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(»88 Dezeimeris: Lettres sur l’Histoirc de 1» medicine
Richtung überhaupt, deren es in Frankreich mehrere giebt,
muss dem historischen Studium zuwider seyn, denn wenn dies
mit seinen strengeren Grundsätzen und grossem Ansprüchen
irgend aufkommt, so müssen diePartheimänner dieser Rich-
tungen nothwendig auf ihren wahren Standpunkten erschei-
nen, und sich beeinträchtigt fühlen. Daher das Widerstre-
ben der Facultät, die sich bei den in ihr vertretenen einsei-
tigen Richtungen wohl zu befinden glaubt. Aber nicht bloss
das historische Studium der Medicin, sondern jede Erweite-
rung des Studiums überhaupt, jede Steigerung der Forde-
rungen an die Rearbeiter der Wissenschaften, hat überall
ihre hartnäckigen Widersacher gefunden. Die Einführung
des klinischen Unterrichts im siebzehnten Jahrhundert, die
Chirurgie, die Anatomie, die Staatsarzneikunde — wie un-
endliche Schwierigkeiten hat man ihnen entgegengestellt,
bevor die Kliniker und Chirurgen und Anatomen unserer
Zeit auf den Lorbeern ihrer Vorgänger ausruhen konnten!
Dies bringt nun einmal der Egoismus der Menschen so mit
sich, der aber am Ende doch der Macht der Umstände und
der Würde der Wissenschaft weichen mufs.
Die Gegner im Hintergründe, welche die Geschichte der
Medicin gütigst zulassen, sich aber noch nicht von der Noth-
wendigkeit sie vorztftrag^n überzeugen können, d.h medici-
nisch-historische Vorlesungen im Grunde für unnütz aalten,
verlangen durchaus eine Probe. Hr. D. soll Vorlesungen
dieser Art halten und erst eine vollständige Geschichte der
Medicin schreiben. Indessen ist wohl bei den herrschenden
Gesinnungen vorauszusehen, dass für die Sache damit nichts
gewonnen seyn würde.
 
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