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Nr. 23. HEIDELBERGER 1859.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
74. Vortrag des Herrn Dr. Herth über die Nahrungs-
aufnahme der Pflanzen am 28. Februar 1859.

(Schluss.)
Man hat bisher das Wasser in Verbindung mit der sich stets
in grosser Menge im Ackerboden erzeugenden Kolkensäure als ei-
gentliches Lösungsmittel der Bodenbestandtheile angesehen, und es
kann deren Wirkung durch die vorhandenen Absorptionsversuche wohl
begrenzt, nicht aber gänzlich aufgehoben werden, weil das Absorp-
tionsvermögen der Ackererden ein begrenztes, und die aus einer Lö-
sung ausgeschiedenen Pflanzennahrungsstoffe nicht äusser dem Be-
reich der sich fortwährend im Boden erzeugenden Kohlensäure kom-
men, und damit die zersetzende und lösende Eigenschaft derselben
in Verbindung mit Wasser und Atmosphärilien stets wirksam blei-
ben muss, wie sich dies an den härtesten Gebirgsarten täglich zeigt.
Dass auch die von Liebig nachgewiesene Kohlensäure, welche die
Wurzeln ausscheiden, eine gleiche Wirkung ausüben wird, lässt sich
nicht läugnen, aber ihre Wirkung kann wie die der obigen nur pro-
portional der Mengeder vorhandenen Kohlensäure und des Wassers sein.
Damit ist aber die Thatsache, dass verschiedene auf ein und
demselben Boden wachsende Pflanzen eine so verschiedene Aschen-
zusammensetzung haben — wie dies die Kiesel-, Kali- und Kalk-
pflanzen zeigen — ebensowenig erklärt, als durch die absorbirende
Eigenschaft der Ackererden. Es ist nicht denkbar, dass die aus einer
Kiesel-, Kali- und Kalkpflanze ausströmende Kohlensäure gerade
die zur Ernährung dieser so verschiedenen Pflanzen erforderlichen
Stoffe, genau in den geeigneten Verhältnissen auflösen und aufnehm-
bar machen soll!
Seit dieser durch zahlreiche Aschenanalysen bestätigten That-
sache stand die Annahme, dass sich die Pflanze bei ihrem Ernäh-
rungsprozesse, wie ein Schwamm verhalte, immer im Widerspruch
und wurde desshalb auch nur von Wenigen festgehalten.
Andere dagegen haben gelehrt, dass sich die Pflanze beim Er-
nährungsprozesse activ verhalte. Sie haben, gestützt auf die endos-
motischen Versuche, gelehrt, dass die Nahrungsaufnahme der Pflanze
durch die Epitheliumhaut der zarten Wurzeltheile bedingt und vor
jeder schädlichen Zufuhr geschützt wird.
Als endosmotische Membran trennt sie die zwischen der Acker-
krumme und der Pflanzenwurzel befindliche Bodenflüssigkeit von dem
LII. Jahrg. 5. Heft. 23
 
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