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Nr. 10. HEIDELBERGER 1859-
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

/. Aeschyli Eumenides ad cod. MS. emendata[e]. Golhae. Apud Huy.
Scheube MDCCCLV1I. XXIV und 88 S. in 8.
2. Aeschyli Agamemn o. Recensuil, adnotalionem criticam et exegeticam
adjecit Henricus Weil, in facultafe litterarum Vesonlina Professor.
Giessae. Impensas fecit J. Ricker. MDCCCLV111. [Auch mit dem wei-
tern Titel: Aeschyli quae supersunt Tragoediae. I. Sect. I. Agamemno),
XVI und 156 S. in gr. 8.
Beide Ausgaben äschyleischer Stücke haben fast nur die Kritik dieser
Stücke, also die Gestaltung des Textes, sich zu ihrer Aufgabe gemacht, da
aller Bemühungen der Gelehrten ungeachtet, derselbe noch keineswegs auf
seine ursprüngliche Gestalt zurückgeführt, oder überhaupt nur eine durchaus
verlässige Gestaltung gewonnen hat: wovon freilich mit ein Grund in der
handschriftlichen Ueberlieferung liegt, die selbst in der anerkannt ältesten
Quelle, der Mediceischen oder Florentiner Handschrift als eine fehler- und
mangelhafte sich kund gibt. Und wenn in Folge einer solchen Ueberlie-
ferung, namentlich vor dem Bekanntwerden der eben genannten Handschrift,
einzelne Herausgeber, die den Text lesbar zu machen bemüht waren (wir
erinnern nur an Bothe und Blomfield) , sich hier grössere Freiheiten erlaubt
haben, als man damals (und mit gutem Grunde) dem Herausgeber eines grie-
chischen oder lateinischen Schriftstellers gestatten zu dürfen glaubte, so scheint
es, als sollte Aeschylus eine Ausnahme von dieser Regel machen und ein
Verfahren in der Behandlung des Textes Platz greifen, welches die Freiheiten,
welche die oben genannten Herausgeber sich genommen, in Manchem noch
zu überbieten scheint und bisweilen an Willkühr streift. War selbst der
Meister der kritischen Schule G. Hermann bei Aeschylus weiter gegangen,
als es von einem sonst so besonnenen Kritiker zu erwarten war, und finden
sich in dem, was nach seinem Tode veröffentlicht worden ist, manche allzu
kühne Veränderungen, die vielleicht, wenn er an sein Werk die weitere
und letzte Hand zur Vollendung hätte legen können, unterblieben oder doch
modificirt worden wären, so kann ein solches Beispiel nicht zur Nachahmung
veranlassen, wohl aber das vielfach Gute und Kernhafte, das er für die Er-
klärung geleistet hat, uns auffordern, auf ähnliche Weise das schwierige Ver-
ständniss so mancher Stellen und Verse zu fördern und nur dann, wenn es
nicht möglich ist, auf diesem Wege ein Verständniss zu erzielen, zu einer
Umgestaltung des Textes zu schreiten. Dies ist wohl eine natürliche For-
derung einer jeden gesunden Kritik, zumal einer äscbyleischen.
Die Ausgabe der Eumeniden fällt durch ihr Aeusseres nicht wenig in
die Augen: denn die äussere Ausstattung des Ganzen ist eine ausgesuchte,
wie man sie kaum bei Englischen Ausgaben antrifft; 'sie macht jedenfalls der
Officin, au3 welcher ein solcher Druck hervorgegangen ist (Giesecke und
LII, Jahrg. 2. Heft. 10
 
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