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370 Schill: Die Tertiär- und Quartär-Bildungen airVBodensee.
der von einem feinen, glimmerigen Sandstein mit untergeordneten
Kalkbänken bedeckt wird; es ist dies die untere, an Versteinerun-
gen leere Süsswassermolasse, Analogon der Mergelmolasse der Schweiz.
Am Randen hingegen finden sich bei Engelswies Süsswasserkalke
mit Mergeln zahlreiche Reste, besonders Zähne von Anchitherium
Aurelianens^ Dorcatherium Vindobonense, Palaeomeryx Bujani und
Kaupi, Mastodon angustidens u. s. w. enthaltend. — Hierher stellt
der Verfasser einstweilen das Bohnerz-Gebilde vön Heudorf, welches
wesentlich von dem Breisgauer verschieden ist.
Die oberen Land-, Süsswasser- und Meeres-Bildungen begin-
nen in dem Hügelland des Bodensees mit dem meerischen Muschel-
sandstein, ein bald quarziger, bald kalkiger Sandstein, öfter in sog.
Molasse-Sandstein übergehend, mit Palaeomeryx Scheucbzeri, Masto-
don angustidens, vielen Haifischzähnen und Schalen von Ostrea und
Pecten ; es ist dies das meerische Aequivalent des brackischen Ceri-
thienkalkes im Mainzer Becken, d’Orbignys Falunien der Touraine
und von Bordeaux und bietet, dem miocenen Grobkalk des Randen
und Höhgau gegenüber durch seine Menge von Haifisch - Resten,
durch grosse Seltenheit von Melanopsis und Turritella, so wie von
Gasteropoden im Allgemeinen, einen scharfen Contrast. D'er mioeäne
Grobkalk am Randen, in vereinzelten, bis zu 30 Fuss mächtigen
Ablagerungen auftretend, geht durch Aufnahme zahlreicher Conchy-
lien Trümmer in Muschelconglomerate über. Als leitende Petrefac-
ten hebt Schill Turritella turris, Melanopsis citharella, die Geschlech-
ter Neritina, Pleurotoma, Ostrea und Pecten, sodann Reste von Ma-
stodon, Halianassa, Zähne von Carcharodon, Oxyrhina und Lamna
hervor. Letztere, die Haie und Säugethiere verbinden den Grob-
kalk des Randen mit dem Muschelsandstein am Bodensee, und zu-
gleich mit den Bildungen von Mainz und Wien.
Auf den meerischen Muschelsandstein folgt am Bodensee die
verbreitete und bis zu 500 Fuss Mächtigkeit erreichende obere Süss-
wassermolasse, ein sehr weicher, oft glimmeriger Sandstein mit Ein-
lagerungen von Süsswasser-Tuff und Braunkohle und Schalen von
Unio und Helix; am Randen und im Höhgau hingegen erscheint,
bald auf dem miocenen Grobkalk, bald auf Jurakalk ruhend, Nagel-
flue. Sie besteht vorzugsweise aus Gerollen des weissen Jura. Auf
ihr liegen am Hohenhöwen Bänke von Thon und Gyps, welche schon
vor geraumer Zeit die Aufmerksamkeit der Paläontologen wegen des
Vorkommens von Testudo antiqua erregten. Schill glaubt das ei-
gentümliche Auftreten des Gypses, welcher wie ein Kranz den Ba-
saltberg umgibt, auf eine metamorphische Bildung zurückführen zu
müssen, entstanden aus der Zusammenwirkung der Exhalationen von
Schwefelwasserstoff und Wasserdampf mit koblensaurem Kalk und
porösen Thonmergeln.
Die oberen Land- und Süsswasser-Bildungen nehmen ihre Stelle
auf der oberen Süsswassermolasse ein. Hierher gehört im Gebiete
des Bodensees der bituminöse Kalkschiefer von Oeningen, berühmt
 
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