Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Silvestrc de Sacy: Expose de la Religion des Druzes. 1047

ihr wahr seyd.“ Er liess eine köstliche Speise zubereiten
und vertheilte sie als eine vom Himmel dem Imam gespen-
dete Paradiesesspeise unter seine Anhänger. Bald forderte
er den fünften Theil von ihrem ganzen Besitze und Erwerb,
auf das Gebot des Korans sich berufend, welches lautet:
„Wisset, dass von Allem, was ihr erbeutet, ein Fünfttheil
Gott und seinem Gesandten gehört.“ Aber auch damit nicht
zufrieden, hiess er sie bald alle ihre Güter an einen Ort
bringen und sie gemeinschaftlich gemessen. So wurde in
jedem Dorfe das ganze Hab und Gut seiner Bewohner bei
einem Manne niedergelegt, der dann einem jeden das Nö-
thige ertheilte. Es gab weder Reiche noch Arme mehr, je-
der arbeitete, um durch den Nutzen, den er der Gemeinde
verschalfte, einen hohen Rang in derselben zu erreichen.
Endlich befahl er dann noch seinen Missionären, alle Frauen
in einer Nacht mit den Männern zusammenzubringen, diess,
behauptete er, sey die höchste Stufe der brüderlichen Freund-
schaft und Liebe. — Im Jahr 277 liess Karmat eine Fe-
stung in der Provinz Suwad bauen, welche den ergebensten
seiner Anhänger zum Wohnorte diente und sie nicht nur ge-
gen ihre Gegner schützte, sondern diesen sogar Furcht ein-
flösste. Abdan, welcher nach KarmaPs Tod der oberste Dai
war, wurde durch Abd-Allah’s Sohn ermordet, und dieser
verlor sein Leben in einer Schlacht bei Damask im Jahre
289 der Hidjra, als er auf des damaligen Dai Hasans Rath
sich nach Syrien begab. Auch Hasan, der sich nun selbst
an die Spitze der Karmaten stellte und den Beinamen Ach-
med annahm, wurde geschlagen und auf seiner Flucht nach
Bagdad getödtet. Nach mehrjährigen Unglücksfällen und
inneren Spaltungen erhoben sich endlich im Jahre 294 die
Karmaten wieder unter Zacrouya, der als Mitschuldiger an
der Ermordung Abdan’s lange verborgen leben musste, und
plünderten die Carawane von Mekka. Noch gefährlicher als
die Karmaten im Suwad waren die am persischen Meerbu-
sen für das Reich der Chalifen und den Islamismus. Im
Jahre 311 der Hidjra eroberten sie Basra und im folgenden
Jahre nnhmen sie unter der Anführung Abu-Tahers Cufa ein
und plünderten die ganze Stadt aus. Im Jahre 315 machte
Abu-Taher abermals einen Einfall in Jrak, schlug die Armee
des Chalifen und selbst in Bagdad zitterte man vor seiner
Macht. Im Jahr 317 nahm Abu-Taher Mekka ein und schleppte
 
Annotationen