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Nr. 27. HEIDELBERGER

1859-

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Taciti Agricola. Ed. Kritz.
(Schluss.)

Die Zeit des militärischen Dienstes ist der Verf. geneigt, um
das Jahr 74 zu setzen, und zwar in Aquitanien, das damals unter
Agricola gestellt war. Das Todesjahr des Tacitus wird mit Recht
ungewiss gelassen, die äusserste Spur seines Lebens, die aus Annall.
II, 61 entnommen werden kann, weisst auf das Jahr 116, wo je-
denfalls Tacitus noch gelebt haben muss: Alles Weitere bleibt un-
gewiss, und daher mehr oder minder Vermuthung. Die weitere Schil-
derung der Persönlichkeit des Mannes und seines ganzen inneren
Wesens wird man, zumal in der classischen Sprache, in welcher Al-
les hier vorgetragen wird, mit Vergnügen lesen, auch wenn man
nicht in Allem mit dem Verfasser einverstanden sein sollte, wie z.
B. in dem, was er über die religiösen Ansichten des Tacitus be-
merkt, in welchen, wie wir glauben, ein Schwanken und ein Man-
gel an fester Ueberzeugung sich kund gibt, der vielleicht mit eine
Folge seines Strebens nach völliger Unabhängigkeit von den damals
blühenden Schulen der Philosophie war, und uns am Ende selbst
bei einem Geiste, wie Tacitus nicht befremden darf. Jedenfalls liegt
in der strengen, allem Laster so entgegentretenden Moral des Man-
nes ein Moment, das bei der Lectüre seiner Schriften gewiss nicht
hoch genug angeschlagen werden darf.
Dem Texte des Agricola ist eine genaue Inhaltsübersicht sowie
eine Tabula chronologica zur bequemeren Uebersicht vorausgeschickt;
unter dem Texte selbst befinden sich die Anmerkungen, welche die
Erklärung des Textes in dem oben bezeichneten Sinne und Umfang
enthalten. Wir haben schon oben erwähnt, dass diese Erklä-
rung es ist, auf welche das Hauptaugenmerk des Herausgebers ge-
richtet war: ihre ganze Einrichtung und Fassung ist aber auch von
der Art, dass wir denjenigen, welchen der Herausgeber sein Werk
bestimmt hat, namentlich jüngeren Philologen, eine gründliche
Belehrung und eine richtige Auffassung des Textes in Aussicht stel-
len können. Der Verfasser hat sich dabei der lateinischen Sprache
bedient, von der richtigen Ansicht geleitet, dass der junge Mann
auf diese Weise gewöhnt werden müsse, sich ganz in den Geist und
das Wesen der Sprache hinein zuversetzen und so seine Kenntniss
der lateinischen Sprache zu befestigen und zu erweitern. Bei den
jetzt immer mehr überhandnehmenden Schulausgaben mit erklären-
LII. Jahrg, 6. Heft. 27
 
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