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Nr. 25.

HEIDELBERGER

1859

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Literaturberichte aus Italien.

(Fortsetzung von No. 20.)
Eine der in Italien so häufig vorkommenden Städte-Geschichten ist fol-
gende:
Storia della citta di Ventimiglia, da Giovanni Rossi, Torino 4858, presso Decossi.
Der Verfasser zeigt mit vieler Gelehrsamkeit und Gründlichkeit, wie diese
am Ausflüsse des Roja gelegene Stadt des allen Liguriens von den Jntemeliern
gegründet worden (von welchem ligurischen Stamm diese mit einem Hafen
und festen Schlosse versehene piemontesisclie Stadt ihren Namen hat), wie sie
unter die römische Herrschaft kam und Municipal-Rechte erhielt. Im Mittel-
alter machten sich hier die Lascaris zu unabhängigen Grafen, welche der Ver-
fasser von Berengar II. herleitet. Doch bald fiel diese Stadt in die Gewalt
der Genuesen, die mit den Herzogen von Savoien um dieselbe vielfache Kriege
führten. Der Verfasser verfehlt nicht, die bedeutenden Männer zu erwähnen,
welche diese Stadt besass und deren Werke aufzuzählen.
Die Wiederherstellung der prachtvollen Begräbniss-Kapelle der Mediceer
an der Kirche S. Lorenzo zu Florenz hat zu einem geschichtlichen Ueberblicke
der hier begrabenen Mitglieder dieser Familie Veranlassung gegeben:
1 Cadaveri Medicei in S. Lorenzo, da Napoleone Giotti. Firenze 1858.
Der bereits durch mehrere glückliche Dichtungen rühmlichst bekannt©
Graf del Giotti zu Florenz war gegenwärtig, als die 49 Särge der Mediceer,
von denen während der Wiederherstellungs-Arbeiten 24 ihrer Kostbarkeiten
beraubt worden waren, in sichere Verwahrung gebracht wurden. Hierbei
wurden die Leichen von Francesco I. und seiner Gemahlin Anna von Oester-
reich, vom Cardinal Leopold und Anderer noch ganz wohl erhalten gefunden.
Der Dichter, begeistert von dem Anblick so vieler untergegangener Grössen
widmet hier den Verstorbenen ein nicht unwürdiges Andenken. Besonders
begeistert ist dieser Gesang da, wo das Leben von Johann, dem Führer der
schwarzen Banden, dem Vater von Cosimo I. vorgeführl wird. Aber auch die
Frauen dieses Hauses geben dem Dichter Stoff zu lebendigen Schilderungen.
Hier finden wir Isabella Medici von ihrem Gemahl Paul Giordano Orsini er-
würgt; Maria Medici von ihrem Vater vergiftet, weil sie sich in einen Popen
verliebt hatte; Eleönora von Toledo von ihrem Gemahl Peter von Medici er-
mordet. Auch die bekannte Bianca Capella wird hier vorgeführt.
Während in dem von so Vielen so hoch gestellten Frankreich Streit dar-
über besteht, ob man in den Schulen die heidnischen Classiker lesen dürfe,
übersetzt ein Geistlicher in Italien den Anacreon und Sappho im Kirchenstaates
LII. Jahrg. 5. Heft. 25
 
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