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zur allgemeinen Krankheitslehre.

1187

dern ihren Vorstellungsorganismus componirt. Dann tritt auch
die Behauptung des Verfs., dafs mit dem Absterben des grob-
materiellen Leibes die aus Urfliichtigem entstandene Bilderwelt
nicht zugleich mit absterbe, nicht allein in ein klareres Licht,
sondern bekommt eine an Evidenz grenzende Gewifsheit.
2) Es ist Vorsicht anzuempfehlen in Beziehung auf den Ge-
brauch des Begriffs Kraft. Dieser Begriff ist unschädlich und
brauchbar so lange, als man im Auge behält, dafs er keine reelle
Existenz, sondern blos die Beziehung eines Reellen auf ein an-
deres bezeichnet, B. Beziehung des Selbst auf die Materie. Ein
Etwas, welches wirkt, nennen wir, in sofern es wirkt, eine Ur-
sache oder Kraft. Im Begriff Kraft ist aber von dem Wesen
dieses wirkenden Etwas durchaus nichts ausgesprochen. Z. B. es
trete in meinem Vorstellungsorganismus die Vorstellung des Aus-
ruhens der des Fortarbeitens hemmend entgegen, dafs mein Ent-
schlufs zwischen beiden schwankt, so kommt es darauf an,
welche Vorstellung, entweder durch ihr natürliches Gewicht oder
durch künstliche Verstärkungen, indem ich die Aufmerksamkeit
auf dieselbe hefte, das Uebergewicht bekommt, diese wird dann
die Bewegungen meines Körpers als Kraft leiten. Die Vorstel-
lungen verhalten sich also sowohl in Beziehung zu einander, als
zu meinen körperlichen Bewegungen als Kräfte, und ich darf
darauf den Satz gründen, dafs die Vorstellungen der Seele eben
so viele Kräfte sind. Das Wesen der Vorstellungen aber habe
ich damit nicht ausgesprochen. Dieses liegt nicht im Begriff
Kraft, sondern im Begriff Vorstellung oder Bild. Wüfste ich
von den Vorstellungen blos, dafs sie Kräfte sind, hätte ich blos
Anschauung von ihnen als Kräften , so hätte ich nur eine Vor-
stellung von ihrer Wirksamkeit, und noch keinesweges von ihnen
selbst. Sie selbst bleiben mir in dieser Erkenntnifs noch ganz
unbekannt. Diese nominalistische Natur des Begriffs Kraft ist
genauer nachgewiesen in Herbarts Psychologie, 2ter Th. S. 3i5 ff.
Dieses ist nun auch anzuwenden auf das Wesen des Selbst, wel-
ches sich vermöge verschiedener Kräfte mit einer Körperwelt und
Bilderwelt als Kleidern gleichsam umhüllt. Diese Kräfte sind also
selbst nur Relationen des Selbstes zu einer doppelten Aufsenwelt,
und gehören also noch mit zu seinen Kleidern, bezeichnen aber
keineswegs sein Wesen. Um sein Wesen zu wissen, müfsten wir
eine Anschauung dieses Wesens haben, welche aber in dieser
Welt, wo wir nichts kennen, als Leiber, Bilder und Kräfte,
nie zu Stande kommen kann. Wir schauen zwar unser Selbst in
 
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