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Ewald: Das Buch Ijob.

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zu übersetzen: „dem Manne, dess Weg verborgen ist, vor dem Gott
denselben bedeckt hat“, als mit denl Verf.: „jenem Manne, dessen
Weg verborgen, welcher ringsum ist von Gott umzäunet“; besser
mit dem heil. Hieronymus V. 15. Kap. 7. zu übertragen: „Quam
ob rem eligit suspendium anima mea et mortem ossa mea“, als mit
Hrn. Ewald: „Nein, Ersticken meine Seele wählt, lieber Tod als
diese Knochen“. Und wenn wir lesen: „sämmllich die Gefangenen
haben Musse“, oder: „denn vor etwas bebt’ ich — gleich mich
traf’s...; nie ich ruh’ nie rast’ nie feir’ ich, dennoch Toben kommt“
(Kap. 3. 18. 25), oder: „Stöhnet wilder Esel denn bei Grase?“
(Kap. 6, 4): wäre dies etwa deutsch? Wenn es heisst: „0 dass
meine Bitte käme, meine Hoffnung gäbe Gott, wollte Gott — und
er zermalmte mich, sprengte seine Hand — und schnitt mich ab!“
(Kap. 6, 8—9), oder: „Aufblickten Thäma’s Reisezüge, Sabäas
Wandrer harrten inn’ger Lust: Erröthen sie ergriff dass man ver-
traute, sie erreichten sie — und täuschten sich“ (Kap. 6, 19—20);
oder: „denn der Schlechten Brut ist unfruchtbar, Feuer der Beste-
chung Zelte frisst; Sünd’ empfangen, Nichtiges gebühren! und ihr
Bauch macht — Täuschung reif!“ (Kap. 15, 34—35); vermöchte
etwa ein Mensch dies zu verstehen? Und ein solches leere Wort-
geklänge — puren Unsinn — trifft man fast auf jeder Seite an.
Offenbar versteht der Verf. die hebräische Sprache eben so wenig
wie seine eigene. Noch will er sie verstehen lernen. So z. B.
hatte Ref. schon in seinen Alttestamenllichen Studien (Heidelb. 1852)
die wahre Bedeutung des Partikels TN nachgewiesen, und gezeigt
dass es, unter andern Stellen, Hiob 3, 13. als Konjunktion die Gel-
tung denn habe (S. 215—6). Nun ist von dem Verf. zwar die
Nolhwendigkeit dieser Geltung dort vollkommen begriffen worden,
wie seine Uebersetzung „denn dann würd’ ich rasten“ bezeugt:
statt dies aber anzuerkennen, überträgt er TN nach wie vor „dann“
und fügt lieber das richtige „denn“ dem Texte schwei-
gend hinzu, als dass er die irrige Deutung des Partikels auf-
gäbe. Ist er doch unverbesserlich. Desshalb macht er auch
aus den Schutthaufen Kap. 3, V. 14. noch immer — Pyra-
miden (!), indem er in seiner exegetischen Noth das ächt hebräische
Wort ΓΊ12ΊΤΊ zu einem ausländischen stempelt, „und zwar aus
dem ägyptischen Worte Pyramide (!) entsprungen, indem
hyrama (hyraba) vorn eine leichtere Aussprache hat als pyrama“
(S. 83). Leicht, das muss man gestehen, wird dem Verf. — Schade
dass er nicht zu den Zeiten der Pharaonen gelebt hat — der Bau
von Pyramiden. Schwieriger ist ihm das Verständniss des Buches
Hiob gewesen. Will man ein, keineswegs unbilliges Urtheil über
seine vorliegende Erklärung dieses Buches in ein paar Worte zu-
sammenfassen, und sich dabei einer seiner eigenen Formeln bedie-
nen, so muss man sagen: „sie ist das möglich unnüzeste geschreib-
sel. Das viele neue darin ist unwahr; und das wenige wahre
darin ist alt.“ Jolis· v. Gimipacli.
 
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