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Hoffmeister: Scliiller’s Leben und Werke.

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zur Medizin erzählt. Auch bei dieser Gelegenheit zeigte sich
Dalberg als ein engherziger Mensch, Schiller immer gross,
bereit zu glauben und zu verzeihen.
Das sechzehnte Capitel macht uns auf einige ästhe-
tische Nebenarbeiten Schiller’s aufmerksam, zumal auf den
Aufsatz über „die Schaubühne44 (S. 234.), in welcher unter
andern die Idee, auf welche er später seine ganze Theorie
des Schönen erbaute, dass nämlich das ästhetische Gefühl
und folglich auch die Kunst in einem harmonischen Spiele
und mittlern Zustand der sittlichen und geistigen Kräfte des
Menschen liege, schon ganz deutlich ausgesprochen ist. Der
Schaubühne wird in diesem Aufsatz ein hoher sittlicher Wir-
kungskreis angewiesen (S. 23T.), und die Gedanken sind
mit hinreissend er Ueberzeugung, mit siegender Kraft und in
einer blühenden Sprache entwickelt. „Wie man nicht müde
wird, dem rauschenden Wellenschläge eines Flusses zuzu-
sehen und zuzuhören, so fällt die rhythmisch bewegte Rede
in unser Ohr, und tragt uns die köstlichsten Ideen und Ge-
fühle vor. Der Aufsatz wäre vielleicht unübertrefflich, wenn
das Schauspiel nicht allzustreng in den Dienst der Moral und
Belehrung gestellt 'würde.“
Der ganze Rest dieser Abtheilung vom siebzehnten
bis zum zwanzigsten Capitel einschliesslich ist, den
biographischen Faden, der fortläuft, abgerechnet, der Be-
trachtung des Don Kariös gewidmet. „Mit der Mitte des
J. 1784.,44 sagt Hr. H. S. 248., „wo er (Schiller) seine Künst-
lerhand an Don Kariös legte, beginnt für ihn eine neue, rei-
che Lebenserhebung.44 Mit dieser Tragödie vertauschte er
den bisherigen negativen Kreis seiner dramatischen Dichtung
und der positiven Sphäre derselben, —• die Abneigung mit
der Zuneigung. Der Heroismus der Seele, der aus dem Plane
der rheinischen Thalia spricht (S. 251.), einer mit erstau-
nenswürdiger Kraft, Entschiedenheit und Prägnanz geschrie-
benen Exposition ist die Geburtsstätte des Posa, und dieser
Charakter nichts Anderes, als die festgehaltene und durch-
geführte Seelenbeschaffenheit und Weltbetrachtung, wie sie
allmählig in Schiller sich gebildet hatte. Von den beiden sitt-
lichen Lebensprincipien repräsentirt Kariös das Princip der
schönen Menschlichkeit, Posa das Princip der Freiheit.
Im achtzehnten Capitel wird über Schiller’s extem-
porisirte Bewerbung um Lottchen von Wohlzogen, seine Nei*

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