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144 Irving: Das Leben George Washington^.
darum aber vor Allem auch hier bis in das Einzelste vorgeführt
werden mussten. Hier tritt am besten der Charakter des Man-
nes hervor: hier sprechen seine Thaten, seine Handlungen, ohne
dass es weiterer, erläuternden Bemerkungen bedürfte: „seine eigenen
(so schreibt derVerf. am Schlüsse des vierten Bandes S. 293) münd-
lichen und schriftlichen Aeusserungen haben wir vielfach angeführt,
um seine Empfindungen und Beweggründe aufzuklären und den
wahren Schlüssel zu seiner Politik zu geben; denn niemals hat ein
Mensch einen wahrhaftigeren Spiegel seines Herzens und seines
Geistes und eine vollständigere Erläuterung seines Benehmens hin-
terlassen, als er in seinem umfänglichen Briefwechsel. Dort lernt
man seinen Charakter in seiner ganzen majestätischen Einfachheit,
seiner mannhaften Grösse, seiner stillen, riesigen Kraft kennen. Er
war kein Romanheld; er hatte Nichts von romantischem Heroismus
an sich. Als Soldat war er der Furcht unfähig, machte sich aber
kein Verdienst daraus, die Gefahr herauszufordern. Er kämpfte für
eine Sache, aber nicht für persönlichen Ruhm. Mit Freuden legte
er nach dem Siege das Schwert bin, um es nie wieder umzugürten.
Ruhm, dieses lautschallende Wort, welches den Geist manches Krie-
gers erfüllt wie das Schmettern der Drommete, war nicht das Ziel
seines Strebens. Gerecht zu handeln war ihm innerer Trieb, das
öffentliche Wohl zu fördern beständiges Bemühen, die Liebe der
Tugendhaften zu verdienen sein Ehrgeiz. So ausgerüstet für die
reine Anwendung gesunden Urtheils und umfassender Weisheit be-
stieg er den Präsidentenstuhl“.
Mit diesen Worten nimmt der Verfasser zugleich Abschied von
dem Leser: er glaubt seine Aufgabe, welche die ganze militärische
Laufbahn Wasbington’s und seine Thätigkeit für das Gemeinwesen
bis zur Feststellung der Amerikanischen Verfassung umfasst, gelöst
und sein Werk vollendet: „wird uns (setzt er hinzu) das Maass von
Gesundheit und guter Stimmung, mit welchem eine gütige Vor-
sehung uns über die gewöhnliche Zeit literarischer Arbeitsfähigkeit
gesegnet hat, noch ferner vergönnt, so gedenken wir fortzufahren,
und einen Schlussband der Präsidentschaft und den letzten Lebens-
jahren Wasbington’s zu widmen. Bis dahin legen wir unsere Feder
hin und suchen die Erholung und die Ruhe, welche alternde Jahre
verlangen“. Wir empfehlen das Werk, das eine eben so beleh-
rende, wie genussreiche Lectüre bietet.
 
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