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Nr. 24. HEIDELBERGER 1859.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Die Tertiär- und Quartär-Bildungen am nördlichen Bodensee und
im Höhgau. Von Dr. Julius Schill. Mit einer Uthogra-
phirten Tafel. Stuttgart, Verlag von Ebner und Seubert.
1859. S. 125.
In vorliegender Abhandlung giebt uns Herr Dr. Schill einen
neuen Beweis seiner Tbätigkeit auf dem Gebiete vaterländischer Geo-
gnosie; es reiht sich dieselbe in würdiger Weise an die früheren
Arbeiten über das Kaiserstuhl - Gebirge, über die Basalte im Höh-
gau u. s. w.
Die Tertiär- und Quartär-Gebilde des Seekreises bedecken un-
gefähr einen Flächenraum von 32 Quadratmeilen, etwa den achten
Theil des Grossherzogthums und stehen demnach an Verbreitung hin-
ter den krystallinischen Felsmassen (Gneiss, Granit) und der Trias-
Gruppe nicht zurück. Das Auftreten der Tertiär-Formation scheidet
sieb in zwei natürliche Territorien: eines, der Fortsetzung der Mo-
lasse der nordöstlichen Schweiz entsprechend wird von Schill als
Hügelland am Bodensee bezeichnet, das andere, weil es den in der
Schweiz an den Jura gebundenen Tertiär-Schichten gleicht, als Jura-
zug vom Randen und Höhgau bis zur Donau. Die Reihenfolge ist
in ansteigender Ordnung: I. Aelteste Landbildung. II. Brackische
Bildung. III. Untere Süsswasser- und Landformation. IV. Obere
Land-, Süsswasser- und Meeres-Bildungen. V. Land- und Süsswas-
ser-Bildungen. VI. Quartär-Formation, aus Nagelflue, Gerollen und
Bohnerzen bestehend. Die älteste Landbildung, die Paläotherium-
Formation von Frohnstetten (in Wiirtemberg) hat der Verf. nur der
Vollständigkeit wegen in die Betrachtung aufgenommen; diese Ab-
lagerungen von Bohnerz mit Resten von Palaeotherium und Anoplo-
therium, muldenförmige Vertiefungen im Jurakalk erfüllend, gehören
der sog. oligoeänen Epoche an und sind, wie bereits Sandberger ge-
zeigt hat, gleichen Alters mit den Bohnerzen der Umgebungen von
Kandern. Die brackische Bildung wird vertreten durch kalkige Con-
glomerate im Andelsbachthal (bei Hausen, Zell), welche in den un-
teren Schichten einen grossen Reichthum an Steinkernen von Ceri-
tbium margaritaceum und C. plicatum, Schalen von Ostrea grypboi-
des u. s. w. enthalten; sie sind das Aequivalent der Cyrenenmergel
von Mainz.
Sowohl in der Nähe des Bodensees, als im Jurazug des Ran-
den erscheinen die unteren Süsswasser- und Landbildungen. Dort
ist es zunächst Kalk, welchen seine organischen Reste — Helix,
Gyclostoma, Planorbis — als einen dem älteren Süsswasserkalk der
Alp (z. B. Ulm) entsprechenden Landschneckenkalk erkennen lassen,
Lil, Jahrg. 5. Heft. 24
 
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