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Verhandlungen des naiurhisiorisch-medizinischen Vereins.

lieh Mittags 12 Ubr sich einstellte. In der Dauer und der Heftig-
keit wurde jedoch Nichts geändert. Erst nach Verlauf von 4 Wo-
chen, zur Zeit als die Sekretion der Nasenschleimhaut sich minderte
und endlich ganz aufhörte, wurde auch der Gesichtsschmerz gerin-
ger und verlor sich endlich vollständig. Palliativ erwiesen sich Was-
serdämpfe als mildernd. Essigsäure Dämpfe wurden nicht ertragen,
ebenso wenig Ammoniak, welches in einem andern Falle als vor-
treffliches Palliativum wirkte.

74. Vortrag des Herrn Dr. Herth über die Nahrungs-
aufnahme der Pflanzen am 28. Februar 1859.
In seinem XXXIII. chemischen Briefe sagt Liebig: „Wir haben
geglaubt, dass die Pflanze ihre Nahrung aus einer Lösung empfange,
dass die Schnelligkeit ihrer Wirkung mit ihrer Löslichkeit in näch-
ster Beziehung stehe. Die Pflanze sei wie ein Schwamm, der zur
Hälfte in der Luft zur Hälfte im feuchten Boden sich befinde; was
derselbe durch die Verdunstung verliere, sauge er unaufhörlich wie-
der aus dem Boden auf; was in dem Wasser gelöst sei, gehe mit
den Wassertheilchen in die Wurzel über. Der Boden und die Pflanze
seien beide passiv.
Alles dieses ist ein unheilvoller Irrthum gewesen. Wir haben
aus der Wirkung, welche Kohlensäure und Wasser auf das Gestein
ausüben, auf die Wirkung beider, auf die Ackererde geschlossen,
aber dieser Schluss ist falsch.
Aus dem Verhalten der Ackererde gegen Salzlösungen geht her-
vor, dass die Pflanze in der Aufnahme ihrer Nahrung selbst eine
Rolle spielen muss; die Verdunstung in den Blättern wirkt aller-
dings mit, aber in dem Boden besteht eine Polizei, welche die Pflanze
vor einer schädlichen Zufuhr schützt. Was der Boden darbietet,
kann nur dann in die Wurzel übergehen, wenn eine innere in der
Pflanze tbätige Ursache mitwirkt; welches diese Ursache und die
Art ihrer Wirkung ist, muss noch näher ermittelt werden; hierüber
angestellte Versuche zeigen, dass Gemüsepflanzen, welche man in
neutraler Lakmustinctur vegetiren lässt, diese Flüssigkeit roth färben;
die Wurzel scheidet demnach eine Säure aus; beim Kochen wird
die geröthete Tinktur wieder blau, diese Säure ist demnach Kohlen-
säure“.
Aus der absorbirenden Eigenschaft der Ackererden geht mit
ziemlicher Gewissheit hervor, dass das Wasser, nicht wie man bis-
her geglaubt, als Träger — gleichsam als Karren der von der Pflan-
zenwurzel entfernten Nahrungsstoffen dienen kann, wohl aber muss
ihm diese Rolle an den Berührungspunkten des Ackerkrumme und
der Pflanzenwurzel auch fernerhin zugesprochen werden.
(Schluss folgt.)
 
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