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Biedermann: Die Wissenschaft des Geistes. II.

haben. So werden unter die Kategorie des sinnlichen Bewusstseins,
unter das Bewusstsein des Daseins die Jonier, Pythagoräer
und Eleaten, unter das Bewusstsein des Werdens Heraklit,
Empedokles, Leu kipp und Demokrit, unter das Bewusst-
sein des eigenen Seins und der eigenen Thätigkeit die Sophisten
gestellt. Aber gerade bei den Joni er n zeigt sich das Bewusst-
sein des Werdens, und weder Heraklit, noch Anaxagoras,
welche zu den vorzüglichsten Joniern gehören, noch Empedo-
kles, der zwar nicht nach seinem Vaterlande, wohl aber nach sei-
ner Anschauungsweise ein Jonier ist, können von den Joniern
getrennt werden. Die Eleaten gehen schon über das Dasein hin-
aus, da Parmenides das Sein nicht als ein Sein xara ttjv vtojv,
sondern als ein solches xara rov vovv nahm. Die Sophisten
mit ihrer die Philosophie selbst auflösenden Skepsis, Paradoxologie
und Rhetorik gehören gewiss nicht unter die Kategorie des eigenen
Seins und der eigenen Thätigkeit, da die Skepsis auch die Princi-
pien dieses Seins und dieser Thätigkeit angreift. Dass erst bei den
Stoikern u. s. w. das Selbstbewusstsein sich bewähre, muss nicht
minder bezweifelt werden, da sich dieses gerade nirgends mehr,
als in Sokrates, Plato und Aristoteles in seiner höchsten
philosophischen Entwicklung zeigt. Noch viel weniger wird behaup-
tet werden können, dass die Einheit des Selbstbewusstseins in Gott
sich in den N e u p 1 a t o n i k er n darstelle, also die Philosophie der
Griechen in diesen ihren Gipfelpunkt erreicht habe, in welchen sich
bereits die Abnahme und der Verfall der Griechenphilosophie durch
Aufnahme von theoretischer und praktischer Magie und Dämonologie
und orientalisch-griechischem Eklekticismus zeigt.
Nach der geschichtlichen Entwickelung des Hrn. Verf. kommt
das Bewusstsein erst im Mi 11 e 1 alt er zur vorherrschenden Bewahr-
heitung durch das Denken, welches gewiss bei den Griechen in
höherem Grade stattfand, als in dieser Vorbildungs- und Ueber-
gangszeit. Nicht minder auffallend ist es, dass als die einzigen
Repräsentanten der Bewährung des sich zum Wissen erhebenden
Denkens, der Wissenschaft des Geistes, Kant und Hegel hinge-
stellt werden.
Die Ausstattung des Buches durch den Hrn. Verleger ist zu loben.
Dagegen hat sich eine Reihe von Druckfehlern eingeschlichen, z. B.
ffoga anstatt do£a S. 327 und 330, anstatt [iste)(8iv 335,
Temitätslehre anstatt Trinitätslehre S. 381 u. s. w. Die Form der
Darstellung hat nicht überall den richtigen Ausdruck. So steht
S. 208: „Noch war das Denken mit dem dargebotenen Inhalt des
Bewusstseins, denselben unmittelbar zusammenfassend, begnüget“
anstatt „begnügte sich oder hatte sich begnügt“, S. 366: „Ohne al-
1 e m Bewusstsein irgend einer Erkenntnissweise“, anst. „ohne alles“ etc.,
S. 453: „nicht ohne jenem“ anst. ohne „jenes“, wie denn überhaupt
in solcher Construction auch im ersten Bande, jedoch dort häufiger, der
Dativ anstatt des Accusativs gebraucht wird. v. Reiehlin-ftlelclegg’«
 
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