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Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereint.

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ich nach Verlauf einiger Tage wieder Gelegenheit hatte den Kran-
ken zu untersuchen, war mir die näselnde Spräche desselben auf-
gefallen. Eine Untersuchung der Nasenhöhle liess einen Polypen
leicht diagnostiziren, der auch sofort mittelst der Kornzange entfernt
wurde. Von nun an war die Neuralgie beseitigt und war bis jetzt
nicht wiedergekehrt.
2. Eine Frau von 70 Jahren leidet seit langer Zeit an Neural-
gia trigemini. Die Schmerzen waren in verschiedener Heftigkeit
schon aufgetreten, bald auf einen Ast beschränkt, bald auf den gan-
zen Nerven sich ausbreitend. Zur Zeit als ich sie sah, war der
ganze Nerv ergriffen, so dass der heftigste Schmerz mit masticato-
rischem Gesichtskrampfe verbunden war. Die Anfälle kamen sehr
häufig, manchmal alle 5 Minuten und hielten mehrere Sekunden bis
Minuten an. Eine Ursache für diese heftige Erkrankung weiss die
Kranke nicht anzugeben. Auch liess sich nichts Pathologisches er-
mitteln, äusser einem chronischen Schnupfen. Eine reichliche Menge
von schleimigen, eitrigen Sekret wurde aus der Nasenhöhle entfernt,
und floss zum Theil von selbst aus. Bei der Inspektion der Nase
war es nicht möglich eine andere Veränderung wahrzunehmen, als
eine leichte Röthung am Eingänge der Nasenhöhle. Allein aus der
langen Dauer der Secretion konnte man auf eine tiefere Gewebsstö-
rung schliessen und das war es, was mich veranlasste, hierin einen
Angriffspunkt für die Therapie zu suchen. Einspritzungen einer Lö-
sung von Zinc. sulfuric. mässigten in 4—5 Tagen die Schmerzen
und liessen die Anfälle seltener auftreten. Bei weiterer Fortsetzung
der Einspritzungen stellte sich ein ziemlich leidlicher Zustand her;
die Kranke ist zufriedener und freier von Schmerzen als lange Zeit
zuvor. Aber eine vollständige Heilung war nicht erzielt worden.
Die Anfälle kommen täglich zwei bis dreimal, erreichen jedoch nie
einen sehr hohen Grad. Der Catarrh der Nasenhöhle besteht, wenn
auch in geringem Grade fort. Wenn wir nun bedenken, dass bei
dem eigenthümlichen Bau der Nebenhöhle der Nase eine lokale Be-
handlung nicht mit der gewünschten Sicherheit durchgeführt werden
kann, so könnten wir den Grund für die Fortdauer der Erscheinun-
gen in dem noch nicht geheilten Catarrh suchen. Ob nun wirklich
ein Catarrh mit seinen Folgezuständen (Auflockerung der Schleim-
haut, Ulceration etc.) besteht, vermag nur die Sektion zu entschei-
den. Aber es gibt akute Catarrhe der Nasenschleimhaut, welche
Neuralgia trigemini verursachen und die als deutliche Beispiele für
das ursachliche Verhältniss zwischen Nasencatarrh und tic doulou-
reux dienen können. Während der Influenzalepidemie des vergange-
nen Winters kamen mir mehrere Fälle zur Beobachtung, welche sich
hauptsächlich durch die Heftigkeit der Kopfschmerzen am Anfänge
der Krankheit und die Hartnäckigkeit einer Prosopalgie während des
Verlaufs auszeichneten. In einem Falle war der Gesichtsschmerz
typisch, trat zuerst Nachts 2 Uhr auf; nach Darreichung grosser
Dosen Chinin setzte der Anfall je 2 Stunden nach, so dass er end-
 
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