspektoren
der Heil- und Lehranstalt zu Leipzig, Müller, Hau bol d und
Hartmann in dem ersten Bande der Jahrbücher dieses Instituts
selbst berichten, unter den zwanzig in ihrer Anstalt vom 24sten
Januar bis 3isten Marz i833 geheilten Kranken habe nur Einer
schon am 5ten, Einer schon am 6ten Tage, die Andern aber
erst am 8ten, <)ten, i2ten, i4ten, i5ten, 22sten, 2ysten, 34sten,
37sten, sogar erst am 46sten Tage nach der Aufnahme entlassen
werden können; obgleich sä'mmtliche Krankheitsfälle keinen ge-
fährlichen Charakter gehabt haben;
2) dafs es falsch sey, dafs eine solche Arznei ohne Aus-
nahme und gründlich (wie der Stifter und Erfinder — so
nennen ihn seine Jünger ■— mit bekannter Anmafsung angiebt)
heile : indem in dem oben genannten Zeitabschnitte in der Poli-
klinik der Anstalt (vergl. oben citirte Jahrbücher S. 166.) von
179 Behandelten (im Ganzen wurden 208 in derselben homöopa-
thisch behandelt, 29 entzogen sich aber der Kur, und sind des-
halb hier nicht mit gerechnet, nur 36 geheilt (also 1 : 435/3e)*
27 ohne allen Erfolg, 53 mit t heil weisem Erfolge (also
auch nicht geheilt) behandelt wurden, 3 starben und 5q noch am
Ende dieses Zeitraumes in Behandlung blieben.
Nach einem solchen, wahrlich traurigen Ergebnisse bleibt
nun Lira. LI ahne mann freilich nichts übrig, als entweder von
dem göttlichen Dreifufse herabzusteigen, oder die genannten drei
Notabein seiner Lehre für Pfuscher zu erklären.
Der Hr. Yerf. zeigt ferner, wie andere in gutem Rufe (bei
den ihrigen) stehende Homöopathen eine grofse Menge ihrer so-
genannt specifischen Mittel hintereinander ohne allen Erfolg
gaben, bis endlich nach der Darreichung eines andern Mittels in
homöopathischer Dose Genesung erfolgte, wobei wir die Namen
Grofs, Rummel, Kretschmar, Attomyr, Stapf u. A. lesen.
Er erzählt Fälle, die, nachdem lange Zeit homöopathische Arz-
neien vergeblich angewendet, rasch auf allopathischem Wege ge-
heilt worden sind.
Mit welchem Leichtsinne, mit welch' geringer Umsicht, und
mit welch' grofser Unkenntnils die Homöopathie die auf ein ge-
gebenes Mittel erfolgt seyn sollenden (meist aber erdichteten oder
aus einer ganz andern Ursache entsprungenen) Symptome auf-
zeichnen, davon hat der Hr. Yerf. ergötzliche Beispiele auf-
gezählt.
Mit der Nachweisung vielfacher Inconsequenzen des homöo-
pathischen Systems und einer Kritik von der Lehre von der Psora
schliefst der Hr. Yerf. sein Schriftchen, in welchem er überall
eine geziemende Ruhe und gehörige Sachkenntnifs bewiesen hat.
Wir empfehlen dasselbe allen jenen Aerzten, welche sich
bei dem Studium der LI ahne mann 'sehen Werke aus Gründen,
die eine klare, auf eine durch Philosophie geläuterte Erfahrung
basirtc Physiologie und Pathologie an die Hand giebt, von der
 
Annotationen